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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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beides.
    Schließlich wandte die Frau sich vom Monitor ab. »Nennen Sie Ihren Namen«, sagte sie.
    Steve war der erste in der Reihe; deshalb erwiderte er: »Steven Logan.«
    »Mr. Logan, ich bin Commissioner Williams, die Gerichtsbevollmächtigte.«
    Natürlich! Jetzt erinnerte Steve sich wieder daran, wie dieser Teil des gerichtlichen Verfahrens ablief.
    Ein Commissioner war ein Gerichtsbeamter, der in der Rangstufe weit unter dem Richter stand. Er befaßte sich mit Haftbefehlen und anderen kleineren Verfahrensfragen. Doch der Commissioner besaß die Vollmacht, eine Kaution zu gewähren, wie Steve sich zu erinnern glaubte. Seine Stimmung hob sich. Vielleicht war er in wenigen Minuten hier raus.
    Der weibliche Commissioner fuhr fort: »Es ist meine Aufgabe, Ihnen mitzuteilen, wie die Anklage gegen Sie lautet, an welchem Tag und um wieviel Uhr Ihre Verhandlung angesetzt ist, wo sie stattfindet, ob Sie gegen Hinterlegung einer Kaution oder aufgrund einer schriftlichen Anerkennung gegenüber dem Gericht auf freien Fuß gesetzt werden können und gegebenenfalls mit welchen Auflagen.« Sie redete sehr schnell, doch Steve war ihre Bemerkung über die Kaution nicht entgangen, und er sah seine Vermutung bestätigt: Er mußte diese Frau davon überzeugen, daß man ihn bis zur Verhandlung aus der Haft entlassen konnte.
    »Sie stehen unter der Anklage einer schweren Vergewaltigung und des tätlichen Angriffs mit dem Vorsatz zur Vergewaltigung, Körperverletzung und Analverkehr.« Auf dem runden Gesicht der Frau zeigte sich keine Regung, als sie die schrecklichen Verbrechen auflistete, die man Steve zur Last legte. Sie fuhr fort, indem sie Steve mitteilte, daß die Verhandlung in drei Wochen stattfinden würde. Steve erinnerte sich, daß die Verhandlung gegen einen Beklagten innerhalb eines Zeitraums von höchstens dreißig Tagen angesetzt werden mußte.
    »Was die Anklage der schweren Vergewaltigung betrifft, droht Ihnen lebenslange Haft. Das Strafmaß für den tätlichen Angriff mit dem Vorsatz zur Vergewaltigung beträgt zwei bis fünfzehn Jahre. Beides sind Kapitalverbrechen.«
    Natürlich wußte Steve, was ein Kapitalverbrechen war, doch er fragte sich, ob Porky Butcher es ebenfalls wußte.
    Der Vergewaltiger hatte überdies in der Sporthalle Feuer gelegt, erinnerte sich Steve. Weshalb wurde keine Anklage wegen Brandstiftung erhoben?
    Wahrscheinlich, sagte er sich, weil die Polizei keine Beweise hat, daß der Vergewaltiger zugleich der Brandstifter war.
    Die Beamtin reichte Steve zwei Blatt Papier. Auf dem einen stand, daß er über sein Recht informiert worden sei, einen Anwalt hinzuzuziehen; auf dem anderen wurde ihm erklärt, wie er sich mit einem Pflichtverteidiger in Verbindung zu setzen hatte. Steve mußte beide Papiere unterschreiben.
    Dann stellte die Frau ihm eine Reihe von Schnellfeuer-Fragen und tippte die Antworten in ihren Computer ein. »Nennen Sie Ihren vollständigen Namen. Wo wohnen Sie? Und Ihre Telefonnummer? Wie lange wohnen Sie schon dort? Wo haben Sie vorher gewohnt?«
    Steves Hoffnung stieg, als er dem weiblichen Commissioner erklärte, daß er bei seinen Eltern wohne, im zweiten Jahr eine juristische Hochschule besuche, und daß er nicht vorbestraft sei. Die Frau wollte wissen, ob Steve Drogen-oder Alkoholprobleme habe, und er konnte beides verneinen. Er fragte sich ungeduldig, wann er endlich die Gelegenheit bekommen würde, eine Art Erklärung abzugeben und darum zu bitten, auf Kaution freigelassen zu werden, doch die Frau redete wie ein Maschinengewehr. Es schien, als müßte sie sich nach bestimmten Vorgaben richten.
    »Was den Anklagepunkt des Analverkehrs betrifft, sind die Beweise nicht ausreichend«, erklärte sie schließlich, wandte sich vom Monitor ab und blickte Steve an. »Das besagt nicht, daß Sie diese Straftat nicht begangen haben, aber aus den Unterlagen der Vernehmungsbeamten gehen keine ausreichenden Informationen hervor, als daß ich diesen Tatbestand als erwiesen betrachten könnte.«
    Steve fragte sich, weshalb die Detectives diese Anklage überhaupt erhoben hatten. Vielleicht hatten sie sich erhofft, er würde diesen Vorwurf empört zurückweisen und sich selbst verraten, indem er erklärte: »Das ist abscheulich! Ich habe sie gebumst, aber das war’s dann auch. Wofür halten Sie mich?«
    Die Beamtin fuhr fort: »Dennoch bleibt dieser Anklagepunkt vor Gericht gegen Sie bestehen.«
    Steve war verwirrt. Weshalb hatte die Frau den Anklagepunkt abgewiesen, wenn er sich nun doch

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