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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Auch Mei-tien war ihr nicht bekannt. Was du mit ihr erlebt hast … welcher Vater meldet das der Polizei?!«
    »Ein Wasserchinese schon gar nicht!« Dr. Mei scharrte unruhig mit den Füßen. Er trug jetzt Schuhe und nicht mehr die zerrissenen Pantoffeln. »Schlag auf, Fritz. Vor drei Jahren verschwanden neun Menschen aus Yau Ma Tei, alles junge Menschen …«
    Merker öffnete das erste Album. Die Fotos hätten von einer Werbeagentur für Modefirmen sein können. Sie zeigten eine schöne lächelnde Frau in elegantem Abendkleid, schulterfrei, mit langen schwarzen Haaren und im Haar eine rote Orchidee. Sie trug dezenten Schmuck und machte ganz den Eindruck, als sei sie sich ihrer Schönheit bewußt und es bereite ihr Freude, vor der Kamera zu posieren.
    Unter jedem Bild, behördlich korrekt, die Nummer der Aufnahme, das Datum, die Uhrzeit. Name: Unbekannt.
    »Eine chinesische Lady!« sagte Dr. Mei gepreßt. »Erregend schön …«
    »Und bei diesem Foto gewissermaßen schon tot!« Dr. Merker blätterte drei Seiten um. »Hier – eine Woche später!«
    Die schöne Dame lag in einem weißen Bett. Sie hatte noch nichts von ihrer Ausstrahlung verloren, ihr Lächeln bezauberte noch immer den, der nicht wußte, daß dieses Lächeln eine Maske war. Deutlich zeigte dagegen das Farbfoto die Verschiebung der Hautfarbe … sie schimmerte gelb. Der Leberzerfall war fortgeschritten.
    Unter diesen Bildern wieder der knappe Polizeibericht mit den Daten und der Bemerkung: Die Täterin schweigt weiter und lächelt.
    Damals, vor drei Jahren, beim ersten Fall dieser Art, empfand es auch die Polizei noch als ungeheuerlich und bemerkenswert für das Protokoll, daß eine Mörderin immerzu lächelte.
    Zehn Tage später: Die schöne Frau im Koma. Die Haut braungelb. Das Gesicht eingefallen. Aber um die Lippen noch immer das Lächeln.
    Dreizehnter Tag: Exitus. Und Lächeln …
    »Dieses Lächeln hat mich fast wahnsinnig gemacht«, sagte Dr. Mei heiser. »Mei-tien sah mich an, schweigend, mit glänzenden Augen, und ich wußte: Sie will dich töten! Irgendein Drang in ihr befahl: Töte deinen Vater! Und sie lächelte dabei.«
    Mei schüttelte den Kopf. »Diese Lady kenne ich nicht.«
    Der nächste Fall. Nicht anders. Bilder, die sich bis auf kleine Abweichungen glichen. Dieses Mädchen lebte noch drei Wochen, schweigend, aß und trank, solange sie es noch konnte, benahm sich höflich und rücksichtsvoll – und starb dann ebenso still.
    Dr. Mei blätterte die Seiten um und schüttelte den Kopf. »Unbekannt, Fritz.«
    »Nummer drei: Vor genau zwei Jahren. Bei ihr ging es sehr schnell. Innerhalb von fünf Tagen war sie tot.«
    »Nicht bekannt«, sagte Dr. Mei schwer und starrte auf das lächelnde Gesicht der Mörderin.
    »Jetzt kommt ein Album mit anderen Mordtaten, die auch von Unbekannten begangen wurden, die aber keinerlei Symptome der rätselhaften Krankheit zeigten. Ting gab mir die Fotos mit, weil hier auch Männer beteiligt sind und weil sieben der neun Täter hinter Zuchthausmauern ermordet wurden … erwürgt, erstochen, erstickt … diese Täter kamen nie heraus! Nur einer entging der Serie – er hängte sich selbst am Zellenfenster auf.«
    »Sieben und eins macht acht. Was ist mit dem neunten?«
    »Er konnte ausbrechen und ist seitdem verschwunden.«
    »Ich möchte nicht Mr. Ting sein«, sagte Dr. Mei leise. »Solch eine Serie kann einen zum Wahnsinn treiben.«
    »Ting glaubt, mit diesen neun Tätern eine Brücke zu den lächelnden Mörderinnen schlagen zu können. Alle Morde dieser Männer waren ebenso sinnlos wie die der Mädchen. Keine Motive, die Opfer unbekannte Männer, meistens Ausländer, nur zwei Chinesen darunter. Von keinem der Täter ein Wort, keine Identität, und keiner älter als etwa 25 Jahre! Bei einem hat Ting unter Einsatz seiner Karriere und mit Wissen aller Folgen die altchinesische Verhörmethode angewandt … in einem schalldichten Keller. Was kam dabei heraus? Der Bursche hat immer wieder gebrüllt, bis ihm die Lunge fast herauskam: ›Was habe ich denn getan? Ich weiß von nichts! Ich habe doch keinen getötet! Nein!‹ Sonst nichts. Da hat Ting aufgegeben.«
    »Ich glaube dem Mann«, sagte Dr. Mei leise. »Sie wußten alle nicht, was sie getan haben!« Er zog das Album an sich heran und schlug es auf. »Gehen wir sie durch …«
    Beim dritten Täter lehnte Dr. Mei sich weit zurück, schloß die Augen und legte die Hände flach über seine Stirn. »Loo Fei-tung«, sagte er. »War mit Mei-tien auf der Schule,

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