Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
auch sechs. Mehr Zeit haben wir nicht, um zu verwirklichen, was wir uns vorgenommen haben. Oder gelegentlich – und wunderbarerweise – auch etwas, was all unsere Sehnsüchte und Absichten übertrifft. Ich liebe es, wenn das passiert, und wenn man all die Unwägbarkeiten in diesem Geschäft betrachtet, kommt es sogar ziemlich häufig vor. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum ich immer noch Filme mache.
Die »Schlange« dieses Buchs war im Grunde das Rumhängen, die Sessions mit Bernie, Eve, Alan und all den anderen, die dabei mitgeholfen haben. Die Möglichkeit, zu improvisieren, zu gestalten, mit Freunden zusammen und frei zu sein.
Und da ist es nun. Ich hoffe, Sie können was damit anfangen.
Es ist schon eine interessante Sache mit der Hoffnung, nicht wahr? Ich kann sie nicht abstellen, es ist hoffnungslos.
Jeff Bridges, Santa Barbara, Kalifornien
Bernies Vorwort
M ein ganzes Leben lang ging es mir darum, meine Wahrheit so auszudrücken, dass sie für praktisch jeden verständlich ist. Ein berühmter japanischer Zen-Meister, Hakuun Yasutani Roshi, meinte, wer Zen nicht so erklären könne, dass es auch ein Fischer verstehe, wisse nicht, wovon er rede. Vor gut fünfzig Jahren erzählte mir ein Professor der UCLA das Gleiche über angewandte Mathematik. Wir verstecken uns gern hinter Fremdwörtern und mathematischem Jargon vor der Wahrheit. Es gibt ein Sprichwort: Zwar begegnen alle der Wahrheit, aber sie wird nur selten erkannt. Wenn wir sie aber nicht erkennen, können wir weder uns selbst noch anderen helfen.
Irgendwann Ende der 1990er begegnete mir der Dude auf einer DVD. Einige Jahre später traf ich Jeff Bridges in Santa Barbara, und wir fingen an abzuhängen, wie er sich gern ausdrückt, häufig beim Rauchen einer Zigarre. Jeff hat von Kindesbeinen an Filme gedreht; weniger bekannt womöglich, aber fast genauso alt ist sein Engagement gegen den Welthunger. Ich selbst war in den Anfangsjahren meiner Berufstätigkeit Luftfahrtingenieur und Mathematiker, die meiste Zeit in meinem Leben habe ich aber Zen-Buddhismus unterrichtet, und dabei sind wir uns ebenfalls begegnet. Nicht nur beim Meditieren, woran sicher die meisten denken, wenn sie Zen hören, sondern beim Zen des Handelns, dem Zen eines freien Lebens in der Welt, ohne Leiden zu verursachen, dem Zen, das mit der Linderung unseres eigenen und fremden Leidens zu tun hat.
Bald entdeckten wir, dass sich oft eine dritte schemenhafte Gestalt zu uns gesellte, eine Figur namens Dude. Beide liebten wir seine Art, Dinge auf den Punkt zu bringen, und es macht einfach Spaß, von jemandem zu lernen, den man nicht sieht. Allerdings waren seine Sprüche derart kurz und knapp, dass sie näherer Erläuterung bedurften.
Daher dieses Buch. Möge es seine Billigung finden, und möge es allen Wesen von Nutzen sein.
Bernie Glassman, Montague, Massachusetts
1 Es gibt Tage, da verspeist man den Bären, und Tage, da wird man eben vom Bären verspeist.
JEFF: Wir sind also gerade bei den Dreharbeiten zu The Big Lebowski , und jeder, der den Film mal gesehen hat, weiß, dass der Dude und Walter vom Bowlen wirklich Ahnung haben, nicht wahr? Also, ich hab zwar früher selbst mal ein bisschen gebowlt, aber ich bin kein Fachmann wie der Dude. Folglich heuern die Coen-Brüder einen Meisterbowler an, um John Goodman, Steve Buscemi und mir beizubringen, wie man bowlt. Dieser Meisterbowler ist ein Weltchampion und hat seinen Assistenten dabei.
Frag ich den Meisterbowler: »Was meinen Sie, wie der Dude bowlen könnte? Bereitet er sich langwierig darauf vor? Muss er sich erst in die entsprechende Stimmung versetzen? Ist er wie Art Carney in The Honeymooners, jenem Vorläufer Fred Feuersteins aus den 1950er Jahren? Wann immer man Art Carney bat, was zu unterschreiben, etwa eine Urkunde, sagte Jackie Gleason zu ihm: »Da unterschreiben, Norton«, und Carney begann sich zu winden und rumzurutschen, und zwar so lange, bis Gleason schließlich brüllte: »UNTERSCHREIB DAS DOKUMENT!« Und ich frage den Bowlingmeister, ob der Dude womöglich so sein könnte.
Sein Assistent beginnt so heftig zu lachen, dass er sich fast in die Hosen macht. Der Meisterbowler schüttelt den Kopf, verdreht die Augen und wirkt verlegen, sodass ich ihn frage, was denn los sei.
»Oh, nichts, gar nichts«, meint der Assistent.
Und er Meister sagt: »Na los, du kannst es ihm sagen.«
Darauf der Assistent: »Nein, sag du’s ihm.«
Schließlich erzählt der Meister seine Geschichte. Anscheinend
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