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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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teilweise verdeckte.
    »Sie sind schnell hier gewesen«, sagte einer der Polizisten.
    »Ich war in der Gegend«, erwiderte Mish. Sie schaute auf Steve, der auf dem Boden lag. »Heben Sie ihn auf«, sagte sie zu dem Cop.
    Der Polizist packte Steves Arm und zerrte ihn auf die Beine.
    »Das ist er«, sagte Mish. »Eindeutig. Das ist der Kerl, der Lisa Hoxton vergewaltigt hat.«
    »Das war … Steven?« stieß Jeannie fassungslos hervor. Großer Gott, und ich wollte ihn mit in meine Wohnung nehmen.
    »Vergewaltigt?« keuchte Steven.
    »Einer der Officer hat den Wagen erkannt, als der Kerl damit vom Campus fuhr«, sagte Mish, an Jeannie gewandt.
    Zum erstenmal betrachtete sie Steves Wagen. Es war ein hellbrauner Datsun, ungefähr fünfzehn Jahre alt. Lisa hatte erklärt, sie habe den Täter in einem alten weißen Datsun gesehen.
    Jeannies anfänglicher Schock und das Erschrecken fielen allmählich von ihr ab, und sie begann wieder nüchtern und logisch zu denken. Die Polizei verdächtigte Steven; das machte ihn noch nicht zum Schuldigen. Wo waren die Beweise?
    Jeannie sagte: »Wenn Sie jeden Mann verhaften würden, der einen rostigen Datsun fährt …«
    Mish reichte Jeannie ein Stück Papier. Es war ein Flugblatt, auf dem das computerentworfene Schwarzweißbild eines Mannes zu sehen war.
    Jeannie starrte darauf. Das Gesicht hatte gewisse Ähnlichkeit mit dem von Steven. »Das könnte er sein; aber er könnte es ebensogut nicht sein«, sagte sie.
    »Was haben Sie mit dem Mann zu tun?«
    »Er ist eine unserer Versuchspersonen. Wir haben im Labor Tests mit ihm vorgenommen. Ich kann nicht glauben, daß er der Täter ist!« Jeannies Testergebnisse hatten gezeigt, daß Steven die Anlagen eines Verbrechers geerbt hatte – aber sie hatten ebenso deutlich bewiesen, daß er sich nicht zum Kriminellen entwickelt hatte.
    Mish wandte sich an Steven. »Können Sie mir sagen, wo Sie gestern zwischen sieben und acht Uhr abends gewesen sind?«
    »Na ja, ich war an der Jones Falls«, antwortete Steven. »Was haben Sie da getan?«
    »Nicht viel. Ich wollte mit meinem Vetter Ricky ausgehen, aber er hat abgesagt. Ich bin gestern schon hergekommen, weil ich wissen wollte, wo ich heute morgen an der JFU hin mußte. Ich hatte nichts anderes zu tun.«
    Selbst in Jeannies Ohren klangen die Worte unglaubwürdig. Vielleicht ist er tatsächlich der Vergewaltiger, dachte sie voller Abscheu. Doch falls das zutraf, fiel ihre gesamte Theorie in sich zusammen. »Wie haben Sie die Zeit bis zum Abend verbracht?« fragte Mish. »Ich hab’ mir auf dem Campus ein Tennisspiel angeschaut. Dann bin ich ein paar Stunden in einer Kneipe in Charles Village gewesen. Als das Feuer in der Sporthalle ausbrach, war ich schon fort.«
    »Kann jemand Ihre Aussagen bestätigen?«
    »Na ja, ich hab’ Dr. Ferrami angesprochen. Allerdings wußte ich zu dem Zeitpunkt nicht, wer sie ist.«
    Mish wandte sich zu Jeannie um. Diese sah die Feindseligkeit in den Augen der Sergeantin und mußte daran denken, wie sie beide an diesem Morgen aneinandergeraten waren, als Mish versucht hatte, Lisa zur Mitarbeit zu überreden.
    »Es war kurz nach meinem Tennismatch«, sagte Jeannie. »Einige Minuten, bevor das Feuer ausbrach.«
    »Demnach können Sie uns nicht sagen«, erwiderte Mish, »wo der Mann gewesen ist, als die Vergewaltigung verübt wurde.«
    »Nein, aber ich kann Ihnen etwas anderes sagen. Ich habe den ganzen Tag damit verbracht, diesen Mann Tests zu unterziehen. Er besitzt nicht das psychologische Profil eines Vergewaltigers.« In Mishs Augen funkelte Zorn. »Das ist kein Beweis.« Jeannie hielt immer noch das Flugblatt in der Hand. »Das hier ebensowenig.« Sie knüllte das Blatt zusammen und warf es in den Rinnstein.
    Mishs Kopf ruckte zu den Polizisten herum. »Gehen wir.«
    »Einen Moment«, sagte Steven mit ruhiger, deutlicher Stimme. Die Beamten zögerten.
    »Jeannie, diese Cops und diese Frau sind mir egal. Aber ich möchte Ihnen sagen, daß ich es nicht gewesen bin, und daß ich so etwas niemals tun würde.«
    Jeannie glaubte ihm, doch sie fragte sich warum. Lag es nur daran, daß er unschuldig sein mußte, damit ihre Theorie nicht zusammenbrach? Nein: Sie besaß die Unterlagen der psychologischen Tests, aus denen hervorging, daß Steven keines der Merkmale aufwies, wie sie für Kriminelle typisch waren. Aber da war noch etwas anderes: Jeannies Intuition. Sie fühlte sich bei Steven sicher.
    Er strahlte keine bedrohlichen Signale aus. Er hörte zu, wenn sie redete; er

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