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Der dritte Schimpanse

Der dritte Schimpanse

Titel: Der dritte Schimpanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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dafür lautet, daß bei monogamen Arten jedes Männ­chen ein Weibchen abbekommen kann, bei sehr poly­gamen Arten jedoch die meisten Männchen einsam vor sich hinschmachten, da es einer kleinen Zahl dominie­render Männchen gelingt, sämtliche Weibchen in ihre Harems zu lotsen. Je größer die Harems, desto heftiger ist deshalb auch der Konkurrenzkampf der Männchen untereinander und desto wichtiger ist die männliche Körpergröße, da sie in der Regel den Kampf entscheidet.
    Der Mensch paßt mit dem etwas größeren männlichen Körper und dem leichten Hang zur Polygamie genau in dieses Schema. (Irgendwann in der Evolution überhol­ten jedoch Intelligenz und Persönlichkeit die Körper­größe an Bedeutung, so daß Basketballspieler und Su­mokämpfer heute meist auch nicht mehr Ehefrauen ha­ben als Jockeys oder Eiskunstläufer).
    Da bei polygamen Arten die Konkurrenz um Paa­rungspartner heftiger ist als bei monogamen Arten, un­terscheiden sich Männchen und Weibchen polygamer Arten in der Regel auch in anderen Aspekten als der Körpergröße stärker voneinander. Ich denke hier an die sekundären Geschlechtsmerkmale, die beim Anlocken von Paarungspartnern eine Rolle spielen. Bei den mo­nogamen Gibbons sieht man zwischen Männchen und Weibchen aus einiger Entfernung keinen Unterschied, während Gorillamännchen an den Schöpfen auf ihren Köpfen und dem silbernen Rückenhaar leicht zu erken­nen sind. Auch hier ist wieder die Anatomie Abbild un­serer leichten Form der Polygamie. Die äußeren Un­terschiede zwischen den Geschlechtern sind zwar bei weitem nicht so ausgeprägt wie bei Gorillas oder Orang-Utans, aber der Zoologe aus dem All könnte Männer und Frauen sicher am Körper- und Gesichtshaar, an dem ungewöhnlich langen männlichen Penis und den großen Brüsten der Frauen noch vor der ersten Schwan­gerschaft (in dieser Hinsicht sind wir unter den Prima­ten einzigartig) unterscheiden.
    Wenden wir uns nun den Geschlechtsorganen selbst zu. Die männlichen Hoden wiegen beim Menschen im Durchschnitt etwa 40 Gramm (beide zusammen). Das mag einem Macho Auftrieb geben, wenn er sich den etwas leichteren Hoden eines 200 Kilogramm schwe­ren Gorillamännchens daneben vorstellt. Aber Moment mal : Verglichen mit den über 100 Gramm schweren Ho­den eines Schimpansen von 45 Kilogramm sind unsere eigenen Hoden dann doch nicht so gewichtig. Warum ist im Vergleich zum Menschen der Gorilla so kläglich und der Schimpanse so gut ausgestattet ?
    Die Theorie der Hodengröße ist einer der Triumphe der modernen Anthropologie. Durch Auswiegen der Hoden von 33 Primaten entdeckten britische Wissen­schaftler zwei Trends. Erstens, daß häufiger kopulieren­de Arten größere Hoden benötigen, und zweitens, daß promiskuitivere Arten, bei denen sich mehrere Männ­chen regelmäßig in kurzen Abständen mit dem gleichen Weibchen paaren, besonders große Hoden brauchen (da das Männchen, das am meisten Sperma injiziert, die be­sten Chancen zur Eibefruchtung hat). Vergleicht man den Befruchtungsvorgang mit einer Lotterie, bedeuten größere Hoden mehr Lose.
    Und so erklärt sich aus diesen Überlegungen die un­terschiedliche Hodengröße von großen Menschenaffen und Mensch : Ein Gorillaweibchen wird erst drei oder vier Jahre nach der Geburt eines Jungen wieder sexu­ell aktiv, und das nur für ein paar Tage im Monat, bis es zu einer erneuten Schwangerschaft kommt. Deshalb er­lebt selbst das erfolgreiche Gorillamännchen mit einem Harem aus mehreren Weibchen Sex als höchst seltenen Leckerbissen, der bestenfalls einige wenige Male im Jahr zu genießen ist. Solch bescheidenen Anforderungen ge­nügen seine recht winzigen Hoden allemal. Das Ge­schlechtsleben eines Orang-Utan-Männchens stellt zwar ein wenig mehr, aber nicht viel höhere Anforderungen. Dagegen leben Schimpansenmännchen mit ihrer pro­miskuitiven, viele Weibchen zählenden Horde in einem sexuellen Schlaraffenland mit fast täglicher Gelegenheit zur Paarung (bei den Zwergschimpansen sind es sogar mehrere Paarungsakte pro Tag). Diese Häufigkeit, ge­paart mit der Notwendigkeit, andere Männchen in der Samenmenge zu übertreffen, um am Ende als Befruch­ter des promiskuitiven Weibchens dazustehen, erklärt, warum so große Hoden einen Sinn machen. Beim Men­schen genügen mittelgroße Hoden, da Männer den Ge­schlechtsakt im Durchschnitt zwar häufiger als Gorillas oder Orang-Utans, aber seltener als Schimpansen erle­ben. Hinzu kommt, daß die typische

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