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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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die Verfahrensregeln des Komitees finden. Sie haben das Recht, sich von einem Anwalt oder einem anderen Rechtsbeistand vertreten zu lassen, vorausgesetzt, Sie benachrichtigen das Komitee davon vor dem Hearing.«
    Endlich gelang es Jeannie, eine vernünftige Frage zu stellen. »Wer führt den Vorsitz?«
    »Jack Budgen«, antwortete Obell. Berrington blickte scharf auf. »Steht das bereits fest?«
    »Der Vorsitzende wird immer zu Beginn des Studienjahres er nannt«,
    erwiderte Obell. »Jack hat dieses Amt seit Semesterbeginn.«
    »Das wußte ich nicht.« Berrington wirkte verärgert, und Jeannie wußte, weshalb. Jack Budgen war ihr Tennispartner. Das war ermutigend. Er würde ihr gegenüber fair sein.
    Noch war nicht alles verloren. Sie würde die Chance haben, sich und ihre Forschungsmethode vor einer Gruppe von Akademikern zu verteidigen. Es würde eine ernst hafte Diskussion geben, nicht die hohlen Phrasen der New York Times .
    Und sie hatte die Ergebnisse des FBI-Scans. Sie konnte sich eine vernünftige Verteidigungsstrategie zurechtlegen. Sie würde dem Komitee die FBI-Daten zeigen. Mit etwas Glück waren ein oder zwei Paare darunter, die nicht wußten, daß sie Zwillinge waren. Das würde alle beeindrucken. Dann würde sie die Vorsichtsmaßnahmen erklären, mit denen sie die Privatsphäre des einzelnen schützte … »Ich glaube, das ist alles«, sagte Maurice Obell. Jeannie wurde entlassen. Sie erhob sich. »Wie bedauerlich, daß es dazu kommen mußte.«
    Berrington sagte rasch: »Sie haben es sich selbst zuzuschreiben.« Er war wie ein streitlustiges Kind. Sie hatte nicht die Geduld für eine sinnlose Debatte. Sie bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick und verließ das Zimmer.
    Beim Überqueren des Campus dachte sie bedauernd, daß sie völlig darin versagt hatte, ihre Ziele zu erreichen. Sie wollte ein Remis und erhielt ein Patt. Aber Berrington und Obell hatten ihre Entscheidung getroffen, lange ehe sie das Rektorat betrat. Die angebliche Besprechung war reine Formalität gewesen.
    Sie kehrte zur Klapsmühle zurück. Als sie sich ihrem Büro näherte, sah sie, daß die Putzfrauen einen schwarzen Müllsack unmittelbar vor ihrer Tür abgestellt hatten. Sie würde sie sofort rufen. Doch als sie versuchte, ihre Tür zu öffnen, klemmte sie. Sie zog ihre Karte mehrmals durch den Leser, aber die Tür wollte sich nicht öffnen. Als sie sich um drehte, um zum Empfang zu gehen und den Service anzurufen, kam ihr ein schrecklicher Gedanke.
    Sie blickte in den schwarzen Sack. Er war nicht voll Abfall wie Schmierpapier und Kaffeetassen aus Styropor. Das erste, was sie sah, war ihre Segeltuchaktenmappe. Ebenso befanden sich ihre Schachtel Papiertaschentücher aus ihrer Lade darin, sowie ihre Paperbackausgabe von Tausend Morgen , zwei gerahmte Fotografien und ihre Haar bürste.
    Man hatte ihren Schreibtisch ausgeräumt und sie aus ihrem Arbeitszimmer ausgesperrt.
    Es war ein furchtbarer Schock! Ein viel größerer Schlag als der in Obells Büro.
    Das waren nur Worte gewesen. Hier jedoch fühlte sie sich von einem großen Teil ihres Lebens abgeschnitten. Das ist mein Zimmer, dachte sie. Wie können sie mich einfach aussperren? »Ihr verdammten Hundesöhne!« fluchte sie laut.
    Das mußten die Leute vom Campuswachdienst gewesen sein, während sie sich in Obells Büro befand. Natürlich hatten sie es ihr nicht mitgeteilt, denn das hätte ihr die Chance gegeben, alles mitzunehmen, was sie wirklich brauchte. Einmal mehr war sie von Berringtons Skrupellosigkeit überrascht.
    Es war wie eine Amputation. Sie hatten ihr ihr Forschungsprojekt genommen, ihre Arbeit. Sie wußte nicht, was sie jetzt machen, wohin sie gehen sollte. Elf Jahre war sie Wissenschaftlerin gewesen - als Studentin, als Graduierte, als
    Doktorandin und Assistenzprofessorin. Jetzt, plötzlich, war sie nichts.
    Während ihre Stimmung von Niedergeschlagenheit zu schwärzester Verzweiflung fiel, erinnerte sie sich an die Diskette mit den FBI-Daten. Sie kramte im Inhalt des Müllsacks, doch er enthielt keine Dis ketten. Ihre Ergebnisse, die Basis ihrer Verteidigung, waren in ihrem Büro eingeschlossen.
    Sie hämmerte hilflos mit den Fäusten an die Tür. Ein Student, der ihre Statistik-Vorlesungen besuchte, blickte sie erstaunt an und fragte: »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Sie erinnerte sich an seinen Namen. »Hi, Ben. Sie könnten diese gottverdammte Tür für mich eintreten.« Zweifelnd betrachtete er die Tür.
    »Es war nicht ernst gemeint«,

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