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Der dritte Schimpanse

Der dritte Schimpanse

Titel: Der dritte Schimpanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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und Menschen wa­ren wie sie. Leahy schrieb in seine Tagebücher, daß die Hochländer einen schlechten Geruch ausströmten ; die­se fanden umgekehrt, daß die Weißen sonderbar und furchteinflößend rochen. Leahys Goldbesessenheit er­schien den Hochländern ebenso bizarr wie ihm deren Besessenheit von ihrer eigenen Form des Reichtums und ihrer Währung, den Kaurimuscheln. Im Falle der Über­lebenden der Dani aus dem Grand Valley und der Mit­glieder der Archbold-Expedition, die sich 1938 begegne­ten, wartet so ein Bericht noch darauf, niedergeschrie­ben zu werden.
    Ich sagte zu Beginn, daß Archbolds Ankunft im Grand Valley nicht nur für die Dani einen Wendepunkt mar­kierte, sondern auch für die Menschheit insgesamt Teil eines Wendepunktes war. Welchen Unterschied macht es, daß einst alle menschlichen Gemeinschaften relativ isoliert voneinander waren, ohne je mit Fremden kon­frontiert zu werden, und daß dies heute nur noch für ganz wenige gilt ? Die Antwort ergibt sich, wenn wir die­jenigen Gegenden der Welt, in denen der Zustand der Isolation schon vor langer Zeit endete, mit anderen ver­gleichen, wo er bis in die jüngste Vergangenheit fortdau­erte. Wir können auch den rapiden Wandel untersuchen, der auf historische Erstkontakte folgte. Vergleiche die­ser Art zeigen, daß der Kontakt zwischen weit vonein­ander entfernt lebenden Völkern nach und nach einen Großteil der in jahrtausendelanger Isolation entstandenen kulturellen Vielfalt vernichtete.
    Nehmen wir die Kunst als Beispiel. Innerhalb Neu­guineas gab es von Dorf zu Dorf beträchtliche Unter­schiede im Stil von Bildhauerei, Musik und Tanz. Aus Dörfern am Lauf des Sepik-Flusses und in den Asmat-Sümpfen stammen Schnitzereien, die wegen ihrer hohen Qualität Weltruhm erlangten. Doch der Druck auf die Dorfbewohner, ihre künstlerischen Traditionen aufzu­geben, nahm immer mehr zu. Als ich 1965 einen isoliert lebenden Stamm mit nur 578 Angehörigen bei Bornai besuchte, hatte der Missionar, der die Aufsicht über den einzigen Laden innehatte, die Bevölkerung gerade dazu gebracht, alle Kunstgegenstände zu verbrennen. Die Er­gebnisse von Jahrhunderten eigenständiger kultureller Entwicklung (»heidnische Artefakte«, wie der Missio­nar sie nannte) waren an einem einzigen Vormittag Op­fer der Flammen geworden. Bei meinem ersten Besuch in abgelegenen neuguineischen Dörfern im Jahre 1964 hörte ich Baumtrommeln und traditionelle Gesänge ; bei späteren Besuchen in den achtziger Jahren empfing mich dagegen der Klang von Gitarren und Rockmusik aus batteriebetriebenen Krachmachern. Jeder, der im New Yorker Metropolitan Museum of Art Asmat-Schnit­zereien bewundert oder den atemberaubend schnellen Baumtrommel-Duetten gelauscht hat, begreift , welche Tragödie dieser Verlust von Kunst darstellt, zu dem es durch die Kontakte mit der Außenwelt kam.
    Auf sprachlichem Gebiet setzte ebenfalls ein massi­ver Schwund ein. So gibt es in Europa heute nur rund 50 Sprachen, von denen die meisten auch noch der glei­chen, nämlich indogermanischen Sprachfamilie ange­hören. Dagegen wurden in Neuguinea, das weniger als ein Zehntel der Fläche Europas einnimmt und weniger als ein Hundertstel seiner Bevölkerung hat, etwa 1000 Sprachen registriert, von denen viele mit keiner ande­ren bekannten Sprache Neuguineas oder anderer Län­der verwandt sind! Neuguineische Sprachen haben im Durchschnitt nur wenige tausend Sprecher, die in einem Gebiet von rund 10 Kilometer Durchmesser leben. Als ich einmal die 60 Kilometer von Okapa nach Karimui in Neuguineas östlichem Hochland zurücklegte, hatte ich es mit nicht weniger als sechs Sprachen zu tun, angefan­gen mit Foré (einer Sprache mit Postpositionen wie im Finnischen) und endend mit Tudawhe (einer Tonspra­che mit Nasalvokalen wie im Chinesischen).
    Neuguinea zeigt uns, wie es früher überall auf der Erde war, als noch jeder isoliert lebende Stamm seine ei­gene Sprache hatte. Erst das Aufkommen der Landwirt­schaft schuf für einige Stämme die Möglichkeit, zu ex­pandieren und die eigene Sprache über große Gebiete zu verbreiten. Erst vor rund 6000 Jahren begann die indo­germanische Expansion, die zur Auslöschung aller frü-heren westeuropäischen Sprachen mit Ausnahme des Baskischen führte. Damit vergleichbar ist das Vorrücken der Bantusprachen innerhalb der letzten Jahrtau­sende, das die meisten sonstigen Sprachen Afrikas süd­lich der Sahara verschwinden ließ. Ganz ähnlich war das, was sich in

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