Der Dritte Zwilling.
Jeannie.
Berrington fuhr fort: »Sie weigerte sich, Stellung zur Presseerklärung zu nehmen.
Wieder brauste sie auf und behauptete, sie könne tun, was ihr gefiel, und stürmte hinaus.«
Steve blickte Jeannie fragend an. Sie sagte leise: »Eine gemeine Lüge. Sie hielten mir die Presseerklärung als vollendete Tatsache vor die Nase.«
Steve nickte, beschloß jedoch, diesen Punkt beim Kreuzverhör nicht zur Sprache zu bringen. Das Komitee würde bestimmt der Meinung sein, daß Jeannie auf keinen Fall hätte davon stürmen dürfen.
»Die Reporterin teilte uns mit, daß sie ihren Artikel bis mittag jenen Tages abgeben mußte«, fuhr Berrington glatt fort. »Dr. Obell war der Ansicht, daß die Universität entschieden Stellung zu ergreifen habe, und ich muß sagen, ich war absolut seiner Meinung.«
»Und hatte Ihre Erklärung die gewünschte Wirkung?«
»Nein, sie war ein absoluter Fehlschlag. Doch das lag daran, daß Dr. Ferrami noch Öl ins Feuer goß. Sie sagte der Reporterin, sie beabsichtige, uns zu ignorieren, und es gäbe nichts, was wir dagegen tun könnten.«
»Hat sich irgendjemand außerhalb der Universität zu der Geschichte geäußert?«
»Allerdings.«
Etwas an Berringtons Tonfall schlug bei Steve Alarm, und er machte sich eine Notiz.
»Ich erhielt einen Anruf von Preston Barck, dem Vorsitzenden von Genetico, der ein bedeutender Mäzen unserer Universität ist und der vor allem das gesamte Zwillings-Forschungsprogramm finanziert«, fuhr Berrington fort. »Natürlich ist er besorgt über die Art und Weise, wie sein Geld ausgegeben wird. Der Zeitungsartikel stellte die Führung der Universität als völlig handlungsunfähig hin. Preston fragte mich: ›Wer, zum Teufel, leitet eigentlich die verdammte Schule?‹ Ich fand es entsetzlich peinlich.«
»War das Ihre Hauptsorge? Die Peinlichkeit, daß sich ein Ihnen unterstelltes Institutsmitglied widersetzt hat?«
»Natürlich nicht. Das Hauptproblem war der Schaden, der Jones Falls durch Dr. Ferramis Arbeit zugefügt würde.«
Schlauer Zug, dachte Steve.
Insgeheim fanden alle Komiteeangehörige die Vorstellung unerträglich, daß eine Assistenzprofessorin sich ihnen offen widersetzte. Damit war es Berrington gelungen, alle auf seine Seite zu bringen. Aber Quinn hatte diesen Punkt nicht lange erörtert, sondern der Beschwerde eine so eminente gesellschaftspolitische Bedeutung verliehen, daß sie einander sagen konnten, sie würden durch die Entlassung Jeannies die Universität schützen und nicht nur eine ungehorsame Untergebene bestrafen.
Berrington fuhr fort: »Die Universität muß bei Fällen, bei denen es um die Verletzung der Privatsphäre geht, besonders vorsichtig sein. Wir werden durch hohe finanzielle Spenden unterstützt, und Studenten wetteifern um Studienplätze bei uns, denn wir sind eine der renommiertesten Hochschulen des Landes. Allein schon die Andeutung, daß wir die Rechte anderer Menschen auch nur fahrlässig verletzen, kann uns sehr schaden.«
Das war eine eindrucksvolle Formulierung, und das gesamte Komi tee würde ihm zustimmen. Steve nickte, um zu zeigen, daß auch er bei stimmte, und hoffte, sie würden es bemerken und daraus schließen, daß es nicht um diesen Punkt ging.
Quinn fragte Berrington: »Welche Möglichkeiten sahen Sie zu diesem Zeitpunkt?«
»Eine einzige. Wir mußten zeigen, daß wir eine Verletzung der Privatsphäre
durch Forscher der Universität nicht dulden. Ebenso mußten wir beweisen, daß wir imstande sind, unsere eigenen Bestimmun gen durchzusetzen. Das konnten wir nur durch die fristlose Kündigung von Dr. Ferrami. Eine andere Alternative gibt es nicht.«
»Danke, Professor.« Quinn setzte sich.
Steve fühlte sich nicht gerade optimistisch. Quinn taktierte so ge schickt wie
erwartet, und Berrington war leider mehr als überzeugend gewesen. Er hatte die Rolle des vernünftigen, besorgten Vorgesetzten, der sein Bestes im Umgang mit einer hitzköpfigen, leichtsinnigen Untergebenen tat, hervorragend gespielt. Es war umso glaubhafter, da Jeannie ihre Hitzköpfigkeit demonstriert hatte.
Aber das Ganze entsprach nicht der Wahrheit. Das war alles, was Steve einwenden konnte. Jeannie war im Recht. Er mußte es nur beweisen.
Jack Budgen fragte: »Haben Sie irgendwelche Fragen, Mr. Logan?«
»Ja, allerdings.« Steve machte eine kurze Pause, um seine Gedanken zu sammeln.
Das war, wovon er geträumt hatte. Er stand nicht in einem Gerichtssaal, ja er war noch nicht einmal ein zugelassener Anwalt, aber
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