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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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er verteidigte eine von den Mächten des Schicksals Verfolgte und zu Unrecht Beschuldigte gegen die Ungerechtigkeit einer mächtigen Institution. Die Chancen standen nicht gut für ihn, aber das Recht war auf seiner Seite. Ja, das war sein Traum.
    Er erhob sich und blickte Berrington durchdringend an. Wenn Jeannies Theorie stimmte, mußte der Mann ein eigenartiges Gefühl in dieser Situation empfinden.
    Es dürfte so ähnlich sein, als würde Dr. Frankenstein von seinem künstlichen Menschen in die Mangel genommen. Steve wollte das nutzen, um Berringtons Haltung ein wenig zu erschüttern, ehe er mit der wesentlichen Frage begann.
    »Sie kennen mich, Professor, nicht wahr?«
    Berrington wirkte fast bestürzt. »Ah … ich glaube, wir sind uns am Montag begegnet, ja.«
    »Und Sie wissen alles über mich.«
    »Ich - ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Ich unterzog mich einen Tag lang einer Testreihe in Ihrem Laboratorium. Sie haben demnach eine Menge Informationen über mich.«
    »Ah - jetzt weiß ich, was Sie meinen. Ja.«
    Berrington sah nun aus, als habe Steve ihn völlig aus der Fassung gebracht.
    Steve stellte sich hinter Jeannies Stuhl, damit alle sie ansehen mußten. Es fiel schwerer, Schlechtes von jemandem zu denken, der einen Blick so offen und furchtlos erwiderte.
    »Professor, lassen Sie mich mit Ihrer ersten Behauptung beginnen, daß Sie beabsichtigt hatten, nach Ihrem Gespräch mit Dr. Ferrami am Montag rechtlichen Rat einzuholen.«
    »Ja.«
    »Aber Sie haben trotzdem keinen Anwalt konsultiert.«
    »Nein. Ich wurde von den Ereignissen überrollt.«
    »Sie haben um keinen Termin bei einem Anwalt angesucht.«
    »Dazu war keine Zeit.«
    »In den beiden Tagen zwischen Ihrem Gespräch mit Dr. Ferrami und dem mit Dr. Obell über die New York Times haben Sie nicht einmal Ihre Sekretärin ersucht, sich darum für Sie zu bemühen.«
    »Nein.«
    »Ebensowenig hörten Sie sich um oder sprachen mit einem Ihrer Kollegen, um sich nach dem Namen eines geeigneten Anwalts zu er kundigen.«
    »Nein.«
    »Also sind Sie nicht imstande, Ihre Behauptung zu beweisen.«
    Berrington lächelte selbstsicher. »Aber ich bin als ehrlicher Mensch bekannt.«
    »Dr. Ferrami erinnert sich genau an dieses Gespräch mit Ihnen.«
    »Gut.«
    »Sie sagte, von rechtlichen Problemen oder privaten Bedenken sei keine Rede gewesen; Ihre einzige Sorge war, ob das Suchprogramm auch wirklich funktionieren würde.«
    »Vielleicht hat sie es vergessen.«
    »Oder vielleicht erinnern Sie sich nicht richtig.« Steve spürte, daß dieser Punkt an ihn gegangen war und änderte abrupt die Richtung. »Erwähnte Ms. Freelander, die Reporterin der New York Times , wie sie von Dr. Ferramis Arbeit gehört hat?«
    »Falls sie es tat, hat Dr. Obell es mir gegenüber nicht erwähnt.«
    »Sie fragten also gar nicht?«
    »Nein.«
    »Und Sie wunderten sich nicht einmal, woher sie es wußte?«
    »Ich nehme an, ich dachte mir, daß Reporter eben ihre Quellen haben.«
    »Da Dr. Ferrami nichts über dieses Projekt veröffentlichte, wer hat dann die Zeitung informiert?«
    Berrington zögerte und blickte Quinn ratsuchend an. Quinn stand auf. »Sir«, wandte er sich an Jack Budgen, »der Zeuge sollte nicht auf gefordert werden, Vermutungen anzustellen.«
    Budgen nickte.
    »Aber es handelt sich hier um eine informelle Anhörung - wir müssen uns nicht an strenge Verfahrensregeln halten.«
    Jane Edelsborough sprach zum erstenmal. »Die Frage erscheint mir interessant und wesentlich, Jack.«
    Berrington warf ihr einen finsteren Blick zu, und sie erwiderte ihn mit einem Schulterzucken, das eine Entschuldigung sein mochte. Es war eine kurze, als Gebärdenspiel getarnte persönliche Unterhaltung, und Steve fragte sich, in welcher Beziehung die beiden zueinander standen.
    Budgen wartete, vielleicht in der Hoffnung, ein anderes Komiteemitglied wäre entgegengesetzter Meinung, damit er als Vorsitzender die Entscheidung treffen könne, aber niemand sonst sprach. »Nun gut«, sagte er nach einer Pause. »Fahren Sie fort, Mr. Logan.«
    Steve konnte kaum glauben, daß dieser Punkt nun an ihn gegangen war. Den Professoren gefiel nicht, daß ein Verteidiger, der noch nicht mal ein richtiger Anwalt war, ihnen sagte, was zulässig sei und was nicht. Sein Mund war trocken vor Anspannung. Er schenkte sich mit zittriger Hand aus einer Karaffe Wasser in ein Glas.
    Er nahm einen Schluck, ehe er sich wieder an Berrington wandte und sagte: »Ms. Freelander hatte mehr als nur eine ungefähre

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