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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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versicherte sie ihm rasch. »Danke, es ist alles in Ordnung.«
    Er zuckte die Schultern und ging weiter.
    Es hatte wahrhaftig keinen Sinn, hier herumzustehen und auf die verschlossene Tür zu starren. Sie griff nach dem schwarzen Plastiksack und ging ins Labor.
    Lisa saß an ihrem Schreibtisch und fütterte einen Computer mit Daten.
    »Sie haben mich gefeuert«, sagte Jeannie als Begrüßung. Lisa starrte sie an.
    »Was?«
    »Sie haben mich aus meinem Büro ausgesperrt und meine Sachen in diesen Müllsack geworfen!«
    »Ich glaub’s nicht!«
    Jeannie zog ihre Aktenmappe aus dem Sack und holte die New York Times heraus. »Deshalb.«
    Lisa las die ersten beiden Absätze und sagte: »Aber das ist ausgesprochener Blödsinn!«
    Jeannie setzte sich. »Ich weiß. Also, warum tut Berrington, als nehme er es ernst?«
    »Du meinst, er täuscht es vor?«
    »Da bin ich mir ganz sicher. Er ist zu schlau, sich durch einen solchen Unsinn aus der Ruhe bringen zu lassen. Da steckt etwas anderes dahinter.« Jeannie trommelte frustriert mit den Absätzen auf den Bo den. »Er ist entschlossen, alles zu tun, und er wagt sich weit hinaus - es muß viel für ihn auf dem Spiel stehen.«
    Vielleicht würde sie ja die Antwort in den Krankenblättern der Aventine-Klinik in Philadelphia finden. Sie blickte auf ihre Uhr. Wenn sie um vierzehn Uhr, wie abge macht, dort sein wollte, mußte sie bald losfahren.
    Lisa verstand es immer noch nicht. »Sie können dich nicht einfach feuern’.« sagte sie empört.
    »Ich habe morgen eine Anhörung vor dem Disziplinarkomitee.«
    »Mein Gott, sie meinen es ernst!«
    »Das kann man wohl sagen!«
    »Kann ich irgend etwas für dich tun?«
    Ja, da war etwas, aber Jeannie hatte Angst, sie darum zu bitten. Sie blickte Lisa überlegend an. Das Mädchen trug trotz der Hitze eine hochgeschlossene Bluse unter einem weiten Pullover. Zweifellos immer noch eine Reaktion auf die Vergewaltigung. Sie wirkte sehr ernst wie jemand, der erst vor kurzem einen schweren Verlust erlitten hatte.
    Würde sich ihre Freundschaft als ebenso zerbrechlich erweisen wie Ghitas?
    Jeannie hatte entsetzliche Angst vor der Antwort. Wenn auch Lisa sie im Stich ließe, wen hätte sie da noch? Aber sie mußte sie auf die Probe stellen, obwohl dies die ungünstigste Zeit dafür war. »Du könntest versuchen, in mein Büro zu kommen«, erwiderte sie nun zögernd. »Die FBI-Ergebnisse sind dort.«
    Lisa antwortete nicht sofort. »Haben sie dein Schloß oder sonst was geändert?«
    »Es ist viel müheloser als das. Sie ändern den Code elektronisch, so daß die Karte völlig nutzlos ist. Ich wette, ich werde nach Dienstschluß nicht einmal mehr ins Haus hineinkommen.«
    »Es ist schwer, es zu fassen, es kam so plötzlich.«
    Jeannie drängte Lisa gar nicht gern, ein Risiko für sie einzugehen. Sie zerbrach sich den Kopf nach einem Ausweg. »Vielleicht könnte ich selbst irgendwie hineingelangen. Möglicherweise läßt mich eine der Putzfrauen ein, aber ich vermute, daß das Schloß auch auf ihre Karten nicht mehr anspricht. Außerdem, wenn das Büro leersteht, muß es nicht geputzt werden. Aber die Wachleute müssen imstande sein, hin einzukommen.«
    »Sie werden dir nicht helfen. Sie werden wissen, daß man dich mit voller Absicht ausgesperrt hat.«
    »Das stimmt«, bestätigte Jeannie. »Doch vielleicht lassen sie dich hinein. Du könntest behaupten, du brauchst etwas aus meinem Büro.«
    Lisa schaute nachdenklich drein.
    »Ich bitte dich nur ungern«, sagte Jeannie.
    Da veränderte sich Lisas Gesichtsausdruck. »Aber ja«, sagte sie schließlich. »Natürlich werde ich es versuchen.«
    Jeannie schluckte. »Danke.« Sie biß sich auf die Lippe. »Du bist eine wirkliche Freundin.« Sie langte über den Schreibtisch und drückte Lisas Hand.
    Lisa geriet bei Jeannies Dankbarkeitsbezeugung ein wenig in Verlegenheit. »Wo finde ich denn diese FBI-Liste in deinem Büro?«
    »Ich habe sie auf eine Diskette mit dem Aufkleber ›Einkaufsliste‹ kopiert und in eine Diskettenbox mit Backups in meiner Schreibtisch lade gesteckt.«
    »Kann ich mir leicht merken.« Lisa runzelte die Stirn. »Ich versteh’ nur nicht, weshalb sie so gegen dich sind.«
    »Es hat alles mit Steve Logan angefangen«, sagte Jeannie. »Seit Berrington ihn hier gesehen hat, gibt es Schwierigkeiten. Aber ich glaube, ich bin dabei, den Grund dafür herauszufinden.« Sie stand auf.
    »Was wirst du jetzt machen?« erkundigte sich Lisa.
    »Ich fahre nach Philadelphia.«

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