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Der dritte Mond

Der dritte Mond

Titel: Der dritte Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihr von diesem Frühstück ein bißchen entbehren, oder muß ich in die Kantine gehen?« »Das hätte wenig Zweck«, erklärte Gurk. »Wo eure Kantine war, ist nur noch ein großes Loch. Die Fremden scheinen nicht besonders viel für eure Kochkunst übrig zu haben.« Charity registrierte sehr genau, daß Gurk die Angreifer die Fremden nannte. Sie war ziemlich sicher, daß er auch etliche andere Namen für sie gehabt hätte, aber aus irgendeinem Grund zog er es immer noch vor, den Geheimnisvollen zu spielen, und sie wußte aus langer Erfahrung, wie sinnlos es war, von dem außerirdischen Gnom irgend etwas erfahren zu wollen, worüber er nicht reden wollte.  Sie ging nicht weiter auf dieses Thema ein, sondern half Melissa und Gurk, den Tisch zu decken, so daß sie zusammen ein verspätetes Frühstück einnehmen konnten. Sie sprachen über die verschiedensten Dinge, nur nicht über den zurückliegenden Angriff oder die Fremden, und obwohl Charity innerlich vor Ungeduld brannte, hatte dieses banale Gespräch doch eine sonderbar beruhigende Wirkung auf sie; vielleicht gerade, weil es so banal war. Das Leben fand für einen Moment in sein gewohntes, tägliches Einerlei zurück, und das war ein ungemein beruhigendes Gefühl. Charity brauchte nur den Blick zu heben und an Gurk vorbei aus dem Fenster zu blicken, um die Spuren des erbitterten Kampfes zu erkennen, der noch vor zwei Tagen hier getobt hatte, und doch hatte die Normalität schon wieder begonnen, Einzug in ihren Tagesablauf zu halten. Vielleicht war es das gewesen, dachte Charity, was Gurk gestern gemeint hatte, als er behauptete, die Menschen wären ein erstaunliches Volk. Nicht die Städte, die sie aus dem Nichts erschaffen hatte, oder die riesigen Schiffe, mit denen sie eines Tages zu den Sternen fliegen würden. Es gab draußen in der Galaxis Völker, die hundertmal mehr erschaffen hatten, angefangen mit Gurks eigener Rasse. Doch Menschen neigen dazu, sich ihr Leben auf eine ganz bestimmte Art einzurichten, und sie hielten mit großer Beharrlichkeit daran fest. Möglicherweise, dachte Charity spöttisch, sind wir weder außergewöhnlich klug noch außergewöhnlich tapfer, sondern nur außergewöhnlich stur. »Wird deine Mutter sich denn keine Sorgen um dich machen?« fragte sie nach einer Weile. Melissa biß in ihr viertes, turmhoch mit Rührei belegtes Toastbrot und antwortete kopfschüttelnd und mit vollem Mund: »Nein. Ich habe ihr gesagt, wohin ich gehe. Der kleine Mann ist mein Freund. Sie weiß das.« »Ist er schon lange dein Freund?« erkundigte Charity sich harmlos. »Sehr lange«, antwortete Melissa. »Seit dem Tag, als Herbert in das große Spinnennetz gelaufen ist.«  »Aha«, sagte Charity. Gurk grinste. Sie hatte sich schon ein wenig gewundert, daß er sich nicht eingemischt hatte, als sie abermals versuchte, Melissa auszuhorchen, wie er es ausdrückte. »Ach, übrigens«, sagte Gurk plötzlich. »Ich soll dir von Hartmann ausrichten, daß er dich im Hangar IV erwartet. Zusammen mit Skudder.« »Und das sagst du mir jetzt erst?« erwiderte Charity. »Du solltest erst einmal in Ruhe frühstücken«, antwortete Gurk. »Hätte ich es dir vorher gesagt, wärst du wieder einfach losgerannt. Ab und zu braucht auch die Retterin der Menschheit etwas zum Essen. Heldentaten begehen sich schlecht mit leeren Magen, weißt du?« Charity trank den letzten Schluck Kaffee und stand auf. »Jetzt hörst du dich an wie meine Mutter«, sagte sie. »Und?« Gurk grinste. »Was spricht dagegen? Sie war eine sehr nette Frau.« »Woher weißt du das?« Gurks Grinsen wurde noch breiter. »Wenn ich mir die Tochter so ansehe, dann muß sie eine sehr nette Frau gewesen sein.« Charity lachte, doch es klang selbst in ihren eigenen Ohren unsicherer, als ihr lieb war. Wieder einmal wurde ihr beinahe schmerzhaft bewußt, wie wenig sie im Grunde über den Zwerg wußte. Streng genommen nur das wenige, was er selbst über sich erzählt hatte, und seinen Namen. Und ganz streng genommen nicht einmal den, denn er lautete in Wirklichkeit ganz bestimmt nicht Haraach Ibn Al Gurk Ben Amar Ibn Lot Fuddel der Vierte – beziehungsweise… »Der Fünfte«, murmelte sie nachdenklich. Gurk sah sie schräg an, auf eine Weise, daß Charity sich nicht zum erstenmal, seit sie sich kannten, die Frage stellte, ob Gurk vielleicht ihre Gedanken las… oder sie zumindest auf irgendeine geheimnisvolle Weise erriet.  »Was?« »Ibn Lot Fuddel der fünfte«, sagte Charity noch

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