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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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spürte, wie sein Zorn verebbte. Allaston fügte ihm zwar Schmerzen, aber keine Verletzung zu. Steve erkannte, daß alles nur Theater war: Allaston spielte eine Rolle, und er spielte sie schlecht. Er war der Böse, während Mish die Gute war. Wahrscheinlich kam sie gleich ins Zimmer, bot ihm Kaffee an und spielte ihm die wohlmeinende Freundin vor. Doch sie hatte das gleiche Ziel wie Allaston: Steve dazu zu bringen, die Vergewaltigung einer Frau namens Lisa Margaret Hoxton zu gestehen, der er nie im Leben begegnet war. »Ich schlage vor, wir hören mit dem Blödsinn auf, Detective«, sagte Steve. »Ich weiß, daß Sie ein harter Hund sind, mit Haaren auf den Zähnen. Und Sie wissen, daß ich Sie fürchterlich verprügeln könnte, wenn wir woanders wären und Sie Ihre Waffe am Gürtel nicht hätten. Also lassen Sie uns aufhören, uns gegenseitig etwas zu beweisen.«
    Allaston blickte erstaunt. Zweifellos hatte er damit gerechnet, daß Steve zu verängstigt sein würde, auch nur ein Wort hervorzubringen. Er ließ Steves Hemd los und ging zur Tür.
    »Man hat mir gesagt, du wärst ein Klugscheißer«, meinte er. »Okay, ich will dir sagen, was ich zu deiner Erziehung beitragen werde. Du kommst wieder in die Zelle zurück, aber diesmal wirst du Gesellschaft haben. Weißt du, da unten sind alle einundvierzig leeren Zellen außer Betrieb, könnte man sagen. Deshalb werde ich dich mit einem Burschen namens Rupert Butcher zusammenstecken, genannt Porky. Du hältst dich für einen großen, starken Kerl? Porky ist noch größer und stärker. Er ist vor kurzem von einer dreitägigen Crack-Party zu uns gekommen und hat noch einen tüchtigen Brummschädel. Gestern abend, so um die Zeit herum, als du die Sporthalle in Brand gesetzt und deinen häßlichen Schwanz in die arme Lisa Hoxton gesteckt hast, hat Porky Butcher seinen Boyfriend mit einer Mistgabel erstochen. Ihr werdet euch bestimmt prima verstehen. Komm jetzt.«
    Steve war entsetzt. All sein Mut strömte aus ihm heraus, als hätte man einen Gummistöpsel gezogen. Er fühlte sich hilflos und geschlagen. Der Detective hatte ihn gedemütigt, ohne daß für Steve ernsthaft die Gefahr bestanden hätte, körperlichen Schaden davonzutragen. Doch eine Nacht mit einem Psychopathen zu verbringen war wirklich gefährlich. Dieser Butcher hatte bereits einen Mord begangen: Falls der Kerl überhaupt einen klaren Gedanken fassen konnte, würde er erkennen, daß er wenig zu verlieren hatte, wenn er einen weiteren Mord verübte.
    »Moment«, sagte Steve mit zittriger Stimme.
    Langsam drehte Allaston sich wieder um. »Ja?«
    »Wenn ich gestehe, bekomme ich dann eine Zelle für mich allein?«
    Auf dem Gesicht des Detective spiegelte sich Erleichterung. »Klar«, sagte er.
    Plötzlich war seine Stimme freundlich.
    Der veränderte Tonfall ließ Zorn in Steve aufkochen. »Aber wenn ich nicht gestehe, werde ich von Porky Butcher abgeschlachtet.«
    In einer Geste der Hilflosigkeit breitete Allaston die Hände aus.
    Steve spürte, wie seine Furcht sich in Haß verwandelte. »In diesem Fall, Detective«, sagte er, »können Sie mich am Arsch lecken.«
    Der erstaunte Ausdruck legte sich wieder auf Aliastons Gesicht.
    »Du Hurensohn«, sagte er. »Dann wollen wir mal sehen, ob du in ein paar Stunden immer noch so verdammt munter bist. Los, komm.«
    Er brachte Steve zum Aufzug und führte ihn in den Zellenblock, wo sich immer noch Spike aufhielt. »Steck diesen Schleimer zu Porky in die Zelle«, sagte Aliaston.
    Spike hob die Brauen. »So schlimm, hm?«
    »Ja. Und noch was - unser Steve leidet an Alpträumen.«
    »Ach, ja?«
    »Wenn du ihn schreien hörst, brauchst du dir also keine Gedanken zu machen. Dann träumt er bloß.«
    »Hab’ schon verstanden«, sagte Spike.
    Allaston verschwand, und Spike brachte Steve zu seiner Zelle.
    Porky lag auf der Schlafpritsche. Er war ungefähr so groß wie Steve, aber sehr viel massiger. Er sah aus wie ein Bodybuilder, dem man nach einem Unfall aus einem Autowrack geborgen hatte: Über seinen gewaltigen Muskeln spannte sich ein blutbeflecktes T-Shirt. Er lag auf dem Rücken, den Kopf der hinteren Zellenwand zugekehrt; seine Füße ragten über den Rand der Pritsche hinaus. Als Spike das Gittertor aufschloß und Steve in die Zelle führte, schlug Porky die Augen auf.
    DasTor flog klirrend zu, und Spike schloß ab.
    Porky starrte Steve an.
    Für einen Moment starrte Steve zurück.
    »Träum süß«, sagte Spike.
    Porky schloß wieder die Augen.
    Steve setzte sich

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