Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
einiges erledigen, und was du tust, wird Folgen haben . Folgen sind eine Form von Unsterblichkeit. Alles, was du liebst, wird sich verändern; du wirst es auf die eine oder andere Weise verlieren.
BERNIE: Das macht auf einmal alles sehr kostbar.
JEFF: Und nicht nur all das, was man liebt, sondern auch das, was man nicht liebt, weil man weiß, dass es ebenfalls verschwinden wird. Es ist der natürliche Verlauf, dass ich erkranken werde . Ich spüre, wie meine Gesundheit ganz sachte dahinschwindet, aber es zieht mich gar nicht so arg runter. Als ich jünger war, hätte ich da wohl anders reagiert.
BERNIE: Es gehört zum natürlichen Verlauf, dass ich sterben werde . Stell dir mal vor, du würdest das in jüngeren Jahren wirklich kapieren. Stell dir vor, wir könnten unser ganzes Leben so leben: Hey, ich werd sterben, also lasst uns leben! Die Dinge meiner Umgebung werden sich verändern und verschwinden; also lass mich ihre Schönheit genießen, da sie jetzt ja noch da sind.
JEFF: Und dabei nicht vergessen, dass alles, was wir tun, Auswirkungen hat und alles miteinander verbunden ist.
BERNIE: Das Wort Karma ist in unser westliches Vokabular eingegangen. Es bedeutet, alles hat Konsequenzen. Was wiederum impliziert, dass alles zusammenhängt. Berühre einen kleinen Gegenstand, und eine winzige Welle rollt durchs gesamte Universum und wirkt sich auf alles aus.
JEFF: Ich bin älter und bereit, mich zu verkleinern, das Haus, in dem wir jetzt leben, zu verkaufen und mir etwas Bescheideneres zuzulegen. Irgendwie ist das toll, aber es bedeutet auch, dass das Spiel quasi vorbei ist. Ich spüre zwei Impulse. Der eine sagt: Mach, mach, mach, leiste was, stell was auf die Beine . Der andere sagt: Schhhhhhh, entspann dich. Willst du etwa den Rest deines Lebens damit verbringen, irgendeine unendliche Hausaufgabe zu erledigen? Schhhhh …
Es gibt da eine Geschichte, mit der ich viel anfangen kann, aus der griechischen Mythologie, über die Nymphe Daphne, in die sich der Gott Apoll verliebt. Sie will ihn nicht und läuft davon, doch Apoll lässt sie nicht in Ruhe. Du kapierst überhaupt nicht, wer ich bin, Baby. Ich bin der König sämtlicher Künste, der Heilkunst, der Poesie und aller anderen; du weißt nicht, was du dir da durch die Lappen gehen lässt . Aber sie will von alledem nichts wissen, es ist ihr zu heftig, also rennt sie zu ihrem Vater und sagt: »Dad, schau mal. Dieser Gott will mich. Er ist andauernd hinter mir her, redet über all diesen Quatsch und macht so ein Theater, aber ich will das einfach nicht, hörst du, es ist mir zu viel, ich will was ganz Simples. Schau dir mal den schönen Baum an, der muss sich um all das keine Sorgen machen. Da gibt’s keine Extras, keine Trennungen, er ist nur ein Baum.« Und ihr Vater, selbst ein Halbgott, erwidert: »Schön«, und verwandelt sie in einem Lorbeerbaum.
An meinen Filmen zu arbeiten, zu heiraten, Kinder zu haben, meine eigene Musik zu machen – das sind die Dinge, von denen Apoll redet. Und irgendwann beginnst du, kürzer zu treten, um einfacher zu leben. Du hast dein Ding durchgezogen, es wird Zeit zu sterben. Jedes Mal, wenn du einen großen Schritt tust, zum Beispiel eine Ehe eingehst, dann näherst du dich damit jenem letzten Schritt. Und ich stelle fest, dass ich immer wieder dieses Gefühl habe: Komm schon, realisier alles, an dem dir noch liegt, denn schon recht bald wirst du nicht mehr da sein, also tu’s jetzt.
Ich hab angefangen, einen Song zu schreiben. Ich mache das so, wie ich die kleinen Köpfe forme, denke nicht allzu viel über die Worte nach – die kommen einfach aus mir raus, und danach frage ich mich, was sie bedeuten. Ich erinnere mich an eine Begegnung mit der Künstlerin Mayumi Oda auf unserem Symposium for Western Socially Engaged Buddhism. Ich sah mir ihre umwerfenden Drucke an und fragte sie: »Wie machen Sie das?«, und sie antwortete mir darauf: »Es ist, als sei ich schon tot.«
Ich kann das sehr stark nachempfinden. Es hat nichts zu tun mit Ich weiß, dass ich sterben werde , was eher die hoffnungslose, routinierte Betrachtungsweise wäre, wie etwa in: Keiner kommt lebend hier raus . Ich denke, sie wollte damit sagen, dass ihr diese Haltung einen Ort verschafft, von dem aus sie agieren kann, eine Sorglosigkeit, die sie vorher vielleicht nie kannte. Da du ja sowieso gehst, musst du dir keine Sorgen mehr machen, ob du versagst oder was die Leute über dich denken oder was sonst noch sein könnte.
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