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Der dritte Mond

Der dritte Mond

Titel: Der dritte Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zusehen, wie sie Net und die Kinder umbringen«, antwortete Gurk. Er zauberte noch ein paar Falten mehr auf seine Stirn, als ohnehin schon darauf waren, und blickte Hartmann vorwurfsvoll an. »Ich hätte mir eigentlich ein bißchen mehr Dankbarkeit gewünscht. Immerhin habe ich meinen Hals riskiert. Unter anderem.« »Und dafür bin ich dir dankbar, Gurk«, antwortete Hartmann. »Aber das ändert nichts daran, daß Skudder recht hat. Du hättest uns warnen können. Verdammt noch mal, es wäre deine Pflicht gewesen! Weißt du, wie viele Menschen in den letzten beiden Tagen gestorben sind?« »Nicht annähernd so viele, wie noch sterben werden, wenn ihr die Fremden nicht aufhaltet«, sagte Gurk leise. »Ihr wißt nicht, mit wem ihr es zu tun habt.« Seltsam – aber Charity hatte immer mehr das Gefühl, daß sie es im Grunde doch wußte. Das Wissen war in ihr verborgen, irgendwo, so tief in ihrem Bewußtsein vergraben, daß sie es noch nicht greifen konnte, aber es war da. »Dann sag es uns!« verlangte Skudder. »Das darf ich nicht«, antwortete Gurk. »Es gibt Regeln. Ich bin nur als Beobachter hier und nicht, um Partei zu ergreifen.« »Ich kann mich an Zeiten erinnern, da hast du ziemlich heftig Partei ergriffen«, antwortete Charity. Sie hatte scharf klingen wollen, oder wenigstens vorwurfsvoll, doch ihre Stimme machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Sie klang einfach nur traurig. Vielleicht ein bißchen verbittert, aber mehr auch nicht. »Das war damals«, erwiderte Gurk. »Heute ist die Situation anders. Das hier ist sozusagen eure Sache. Ich kann euch nicht helfen. Ich darf es nicht.« Plötzlich wurde seine Stimme schrill, nahm den Tonfall einer hysterischen Verteidigung an. »Ihr habt gesehen, was passiert, wenn ich mich einmische! Dieser zweite Angriff hätte nicht stattgefunden, hätte ich mich nicht eingemischt!« Er schüttelte zornig den Kopf. »Ich hätte gar nicht herkommen sollen! Man hat mich gewarnt, aber ich wollte ja nicht hören, ich Dummkopf!« »Du willst uns also nicht helfen«, stellte Charity fest. Sie wußte, daß sie unfair war, aber sie hatte keine andere Wahl. »Dann beantworte mir wenigstens eine Frage, Gurk. Nur eine einzige.« Gurk schwieg. Aber zumindest sagte er nicht gleich nein. »Der Überfall gestern nacht«, sagte Charity. Sie warf Hartmann einen fragenden Blick zu. »Ich nehme an, die Schiffe sind vorher nicht auf den Radarschirmen aufgetaucht.« »Nein«, bestätigte Hartmann. »Wären sie es, wären sie nicht bis hierher gekommen.« Charity war nicht überrascht. Ihre Erinnerungen waren mittlerweile vollkommen zurückgekehrt, und sie war sicher, sich das unheimliche Auftauchen der Rochenschiffe aus dem Nichts ganz bestimmt nicht nur eingebildet zu haben. »Was war es?« fragte sie. »Ein Transmitter?« Obwohl sie ihren Blick fest auf Gurk gerichtet hielt und nicht einmal in Skudders und Hartmanns Richtung sah, konnte sie regelrecht spüren, wie die beiden erbleichten. Fünf, zehn endlose Sekunden lang hielt Gurk ihrem Blick vollkommen ausdruckslos stand, dann schüttelte er knapp den Kopf. »Nein. Es gibt keine Materietransmitter mehr. Ihr habt damals ganze Arbeit geleistet. Die Black-Hole-Bombe hat nicht nur die Verbindung nach Moron zerstört. Das gesamte Netz ist zusammengebrochen. Vielleicht für immer. Ich weiß nicht, ob wir es jemals wieder aktivieren können.« »Wir?« fragte Skudder. Gurk grinste. »Das wäre dann die zweite Frage.« Skudder machte einen wütenden Schritt auf den Zwerg zu, aber Charity brachte ihn mit einer raschen Bewegung wieder zur Ruhe. »Was war es dann?« fragte sie. »Ich bin nicht blind, Gurk. Ich habe gesehen, wie sie am Himmel aufgetaucht sind!« Aber eigentlich stimmte das nicht. Die Schiffe waren nicht am Himmel über der Basis erschienen. Über der Erde war für einen Moment ein anderer Himmel erschienen, eine rote, sturmgepeitschte Einöde mit einer viel zu kleinen, viel zu kalten Sonne. »Frage Nummer drei?« fragte Gurk. »Gurk! Verdammt!« »Materietransmitter sind nicht das einzige Mittel, um von einem Ort zum anderen zu gelangen, ohne Zeit zu verlieren«, antwortete Gurk. »Nicht einmal das effektivste. Ich verstehe nicht genug von diesem Techno-Kram, um es euch zu erklären, und selbst wenn so wäre, würdet ihr es nicht verstehen. Man könnte es eine… Dimensionsverschiebung nennen. Obwohl es die Sache nicht wirklich beschreibt.« »Soll das heißen, daß die Fremden in der Lage sind, jederzeit

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