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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Blazer, den könnte sie zu einem weißen T-Shirt und einer schwarzen Hose anziehen. Er war zwar farblich etwas zu auffällig, müßte jedoch gehen.
    Sie setzte sich vor ihren Toilettenspiegel und beschäftigte sich mit ihrem Make-up. Steve kam aus dem Badezimmer. Er sah sehr gut und ein wenig konventionell aus in Oberhemd und Krawatte. »Im Gefrierschrank sind ein paar Zimtschnecken. Du könntest sie in der Mikrowelle auftauen, falls du hungrig bist.«
    »Großartig. Möchtest du auch was?«
    »Ich bin zu nervös, irgendetwas zu essen, aber ich hätte nichts ge gen eine zweite Tasse Kaffee.«
    Er brachte den Kaffee, während sie ihr Make-up beendete. In bei nahe einem Zug trank sie die Tasse leer, dann kleidete sie sich an. Als sie ins Wohnzimmer ging, sah sie Steve am Küchentischchen sitzen. »Hast du die Schnecken gefunden?«
    »Klar.«
    »Und?«
    »Du hast gesagt, du willst nichts, da habe ich sie alle gegessen.«
    »Alle vier?«
    »Äh … Es waren sogar zwei Packungen.«
    »Du hast acht Zimtschnecken gegessen?«
    Verlegen antwortete er: »Ich hatte ziemlichen Hunger.«
    Sie lachte. »Gehen wir.«
    Als sie sich umdrehte, faßte er ihren Arm. »Warte!«
    »Was ist?«
    »Jeannie, es macht Spaß, Freunde zu sein und ich bin gern bei dir, aber du mußt wissen, daß das nicht alles ist, was ich mir wünsche.«
    »Das weiß ich.«
    »Ich habe mich in dich verliebt.«
    Sie blickte ihm in die Augen. Er meinte es ernst. »Ich fange auch an, dich gern zu haben«, sagte sie leichthin.
    »Ich möchte dich lieben, und ich wünsche mir das so sehr, daß es beinahe weh tut!«
    So etwas könnte ich mir den ganzen Tag anhören, dachte sie. »Hör zu, wenn du liebst, wie du ißt, hab’ ich nichts dagegen.«
    Sein Gesicht verdüsterte sich, und ihr wurde bewußt, daß sie etwas Falsches gesagt hatte.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sie sich. »Ich wollte nicht sticheln.«
    Er zuckte die Schultern, womit er wohl »schon gut« meinte.
    Sie griff nach seiner Hand. »Hör zu, zuerst retten wir mich. Dann retten wir dich.
    Und dann gönnen wir uns das Vergnügen.«
    Er drückte ihre Hand. »Okay.«
    Sie verließen das Haus. »Fahren wir mit meinem Auto«, schlug sie vor. »Ich bring’ dich dann später zu deinem Wagen zurück.«
    Sie stiegen in ihren Mercedes. Das Autoradio ging beim Starten an. Während sie sich in den Verkehr auf der Einundvierzigsten Straße einreihte, hörte sie den Nachrichtensprecher Genetico erwähnen und drehte es lauter. »Es wird erwartet, daß Senator Jim Proust, ein ehemaliger Direktor der CIA, heute bestätigt, er sei daran interessiert, sich von den Republikanern als Präsidentschaftskandidat für die nächsten Wahlen aufstellen zu lassen. Sein Wahlversprechen: nur noch zehn Prozent Einkommensteuer bei gleichzeitiger Streichung aller Aus gaben für die Sozialfürsorge; denn, so der Senator, ›es geht nicht an, daß sich die sozial Schwachen auf Kosten der Starken bereichern‹. Die Finanzierung der Kampagne wird kein Problem sein, meinen die Kommentatoren, da Proust sechzig Millionen Dollar für die Übernahme seiner medizinischen Forschungsgesellschaft Genetico erhalten wird. Nun zum Sport, die Philadelphia Phillies …«
    Jeannie schaltete das Radio ab. »Was hältst du davon?« Steve schüttelte bestürzt den Kopf. »Die Geschichte wird immer verhängnisvoller«, sagte er. »Wenn wir die Hintergründe bei Genetico aufdecken und das Übernahmeangebot zurückgezogen wird, kann Jim Proust die Wahlkampagne nicht bezahlen. Und Proust ist ein gewissenloser Mensch und bedrohlicher Gegner, ein Ex-CIA-Mann, der gegen Abrüstung, freie Meinungsäußerung und jede liberale Strömung ist. Du bist da ein paar gefährlichen Leuten im Weg, Jeannie.«
    Sie knirschte mit den Zähnen. »Um so nötiger ist es, gegen sie vor zugehen. Ich wurde mit Sozialhilfe aufgezogen, Steve. Falls Proust Präsident werden sollte, würden Mädchen wie ich immer nur Friseusen sein.«

Kapitel 38

    Vor Hillside Hall, dem Verwaltungsgebäude der Jones-Falls-Universität, fand eine kleine Demonstration statt. Dreißig bis vierzig Studenten, oder vielmehr hauptsächlich Studentinnen, formierten sich vor der Freitreppe. Es war ein stiller, disziplinierter Protest. Beim Näherkommen konnte Steve eines der Spruchbänder lesen:
    Gebt Jean Ferrami sofort ihre Stellung zurück!
    Das schien ihm ein gutes Omen zu sein. »Sie setzen sich für dich ein«, sagte er zu Jeannie.
    Sie schaute genauer hin, und Freudenröte überzog ihr Gesicht.

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