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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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uns …«
    »So sehr liebst du mich?«
    »Es gibt kein Wort dafür. Könnte ich es mit Musik ausdrücken, wäre es ekstatischer als Wagners Tristan. Sinnlicher als die Venusbergmusik. Lebenssehnsüchtiger als Mahlers neunte Sinfonie. Es müßten neue Töne gefunden werden. Yang – ich bin der glücklichste unter allen Menschen!«
    Er ließ sich von ihr umarmen, bettete seinen Kopf zwischen ihre Brüste, sog den Duft ihrer Haut ein, fühlte die Wärme ihres Körpers, die samtene Glattheit ihrer Haut, das Spiel ihrer Muskeln und Sehnen.
    Gott, schütze uns, dachte Yang. Ob Buddha oder Christengott … schütze uns. Du hast uns geschaffen für die Liebe … nun segne uns …
    Im Vorschiff hieb Dr. Mei, total betrunken, auf seine Pauken. Es störte Yang nicht. Mit dem Gefühl unendlichen Glücks schlief auch sie ein.
    Ting Tse-tung hatte nie das Gefühl der Panik gekannt. Er hatte immer behauptet, das sei eine Sache der Selbstbeherrschung. Panik brauche nicht zu sein, wenn jeder in einer auch noch so gefährlichen Situation mit Vernunft denken würde. Panik sei ein Ausklinken des realen Denkens und ein Mangel an Selbstdisziplin.
    Ab 10 Uhr 42 dieses Tages dachte Ting anders.
    Er geriet in Panik.
    Die unbekannte Mörderin starb. Im Polizeihauptquartier! Der Polizeiarzt, der ab und zu nach der Kranken gesehen hatte, alarmierte Ting, der gerade einen neuen Fall hereinbekommen hatte: Im King's Park hatte man eine Leiche gefunden. Ein ganz normaler Mord, Raubüberfall mit anschließendem Einschlagen des Schädels. Es hieß zwar in allen Werbeschriften, Hongkong sei ein sicherer Platz und jeder Fremde ein Freund, aber immer wieder gibt es Unvorsichtige, die allein des Nachts in den Parks Spazierengehen; weiß der Teufel warum. Es ist billiger und sicherer, sich über eine Hostess-Agentur eine Begleiterin zu kaufen. Und um frische Luft zu atmen, braucht man nicht in einsamen Parks spazierenzugehen.
    Ein Mord mehr, was soll's? Ein weiterer Mord für die Akten. Ting Tse-tung war dabei, den Bericht zu lesen und gewissermaßen abzuhaken. Wenn es überhaupt Spuren gab, verloren sie sich im Armenviertel der Chinesenstadt.
    Der Zustand der unbekannten Mörderin hatte sich dramatisch verschlechtert. Sie war in das Koma gefallen, aus dem sie nicht mehr erwachen würde. So schnell hatte Ting diesen Verfall noch nie erlebt. Und nun saß er hier am Bett, völlig hilflos, und Dr. Merker blieb verschwunden. Ihm war klar, daß er nach dem Gesetz seinen Abschied von der Polizei einreichen mußte, wenn diese Aktion ein Fehlschlag wurde. Die Leiche würde in das gerichtsmedizinische Institut kommen, wo man sie unter den bekannten Normen obduzieren würde. Das brachte natürlich gar nichts. Die Todesursache war ja bekannt.
    Ting begab sich in das Nebenzimmer und stellte eine Telefonverbindung zum ›Drachen von Canton‹ her. Es dauerte lange, bis er endlich Herrn Tschou Tien-kuang am Apparat hatte und mit einem leichten Ekel dessen helle, immer weinerliche Stimme hörte.
    Tschou sagte sofort, ehe Ting etwas fragen konnte: »Ich weiß nichts. Gar nichts. Ich bin ein armer geplagter Mann voller Sorgen.«
    »Hören Sie mal genau zu, Tschou«, sagte Ting betont langsam. »Wenn ich in einer Stunde nicht eine Verbindung zu Yang Lan-hua habe, komme ich mit einem Einsatzwagen zu Ihnen und drehe Ihre Bude um! Wetten, daß ich etwas finde, das Ihnen die Konzession kostet?«
    »Ich bin ein schwer herzkranker Mensch, Kommissar. Jede Aufregung kann mich töten!«
    »Damit wären viele Probleme gelöst, Tschou!«
    »Sie sind von der Mordkommission. Was wollen Sie bei mir wegen der Konzession?«
    »Oh, das ist einfach. Ich habe den Verdacht, daß zum Beispiel der Mörder, der gestern im King's Park einen schwedischen Touristen umlegte, bei Ihnen zuletzt gesehen wurde.«
    »Ich habe nur anständige Gäste!« schrie Tschou hell. »Mein Club steht in allen internationalen Führern als sicher, reell und frei von Nepp …«
    »Es geht um Mord, Tschou.«
    »Das Herz versagt mir, Herr Kommissar …«
    »Wo ist Yang?«
    »Bei allen Himmeln über uns: Ich weiß es nicht!«
    »Aber sie wird anrufen?«
    »Ich hoffe es. Ich bete darum. Bisher war noch kein Anruf, Herr Kommissar.«
    »Wenn sie sich meldet, Tschou, sagen Sie ihr, sie muß sofort bei mir anrufen!« Tings Stimme wurde streng. »Tschou, wenn das nicht geschieht, nehme ich Sie auseinander.«
    »Das ist eine Drohung, Mister Ting!« schrie Tschou mit sich überschlagender

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