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Der dritte Schimpanse

Der dritte Schimpanse

Titel: Der dritte Schimpanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Landesinne­ren und kehren in fünf weiteren Tagen zur Küste zu­rück, wobei ihr Gesamtverbrauch 500 Tagesrationen (50 Mann à zehn Tage) beträgt. Als nächstes marschieren 15 Träger zum ersten Depot, beladen sich mit den dortigen 200 Tagesrationen, deponieren 50 davon weitere fünf Ta­gesmärsche entfernt und kehren zum ersten, inzwischen aufgefüllten Depot zurück, wobei ihr Gesamtverbrauch 150 Tagesrationen beträgt. Als nächstes …
    Die Kremer-Expedition von 1921–1922, die der Ent­deckung des Grand Valley vor Archbold am nächsten kam, verfügte über 800 Träger und 200 Tonnen Lebens­mittel, die in zehn Monaten nach und nach ins Lande­sinnere geschafft wurden, um es vier Entdeckungsreisen­den zu ermöglichen, gerade ein Stück weiter ins Lande­sinnere vorzudringen als bis zum Grand Valley. Kremer hatte nur das Pech, daß seine Route ein paar Kilometer westlich an dem Tal, von dessen Existenz er wegen der davorliegenden Bergkämme und des Dschungels nichts ahnte, vorbeiführte.
    Abgesehen von diesen natürlichen Hindernissen schien es im Innern Neuguineas wenig zu geben, das Missionare oder Kolonialherren reizen konnte, denn man ging ja davon aus, daß es so gut wie menschenleer war. Europäische Forschungsreisende, die an der Küste oder in Flüssen an Land gingen, stießen im Tiefland auf viele Stämme, die von Sago und Fisch lebten, aber nur auf wenige Einheimische, die in den steilen Vorbergen mühsam ihr Dasein fristeten. Von der Nord- wie auch von der Südküste präsentiert die schneebedeckte Zen­tralkordillere, das Rückgrat der Insel, steile Felswände. Man glaubte damals, Nord- und Südwand würden in einem Kamm zusammenlaufen. Was man von der Kü-ste nicht sehen konnte, waren die breiten, für landwirt­schaftlichen Anbau geeigneten Täler, die sich hinter die­sen Felswänden verbargen.
    Für das östliche Neuguinea wurde die Annahme ei­nes menschenleeren Landesinneren am 26. Mai 1930 als Legende entlarvt, als zwei australische Bergarbeiter, Mi­chael Leahy und Michael Dwyer, den Kamm des Bis­marckgebirges auf der Suche nach Gold erklommen und nachts mit Erschrecken feststellten, daß unten im Tal unzählige kleine Feuer brannten: die Kochstätten von Tausenden. Für das westliche Neuguinea war das Ende der Legende mit Archbolds zweitem Vermessungsflug am 23. Juni 1938 gekommen. Nach mehrstündigem Flug über den Dschungel, bei dem er wenig Spuren von Men­schen entdeckte, staunte Archbold nicht schlecht beim Anblick des Grand Valley, das aus der Luft an Holland erinnerte : eine säuberlich gerodete Landschaft, von Be­wässerungsgräben durchzogen und ordentlich in klei­ne Felder unterteilt, dazwischen hier und da ein klei­nes Dorf. Es dauerte noch sechs Wochen, bis Archbold Camps am nächstgelegenen See und Fluß mit Lande­möglichkeit für sein Wasserflugzeug errichten konn­te und von diesen Camps ausgesandte Spähtrupps das Grand Valley erreichten, um ersten Kontakt mit seinen Bewohnern herzustellen.
    Aus diesen Gründen hatte die Außenwelt bis 1938 nichts vom Grand Valley gehört. Und warum wußten die Talbewohner, heute Dani genannt, nichts von der Außenwelt ?
    Zum Teil liegt das natürlich an den gleichen logisti­schen Problemen, vor denen die Kremer-Expedition bei ihrem Marsch ins Landesinnere stand, nur eben in um­gekehrter Richtung. Doch solche Probleme würden in Regionen mit sanfterem Terrain und größerem Angebot der Natur an Wildfrüchten und -tieren als in Neuguinea weniger ins Gewicht fallen, und sie erklären auch nicht, warum alle übrigen Gesellschaften der Welt ebenfalls in relativer Abgeschiedenheit voneinander lebten. Wir sollten uns an dieser Stelle vor Augen führen, daß die modernen Anschauungen, die uns als selbstverständlich erscheinen, in Neuguinea eine relativ kurze Geschich­te haben und vor 10 000 Jahren noch nirgendwo auf der Welt anzutreffen waren.
    Vergegenwärtigen wir uns, daß heute die gesamte Erde in Staaten aufgeteilt ist, deren Bürger ein mehr oder we­niger großes Maß an Reisefreiheit innerhalb und außer­halb ihrer jeweiligen Heimatländer genießen. Wer Zeit, Geld und Lust hat, kann fast jedes Land besuchen, von ein paar traurigen Ausnahmen wie Nordkorea einmal ab­gesehen. Als Folge dieser Freiheit erfolgte eine Ausbrei­tung und Vermischung von Menschen und Waren rund um den Globus, und viele Güter wie zum Beispiel Coca-Cola sind heute fast überall erhältlich. Mir wird immer noch heiß vor Verlegenheit, wenn ich an

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