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Der dritte Mond

Der dritte Mond

Titel: Der dritte Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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woher sie kommen. Geschweige denn, warum sie uns angegriffen haben.« Charity war nicht die einzige, die Gurk fragend anschaute, doch der Zwerg erwiderte ihren Blick gelassen und ohne mit der Wimper zu zucken. Hartmann fuhr fort: »Aber das bedeutet nicht, daß wir nichts über sie wissen.« »Jetzt bin ich aber gespannt«, sagte Gurk. Charity warf ihm einen warnenden Blick zu, und Hartmann behandelte ihn so, wie er es immer schon getan hatte: Er beachtete ihn gar nicht. »Die Fremden sind eindeutig humanoid«, fuhr Hartmann fort. »Und das ist nicht die einzige Ähnlichkeit mit uns. Sie atmen eine Atmosphäre, die ein wenig sauerstoffhaltiger ist als die der Erde, ihr im großen und ganzen aber entspricht. Und auch die Technik der Fremden ist der irdischen ähnlich. Nicht identisch, aber ähnlich.« »Den Eindruck hatte ich nicht«, sagte Harris. »Wenn es Ihnen nicht gelungen wäre, den Störsender zu eliminieren, hätten sie uns fertig gemacht.« »Das mag sein«, antwortete Hartmann. »Trotzdem ist der Unterschied nicht so gewaltig, wie es aussieht, glauben Sie mir. Warten Sie zwanzig Jahre, und wir sind genau so weit. Ihre Schiffe sind etwas schneller als unsere, ihre Waffen etwas effektiver, ihre Schutzschirme etwas leistungsfähiger… aber die Betonung liegt eindeutig überall auf dem Wort etwas.  Glauben Sie mir – wir haben dort oben ein paar Runden mit ihnen im Ring gestanden.« »Und sie geschlagen«, mischte sich einer der Gouverneure ein. Charity brauchte eine Sekunde, um sich überhaupt an seinen Namen zu erinnern. Sie hätte sich in den letzten Jahren vielleicht wirklich ein bißchen mehr um Politik kümmern sollen, nicht nur um den Wiederaufbau der Raumflotte. »Soviel ich weiß, Mister Hartmann, haben Sie, Mister Skudder und Captain Laird mehr als ein halbes Dutzend ihrer Jäger abgeschossen«, fuhr Heydliß fort. Er sah vor allem Charity fragend an, doch in seinen Augen stand dabei ein Ausdruck geschrieben, der seinen zweifelnden Tonfall mehr als entschärfte. »Wie paßt das zu Ihrer Behauptung, die Schiffe der Fremden wären den unseren so sehr überlegen?« »Wir hatten Glück«, antwortete Charity an Hartmanns Stelle. »Drei zu acht ist kein Glück mehr, Captain«, sagte Heydliß sanft. »Natürlich war es Glück«, mischte Gurk sich ein. »Die drei da sind nämlich rein zufällig die besten Raumpiloten, die eure sogenannte Space-Force jemals hatte. Hätte irgendein anderer in dieser Viper gesessen, hätten die Fremden sie auseinandergenommen. « »Gurk!« sagte Charity scharf. »Schon gut.« Heydliß lächelte. »Dieser… Fremde hat recht. Wir alle hier wissen, daß Sie tatsächlich die beste Pilotin sind, die wir haben. Es geht mir ja auch nur darum, Klarheit zu bekommen.« »Klarheit? Worüber? Daß jemand uns überfallen hat?« »Klarheit über das wirkliche Ausmaß der Bedrohung«, antwortete Heydliß. »Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich teile keineswegs die Auffassung meines Kollegen Drasko, daß wir am besten sofort und vollständig auf das Militär verzichten sollten.« »Das wäre auch ein unpassender Moment.« »Ich denke nur, daß wir jetzt nicht hysterisch werden sollten«, fuhr Heydliß unbeeindruckt fort. »Es gibt eine Gefahr dort draußen, und wir müssen ihr zweifellos angemessen begegnen. Aber einen Feind zu überschätzen, kann genau so gefährlich sein, wie ihn zu unterschätzen. Ich jedenfalls glaube nicht an eine Invasion aus dem Weltall.« »Und was war das dann vorgestern?« fragte Charity spöttisch. »Ein Überfall«, sagte einer der anderen Gouverneure. Charity machte sich nicht einmal die Mühe, sich seinen Namen ins Gedächtnis zu rufen. »Eine Invasion haben Sie vor sechzig Jahren erlebt, Captain Laird. Hätten wir es damit zu tun, säßen wir alle jetzt wahrscheinlich nicht hier.« Charity biß sich wütend auf die Unterlippe und schluckte die Antwort herunter, die sie dieser Versammlung von Narren am liebsten entgegengeschleudert hätte. Sie wäre zwar nicht besonders klug und diplomatisch gewesen, dafür aber um so drastischer. »Dieser ganze Streit ist nicht nur sinnlos, sondern auch verfrüht«, meldete Hartmann sich zu Wort. »Bisher kann niemand sagen, womit wir es zu tun haben – mit dem Beginn einer Invasion oder einem Piratenüberfall, der irgendwie außer Kontrolle geraten ist. Aber ich bin nun einmal Soldat, und als solcher ist es meine Pflicht, vom Schlimmsten auszugehen, solange das Gegenteil nicht bewiesen

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