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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ganz natürlich, zog Yang sich aus. Es war eine einfache Prozedur – sie brauchte bloß das rote Kleid fallen zu lassen. Nackt wusch sie sich mit dem Wasser in der verbeulten Waschschüssel und legte sich dann auf das Bett. Es war warm und stickig in dem niedrigen Raum; es gab keine Fenster, sondern nur schmale Schlitze, die kaum für eine Luftzirkulation, wie es gedacht war, reichten.
    Dr. Merker betrachtete Yangs wundervollen Körper, aber er war viel zu erschöpft, um mehr zu empfinden als Bewunderung. Daß Yang ihm gehörte, daß sie von heute auf morgen ihr Leben geändert und die Schreibarbeit des Dschunkendoktors übernommen hatte war sowieso etwas Unbegreifliches. So unfaßbar wie sein eigener Entschluß, auf der Dschunke zu bleiben.
    Armenarzt in Kowloon … Es war nicht zu erklären.
    Er zog sich aus, tauchte das Gesicht in das übriggebliebene lauwarme Wasser und empfand es trotzdem als Kühlung und Wohltat.
    »Ich habe mir die ganze Zeit überlegt«, sagte er, »ob es Sinn hat, dieses alte Schiff wieder auf- und umzubauen.«
    »Es ist eine gute, feste, große Dschunke«, antwortete Yang. »So etwas wird heute nicht mehr gebaut. Du solltest sie ausbauen.«
    »Man sollte Meis Idee aufgreifen: Oben ein Hospital mit den Behandlungsräumen, unten die Wohnräume. Das wäre ideal.« Er ging hinüber zum Bett, setzte sich neben Yang und streichelte ihre runde, feste Brust. »Ich bin ein Idiot! Ich frage dich gar nicht.«
    »Was solltest du fragen?«
    »Wohnräume – auf dieser alten Dschunke … und ein paar Wasserstraßen weiter liegt deine herrliche Dschunke mit Seidentapeten, Polstermöbeln, wertvollen Schränken und Teppichen, einer Leibwache, Dienern und einem Koch.«
    »Das wird unser Haus sein, Fritz. Hier arbeitet der Dschunkendoktor … und dort wohnt er.« Sie lächelte, und ihr Gesicht strahlte wie von innen beleuchtetes Porzellan. »Ich habe dich vorhin nicht unterbrechen wollen. Darf ich vorschlagen, Dr. Meis Dschunke ganz als Hospital auszubauen. Auf dem Deck, unter dem Deck – alles für die Kranken. Mit Röntgen, Operationssaal, Kreißzimmer, EKG und Bestrahlung mit Kurzwellen. – Du bist doch auch Chirurg?«
    »Ich habe bis zum Übergang zur Tropenmedizin als Chirurg gearbeitet. Aber ich bin kein Facharzt für Chirurgie.«
    »Danach fragt in Yau Ma Tei niemand. Hättest du den Gallenkranken operieren können?«
    »Vielleicht!« sagte Dr. Merker zögernd. »Wenn man alle technischen Einrichtungen eines modernen OPs zur Verfügung hätte …«
    »Wir werden sie haben, Fritz.«
    »Du lieber Himmel! Wer soll das bezahlen?«
    »Ich«, sagte Yang. »Ich habe viel gespart. Ich werde noch ein Jahr lang jeden Abend auftreten, dann haben wir das Geld zusammen!«
    »Und ich werde sammeln. Ich werde mit dem Hut in der Hand unter die Boat People treten und sagen: Gebt, was ihr könnt. Es kommt zu euch zurück in Gestalt eines längeren Lebens! Helft mit, das erste Dschunkenhospital der Welt zu gründen. Ihr braucht nicht mehr zu sterben, weil ihr nicht an Land wollt, ihr braucht eure unheilbaren Kranken nicht mehr mit einer Seidenschnur zu erdrosseln. Ich helfe euch. Oder besser: Eure Spende hilft euch! Ich bin ja immer für euch da …«
    »Das waren wunderbare Worte, Fritz …« Sie zog seine Hand an ihre Lippen und küßte sie.
    »Ob sie es verstehen werden?«
    »So hat noch keiner zu ihnen gesprochen. Sie werden begreifen, daß auch Wasserchinesen Menschen sind. Sie werden diese Erkenntnis wie ein Wunder annehmen.«
    »Dann fangen wir morgen schon an, Yang.« Er küßte ihre Brüste und hatte gar nicht die Sehnsucht, sie zu besitzen. Es war wundervoll, daß sie da war und ihm gehörte. »Ich werde morgen einen Brief an das Queen Elizabeth Hospital schreiben und mitteilen, daß ich nicht zurückkomme.«
    »Und deine Sachen, die du dort hast?«
    »Die lasse ich durch einen Boten abholen.«
    »Ich werde Ling, meinen Butler, zum Hospital schicken.«
    »Eine fabelhafte Idee. Und damit wäre alles frei für den Dschunkendoktor. Es gibt keine Brücke mehr zum Land …«
    »Weißt du, was du da sagst, Fritz?« fragte sie langsam. »Keine Brücke mehr zurück. Das klingt so endgültig …«
    »Du und ich, wir werden ein völlig eigenes Leben leben. Ein Leben ohne Beispiel, das wie ein Wunder sein wird.«
    »Ein Leben unter Kranken. Ein Leben unter Wasserchinesen, die man an Land Ratten mit menschlichen Körpern nennt.«
    »Aber du bist um mich, Yang. Und die Abende und die Nächte und die freien Tage gehören

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