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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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    Berrington starrte aus dem Fenster seines Büros. Niemand benutzte an diesem Vormittag den Tennisplatz. Er stellte sich Jeannie dort vor. Am ersten oder zweiten Tag des Semesters hatte er sie da im kurzen weißen Rock über den langen sonnengebräunten Beinen und weißen Schuhen herumrasen sehen …
    Damals hatte er sich fast in sie verliebt. Stirnrunzelnd fragte er sich, weshalb ihn ihre sportlichen Vorzüge so imponiert hatten. Frauen beim Sport zu beobachten gab ihm normalerweise eigentlich nichts. Er schaute sich nie American Gladiators an wie Professor Gormley, der Ägyptologie unterrichtete und jede
    Show aufgenommen hatte und sie sich, den Gerüchten nach, bis spät in die Nacht hinein zu Hause anschaute. Aber wenn Jeannie spielte, entwickelte sie eine besondere Anmut. Es war, als sehe man eine Löwin zum Sprint ansetzen: das Spiel der Muskeln, das Haar, wie es im Windschatten flog, und der Körper, der sich bewegte, stoppte, sich drehte und sich erneut mit erstaunlicher, schier übernatürlicher Anmut bewegte. Ihr zuzusehen war atemberaubend, und ihn hatte es in Bann geschlagen. Jetzt bedrohte sie alles, wofür er sein ganzes Leben gearbeitet hatte. Und doch wünschte er sich, er könnte sie noch einmal Tennis spielen sehen.
    Es war zum Verrücktwerden, daß er sie nicht einfach entlassen konnte, obwohl ihr Gehalt doch im Grunde genommen von ihm bezahlt wurde. Die Jones-Falls-Universität war ihr Arbeitgeber und Genetico der Geldgeber. Eine Hochschule konnte keine Institutsmit glieder rausschmeißen wie ein Restaurant einen unfähigen Kellner. Deshalb mußte er dieses Brimborium mitmachen.
    »Zur Hölle mit ihr!« fluchte er laut und kehrte an seinen Schreibtisch zurück.
    Die vormittägliche Besprechung war glatt verlaufen, bis der Name Jack Budgen gefallen war. Berrington hatte bei Maurice im Vorhinein gegen Jeannie Stimmung gemacht und fein säuberlich jegliches Ein lenken verhindert. Aber es war eine schlechte Neuigkeit, daß der Vorsitzende des Disziplinarkomitees Jeannies Tennispartner war. Darüber hatte Berrington sich nicht im Voraus informiert; denn er hatte angenommen, seinen Einfluß über die Wahl des Vorsitzenden geltend machen zu können. Jedenfalls war er insgeheim bestürzt, als er erfuhr, daß der Vorsitzende bereits festgestanden hatte.
    Die ernste Gefahr bestand, daß Jack die Geschichte aus Jeannies Sicht sehen würde.
    Besorgt kratzte er sich am Kopf. Berrington pflegte mit seinen akademischen Kollegen keinen gesellschaftlichen Umgang - er zog die einträglichere Gesellschaft von Politikern und Medienleuten vor. Aber er kannte Jack Budgens Background. Der Mann hatte sich mit dreißig aus dem Profitennis zurückgezogen und war wieder auf die Uni gegangen, um seinen Doktor zu machen. Da er bereits zu alt war, in seinem Studienfach Chemie eine Karriere zu beginnen, hatte er sich für die Universitätsverwaltung entschieden. Zur Leitung des Bibliotheks-komplexes und des Ausgleichs von Forderungen rivalisierender Abteilungen bedurfte es eines taktvollen und zuvorkommenden Wesens, und Jack machte seine Sache gut.
    Wie ließe Jack sich auf seine Seite ziehen? Er war kein Intrigant, ganz im Gegenteil – zu seiner Freundlichkeit kam auch eine gewisse Naivität. Es würde ihn kränken, versuchte man, offen auf ihn einzuwirken oder gar ihn ohne Herumgerede zu bestechen. Aber es könnte sich als möglich erweisen, ihn indirekt zu beeinflussen.
    Berrington selbst hatte sich einmal bestechen lassen. Er schämte sich noch heute, wenn er daran dachte. Es war zu Beginn seiner Karriere passiert, noch vor seiner Ernennung zum ordentlichen Professor. Eine Studentin war ertappt worden, als sie eine Kommilitonin dafür bezahlte, für sie die Examensarbeit zu schreiben. Sie hieß Judy Gilmore und war wirklich niedlich. Sie hätte der Uni verwiesen werden sollen, doch stand es im Ermessen des Institutsleiters, sie mit einer geringeren Strafe davonkommen zu lassen. Judy hatte Berrington in seinem Büro aufgesucht, um mit ihm »über das Problem zu reden«. Sie hatte abwechselnd die Beine übereinandergeschlagen und dann wie
    der gerade vor sich ausgestreckt, ihm
    traurig in die Augen geschaut, sich nach vorn gebeugt, damit er einen Blick in ihre weit ausgeschnit tene Bluse auf ihren Spitzenbüstenhalter werfen konnte. Er war sehr mitfühlend gewesen und hatte ihr versprochen, sich für sie einzusetzen.
    Daraufhin hatte sie geweint und ihm gedankt, hatte seine Hand genommen, ihn dann auf die Lippen geküßt

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