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Der dritte Mond

Der dritte Mond

Titel: Der dritte Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fort: »Ihr habt die schrecklichste Macht in diesem Teil des Universums bezwungen, Charity. Ihr habt einen Feind besiegt, der nicht besiegt werden kann. Moron hat ganze Sternensysteme überrannt, in unglaublich kurzer Zeit. Sie haben gewaltige Imperien niedergeworfen, von deren Größe ihr nicht einmal zu träumen wagt! Glaub mir, ich habe mehr als eine Welt gesehen, von der Moron sich nach seinem Sieg zurückgezogen hat. Manche dieser Welten hat Jahrhunderte gebraucht, um sich wieder zu erholen, und manche wird es nie mehr schaffen! Ihr habt die Moroni vor zehn Jahren besiegt, und ihr seid bereits dabei, eure Welt wieder aufzubauen. Ihr seid wirklich ein erstaunliches Volk, Charity. Manchmal frage ich mich, ob ich nicht Angst vor euch haben sollte.« »Nur, wenn du noch länger so dummes Zeug redest«, sagte Charity. Gurk reagierte gar nicht darauf, und auch Charity selbst kamen ihre Worte unpassend vor. Gurk hatte vermutlich recht, auch wenn er dabei außer acht ließ, daß das unglaubliche Tempo des Wiederaufbaus nicht allein ihr Verdienst war. Die Invasoren von Moron hatten die Erde nicht nur verwüstet, sondern den Überlebenden der fünfzigjährigen Besatzungszeit auch einen Technologieschub verpaßt, der die Erde regelrecht ins übernächste Jahrtausend katapultiert hatte. Auch wenn die Menschen den größten Teil der Technik, die sie benutzten, nicht einmal verstanden – sie benutzten sie. Daß Charity jetzt hier oben stand und diese Unterhaltung rührte, war ein gutes Beispiel dafür: Sechsunddreißig Stunden Schlaf und ein Griff in den Zauberkasten einer Medizin, die der der Erde des zwanzigsten Jahrhunderts um eine Zehnerpotenz überlegen war, hatten genügt, ihre Verletzungen ausheilen zu lassen. Aber was sie gemeint hatte, war auch nicht der materielle Wiederaufbau. Gurk hatte recht: Die Stadt, die sie dort hinten errichtet hatten, hätte Ende des zwanzigsten Jahrhunderts noch das Prunkstück eines jeden Science-Fiction-Films abgegeben. Aber darum ging es nicht. Es spielte keine Rolle, ob sie zehn oder hundert neue Gebäude zu errichten imstande waren, ob eine oder zehn funkelnde Städte. Nicht, solange es Menschen wie Melissa und ihre Mutter gab, die zwanzig Meter unter diesen Städten um ihr Überleben kämpften, ohne daß die Bewohner der Städte darüber auch nur etwas von der Existenz dieser Menschen ahnten. Die Welt würde nicht wieder dieselbe sein wie vor der Ankunft der Moroni, doch Charity würde sich auch nicht damit abfinden, auf einem Planeten zu leben, der zu einem Großteil nicht einmal mehr Ähnlichkeit mit jener Welt hatte, auf der sie geboren und aufgewachsen war, und der nun von Lebensformen beherrscht wurde, die aussahen, als entstammten sie ihren schlimmsten Fieberphantasien – und sich nur allzu oft auch so benahmen. »Was machen wir falsch?« murmelte sie. »Falsch?« fragte Hartmann. »Drasko und dieser… Heydliß. Wir wollen doch dasselbe wie sie.« Hartmann zuckte mit den Schultern. »Niemand mag Soldaten«, sagte er. »Sie brauchen uns, aber das heißt nicht, daß sie uns lieben müssen. War das früher anders?« Wenn Charity ehrlich zu sich selbst war, lautete die Antwort nein. Sie schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich nicht«, sagte sie. »Ich war nie ein richtiger Soldat, weißt du. Ich habe ein Raumschiff geflogen. Damals war das… ein gewisser Unterschied.« »Ja, ich weiß«, antwortete Gurk hämisch. »Damals brauchtet ihr keine Kampfschiffe.« »Brauchen wir denn heute welche?« fragte Charity. Gurk wollte antworten, doch Charity hob rasch die Hand und fuhr mit leicht erhobener Stimme und eine Spur schärfer fort: »Die Wahrheit. Ausnahmsweise, okay?« »Habe ich dich je belogen, Charity?« fragte Gurk. »Hast du jemals die Wahrheit gesagt?« gab Charity zurück. »Du bist nicht einfach nur zurückgekommen, Gurk. Fangen wir damit an: Wie lange bist du wirklich schon hier? Einen Monat? Ein Jahr? Oder die ganze Zeit über?« »Ein paar Wochen«, gestand Gurk nach kurzem Zögern. »Und du hast es nicht für nötig gehalten, vorbeizukommen und hallo zu sagen?« fragte sie. »Oder uns zu warnen?« fügte Skudder hinzu. »Ich war nicht ganz sicher, ob ich mich einmischen soll«, sagte Gurk. »Ehrlich gesagt, bin ich es immer noch nicht.« »Dich nicht einmischen?« Skudder machte ein keuchendes Geräusch, von dem Charity annahm, daß es ein abfälliges Lachen sein sollte. »Ich schätze, das hast du bereits.« »Ich konnte nicht tatenlos

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