Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
Spielraum lasse. Sei nicht so uncool, Dude.
BERNIE: Der Dude wird nicht böse auf sich – trotz all der Dinge, die er nicht schafft. Er freundet sich mit sich an. Die Anzahl der Dinge, um die man uns bittet, wächst in dem Maße, wie wir wachsen, wie sich immer mehr Wind im Geäst des Baumes verfängt, je höher er wächst. Doch jeder hat seine Grenze. Das Problem ist also, sich selber Spielraum zu gönnen.
Freundschaft mit sich selbst zu schließen ist eine wunderbare Sache. Lass dich nicht runterziehen, hab Geduld. Du wirst auch im nächsten Augenblick noch da sein, aber es wird ein völlig neuer Augenblick sein.
JEFF: Ich verstehe, was du sagst. Du musst dich mit dir selber anfreunden, wenn du ein Bodhisattva werden und mit den Leidenden arbeiten willst. Es ist wie bei den Objektiven, Mann. Wenn ich ein Weitwinkelobjektiv auf das Ganze richte, dann sehe ich, dass alles ein einziger Körper ist, und daran ist ja eigentlich nichts auszusetzen, nicht wahr? Gleichzeitig aber kann ich, wenn ich das Ganze durch eine stärkere Vergrößerung betrachte, die leidenden Menschen erkennen, mich selbst inklusive. Die Heilung beider ist im Grunde dasselbe. So lernst du, dich ein bisschen in die Kurve zu legen und deinen Kurs zu finden, wenigstens bis zum nächsten Erdbeben.
Ich kann mich derart begeistern, dass mir leicht alles über den Kopf wächst. Auch mit dir komme ich manchmal an diesen Punkt. Du hättest gerne, dass ich das Auschwitz-Retreat besuche oder bei einem Straßen-Retreat mitmache, oder du bittest mich, deine Arbeit finanziell zu unterstützen. Es ist, als würdest du fragen: »Wie sieht’s aus, Mann? Was soll das hier? Wie großzügig bist du denn nun?« Einerseits ist das toll und wieder mal so, als würdest du eigentlich fragen: Wer bist du? Was bist du? Es ist eine Gelegenheit, mich mit meinen Grenzen anzufreunden und irgendwie auch ein bisschen mit ihnen zu spielen.
Es ist wie damals, als du meine kleinen Tonköpfe gesehen und mich sofort gedrängt hast, mit der Head for Peace -Arbeit zu beginnen, ich aber noch ein bisschen Zeit brauchte. Manchmal hab ich das Gefühl, du hockst da draußen und zupfst an den Grashalmen, damit sie schneller wachsen; ich muss erst länger mit so was schwanger gehen. Ich brauche Zeiten des Stillstands, will mich nicht meinen manischen Impulsen überlassen. Die Dinge, die ich wirklich fördern will, wachsen eher langsam; die brauchen Raum und Zeit, damit sie blühen und reifen können.
Ich merke, wenn ich großzügig und liebevoll mit mir selbst umgehe, mich annehme, dann spiegelt sich das auch in meinem Verhalten gegenüber der Welt. Je nachsichtiger ich mit mir bin, je weniger ich mich dafür verurteile, dass ich nicht anders bin, als ich nun mal bin, je bewusster ich mir meiner selbst bin, mich selbst sehe, würdige und respektiere, desto mehr kann ich dies auch für andere tun. Ich muss sie weniger drängen, kann ihre anderen Rhythmen respektieren. Du beispielsweise bist sehr schnell, sehr expansiv, und das ist mir manchmal einfach alles zu schnell, weißt du? Deswegen hat keiner von uns recht oder unrecht; es ist nur einfach so.
Ich habe von diesem Lama aus Bhutan, Khiyentse Norbu Rinpoche, eine interessante Lektion empfangen, oder wenigstens hab ich es so aufgefasst. Alan Kozlowski erzählte mir von diesem Lama, der beschlossen hatte, dass er Regie führen wollte. Es klingt fast wie die Pointe bei einem Witz, nicht wahr? Ich hab immer Regie führen wollen . Wie auch immer: Alan meinte, der Lama käme nach Santa Barbara, um einen Vortrag zu halten, und hätte sicher Interesse daran, uns anschließend noch zu treffen. Also ging ich zu dem Vortrag, saß vorn in der ersten Reihe, während er da oben sein Ding durchzog. Ich sah, wie er mich irgendwie ansah und lächelte, und dann meinte er laut und lachte ein wenig dabei: »Sie machen mich sehr nervös, wie sie da sitzen und mich anstarren.« Wir glucksten.
Ich freue mich also wirklich darauf, ihn zu treffen. Er hat ein ziemliches Gefolge dabei, und am Ende nähere ich mich einem von ihnen und sage: »Hi, ich bin Jeff Bridges, ich würde gern nach hinten gehen und mit Khyentse Norbu Rinpoche sprechen.« Worauf der meint: »Ich werde mal fragen.« Er geht, kommt wieder zurück und sagt: »Er will Sie nicht sehen.« Und ich sage: »Oh, okay.« Und das war die wichtigste Lehre, die er mir überhaupt erteilen konnte. Denn eins der Dinge, mit denen ich mich immer wieder herumschlage, ist das Neinsagen – ich
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