Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)
halbhohem Gras bewachsene Dach des Bürgermeisterhauses.
Er hielt den kurzen Zauberstab mit dem dunkelblauen Stein in der Hand, über den er vor einigen Jahren zu Rubinia gesagt hatte, er wäre nur etwas für Magier, die ihr Handwerk nicht verstünden oder nicht talentiert genug seien, wirkliche Zauber zu wirken. Er richtete den Stab auf den Zwerg mit dem Hammer. Aschgrau hüpfte auf und ab. Wie aus dem Nichts hüllten Flammen den Bärtigen ein.
Othman richtete den Stab auf den letzten Zwerg.
Nein , ging es Rubinia durch den Kopf, er wird Oda mit verbrennen . Vielleicht hatte er nicht gesehen, dass die Frau noch lebte. Es blieb keine Zeit, das zu klären.
Rubinia löste sich aus der Gruppe Halblinge und preschte vor. Mit Knüppel und Holzschild ging sie den Zwerg an. Der Bärtige hatte seinen Blick starr auf den Zauberer gerichtet. Wahrscheinlich ahnte er, was gleich mit ihm passieren würde, und er wusste, dass es nichts gab, was daran etwas ändern würde.
Rubinia presste den Schild an die Schulter und warf sich mit voller Wucht gegen den Bärtigen. Er taumelte zwei Schritte rückwärts und hob die Axt. In diesem Moment wurde er von Flammen eingehüllt, die an seinen Haaren und der Kleidung gierig leckten und sie verzehrten.
Die Hitze war unerträglich. Rubinias Haut brannte, und sie musste die Augen schließen, um nicht geblendet zu werden. Schützend warf sie sich über Oda, die vor ihr hilflos auf dem Boden lag.
Alles, woran Rubinia denken konnte, war, wie sie Meister Othman erklären sollte, dass das Maultier tot war.
24. BONNE
Es war eindeutig das Geräusch eines Signalhorns, entschied Bonne. Es war das dritte Mal an diesem Tag, dass er den langen, tiefen Ton hörte. Wer auch immer dort auf sich aufmerksam machen wollte, er kam langsam näher.
Xumita Latorinsis hatte vor nicht ganz einem Tag die Trollhöhle verlassen. Er wollte mit seinen Männern nach Norden und den Ort suchen, wo das Gift in der Erde seiner Meinung nach zu finden war. Bonne war überzeugt, dass der Schamane verrückt war – verrückt und, Cephei sei Dank, weit weg. Das Signalhorn der Goblins hörte sich anders an als dieser Ton, den er seit den frühen Morgenstunden vernehmen konnte. Sein Klang war heller.
Bonne drehte den Kopf, um nach Uschma zu sehen. Die Trollfrau saß noch immer auf ihrem Lager aus Fellen, Knochen und Dingen, von denen er gar nicht wissen wollte, was genau sie waren. Ihre Augen waren geschlossen, aber Bonne konnte sehen, wie sich ihre Pupillen unter den Lidern bewegten. Er fragte sich, ob sie das Signal ebenfalls gehört hatte, und falls ja, ob es sie beunruhigte oder nicht. Sie wirkte weder angespannt noch unruhig, wobei Bonne nicht wusste, ob es solche Gefühlsregungen bei Trollen überhaupt gab. Anspannung war das Resultat einer bevorstehenden Gefahr, und Unruhe entstand, wenn der Ausgang einer solchen Begegnung unklar war. Bei den riesigen Grünblutern schien die einzig offene Frage bei solch einer Begegnung zu sein, ob man den anderen essen konnte oder nicht.
Da war es wieder. Das Signal. Es näherte sich jetzt schneller. Uschma zeigte noch immer keine Reaktion. Sie musste es gehört haben. Vielleicht wusste sie, wer in das Horn stieß. In dem Fall gab es zwei Möglichkeiten: Entweder erwartete sie jemanden, der es für schlau hielt, seine Ankunft vorher anzukündigen, in diesemFall wahrscheinlich irgendwelche anderen Grünbluter, oder es war jemand, der öfter an ihrer Höhle vorbeikam, aber keine Gefahr für sie darstellte, ein Trupp Jäger eventuell. Es war jetzt an Bonne, zu entscheiden, welche Variante wahrscheinlicher klang.
Es ist eine Gruppe Jäger. Menschen oder Zwerge, die hoffen, im Düsterkrallenwald gute Beute zu machen. Jäger, das war es. Es war perfekt. Männer mit Schwertern, Bögen. Solche Kerle, die mit ihren Waffen umzugehen wussten. Welche, die nicht zögerten, einen Pfeil abzuschießen, was immer sich ihnen auch entgegenstellte.
Bonne streckte die Beine aus. Er musste wieder Gefühl in die Gliedmaße bekommen. Uschma schien auch dies nicht wahrzunehmen, oder sie schrieb es dem Bewegungsdrang der Rotbluter zu. Die Trollfrau konnte einen ganzen Tag in derselben Position sitzen, ohne dass es ihr etwas ausmachte. Bonne spürte, wie das Blut in seine Beine strömte. Sie waren wichtig bei dem, was er vorhatte. Sie waren kurz, nicht besonders kräftig, und momentan fühlten sie sich an wie zwei Besenstiele, aber sie waren von Belang. Bonne strich mit den Handflächen so unauffällig
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