Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
auf den Boden, mit dem Rücken zur Wand, und beäugte den schlafenden Porky.

Kapitel 13
    Berrington fuhr langsam nach Hause. Er war enttäuscht und erleichtert zugleich.
    Wie jemand, der Diät macht und auf dem ganzen Weg zur Eisdiele mit dem Verlangen kämpft, um sie dann geschlossen vorzufinden, war Berrington vor etwas bewahrt worden, das er bei genauerer Überlegung nicht hätte tun sollen.
    Doch er war der Lösung des Problems, was Jeannies Projekt betraf und was sie dabei aufdecken mochte, keinen Schritt nähergekommen. Vielleicht hätte er Jeannie eingehender ausfragen sollen, statt soviel Zeit für einen vergnüglichen Abend zu verschwenden. Er runzelte nachdenklich die Stirn, als er vor dem Haus parkte und hineinging.
    Im Inneren war es still: Marianne, das Hausmädchen, war offenbar schon zu Bett gegangen. Berrington betrat das Arbeitszimmer und schaute auf die Anzeige des Anrufbeantworters. Eine Nachricht war eingegangen. Eine weibliche Stimme:
    »Hier Sergeant Delaware von der Abteilung für Sexualverbrechen, Professor. Es ist jetzt Montagabend. Ich möchte mich für die Hilfe bedanken, die Sie mir heute gewährt haben.« Berrington zuckte die Achseln. Er hatte lediglich bestätigt, daß Lisa Hoxton in der Klapsmühle arbeitete. Die Stimme fuhr fort: »Da Sie Miß Hoxtons Arbeitgeber sind und die Vergewaltigung auf dem Campus verübt wurde, wollte ich Ihnen mitteilen, daß wir heute abend einen Mann verhaftet haben. Der Betreffende war sogar eine der Versuchspersonen in Ihrem Labor. Er heißt Steven Logan.«
    »Großer Gott!« stieß Berrington hervor.
    »Das Opfer hat ihn bei einer Gegenüberstellung eindeutig identifiziert. Ich bin ziemlich sicher, der DNS-Test wird bestätigen, daß Logan der Täter ist. Bitte, geben Sie diese Mitteilung an jede Person an der JFU weiter, bei der Sie es als angemessen betrachten. Vielen Dank.«
    »Nein!« stöhnte Berrington und ließ sich schwer in einen Stuhl fallen. »Nein«, wiederholte er leiser. Dann brach er in Tränen aus.
    Augenblicke später stand er auf, immer noch weinend. Aus Furcht, das Hausmädchen könnte hereinkommen, schloß er die Tür des Arbeitszimmers ab.
    Dann ging er zum Schreibtisch, nahm Platz und vergrub das Gesicht in beiden Händen.
    Eine Zeitlang blieb er in dieser Haltung sitzen.
    Als die Tränen schließlich versiegten, nahm er den Hörer ab und wählte eine Nummer, die er auswendig kannte.
    »Gütiger Gott, laß nicht den Anrufbeantworter dran sein«, flüsterte er, als er die ersten Freizeichen hörte.
    »Hallo?« meldete sich ein junger Mann.
    »Ich bin es«, sagte Berrington.
    »Hey! Wie geht’s?«
    »Ich bin fix und fertig.«
    »Oh.« Die Stimme klang schuldbewußt.
    Falls Berrington noch irgendwelche Zweifel gehabt hatte, wurden sie durch diesen Beiklang in der Stimme ausgeräumt. »Du weißt, weshalb ich anrufe, nicht wahr?«
    »Sag’s mir.«
    »Treib keine Spielchen mit mir. Ich rede von Sonntagabend.«
    Der junge Mann seufzte. »Okay.«
    »Du verdammter Narr. Du bist zum Campus gefahren, stimmt’s? Du …«
    Berrington erkannte, daß er am Telefon nicht deutlicher werden durfte. »Du hast es wieder getan.«
    »Tut mir leid …»
    »Es tut dir leid!«
    »Wie hast du es erfahren?«
    »Zuerst hatte ich dich gar nicht in Verdacht - ich war der Meinung, du hättest die Stadt verlassen. Dann haben sie jemanden verhaftet, der so aussieht wie du.«
    »Oh, Mann! Das bedeutet ja, daß ich …«
    »Daß du aus dem Schneider bist.«
    »Oh, Mann! Schwein gehabt. Hör mal …«
    »Ja?«
    »Du sagst zu keinem ein Wort. Weder der Polizei noch sonst jemandem.«
    »Nein, ich sage niemandem etwas«, erwiderte Berrington schweren Herzens. »Du kannst dich auf mich verlassen.«

DIENSTAG

Kapitel 14
    Die Stadt Richmond besaß eine Aura verblassenden Glanzes, und Jeannie fand, daß Dennis Pinkers Eltern gut in dieses Bild paßten. Charlotte Pinker, eine sommersprossige Rothaarige in einem rauschenden Seidenkleid, besaß die Ausstrahlung einer vornehmen Dame aus Virginia, obwohl sie in einem Fachwerkhaus auf einem kleinen Grundstück wohnte. Sie gab an, fünfundfünfzig Jahre alt zu sein, doch Jeannie vermutete, daß sie näher an den Sechzig war. Ihr Mann, den sie stets mit ›Major‹ anredete, war ungefähr in ihrem Alter, besaß jedoch das saloppe Äußere und die betuliche Aura eines Mannes, der seit langer Zeit im Ruhestand lebte. Er zwinkerte Jeannie und Lisa spitzbübisch zu und fragte: »Möchtet ihr Mädels einen Cocktail?«
    Seine Frau

Weitere Kostenlose Bücher