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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Einladung, mit dem Volk des Waldes zu speisen, noch das Gnadenbrot, das man einem geliebten Tier gewährte, wenn die Altersschwäche es eingeholt hatte. Es war einfach ein Ritual, dass die Hartherzigkeit der Elfen überlebt hatte. Nichtsdestotrotz empfand Milo die Speisen als das Schmackhafteste, das er seit Langem gegessen hatte. Seine guten Manieren verlangten danach, sich für die Köstlichkeiten zu bedanken, auch wenn es eine Henkersmahlzeit war.
    Nach dem Essen wurden ihnen Schüsseln mit Wasser und duftenden Ölen gereicht, mit denen sie sich säubern sollten, bevor sie den Hain betraten. Auch dies gehörte zu einem alten Brauch, und sie hielten sich daran.
    Es war bereits dunkel geworden, als die Elfenwachen Milo, Dorn und Senetha in den Hain führten. Das schwache Mondlicht ließ es nicht zu, die zarte Schrift, die sich wie dunkle Adern in einer Birkenrinde abzeichneten, in den Weißrindenbäumen zu entziffern. So entschlossen sich die drei, bis zum nächsten Morgen zu warten und erst einmal ein Lager aufzuschlagen, um sich von den vergangenen Strapazen des langen Marsches zu erholen. Obwohl sie sich in einem Gefängnis befanden, waren die Ruhe und die Geborgenheit des Elfenhains allgegenwärtig. Milo schlief ein, während er noch darüber nachdachte, wie es wohl seinem Bruder gerade ging und ob sie sich jemals wiedersehen würden.

34. BONNE
    Bonne betrachtete die blauen Flecken an seiner Hüfte und fragte sich, wie er zu diesen gekommen war. Man hatte ihn weder geschlagen, noch war er gestürzt, und trotzdem waren sie da, wie von Zauberhand. Vorsichtig drückte er auf den größten und zuckte zusammen, als es schmerzte. Hatte das etwas mit dem Fluch von Xumita zu tun? Waren diese Blessuren nicht seine eigenen, sondern die von Milo? Es brachte nichts, darüber nachzudenken. Wenn es so war, so lebte sein Bruder zumindest noch. Ein paar blaue Flecken brachten niemanden um.
    »Und da soll nun dein mächtiger Zauberer wohnen?«, knurrte Schrak unversöhnlich. »Sieht irgendwie verlassen aus, fast wie eine Ruine.«
    »Sieht aus, als wenn er gut brennt«, krächzte einer der Orks, die ständig um ihren General herumschwirrten wie lästige Fliegen um einen Haufen Dung.
    Bonne hatte Schwierigkeiten, die Handlanger von Schrak zu unterscheiden. Für ihn sah ein Ork aus wie der andere, und alle zusammen waren sie nichts weiter als hässlich und abstoßend. Doch dieser hier war Nazdak, da war er sich sicher. Er war nämlich der Einzige, der noch hässlicher war als alle anderen. Seine linke Gesichtshälfte säumte eine lange Narbe, die ihn das Auge gekostet hatte.
    »Wir nennen ihn den Krähenturm«, erklärte Bonne, »weil das Dach im Sommer voller Krähen ist. Und ja, es ist das Zuhause von Othman, aber ob er momentan da ist, kann ich auch nicht sagen. Auf jeden Fall würde ich vorsichtig sein, den Turm eine Ruine zu nennen. Tante Rubinia könnte das missfallen.«
    Bonne hätte sich gern irgendwo verkrochen. Er kam sich wie ein Verräter vor. Was er alles über Meister Othman gesagt, wieer ihn als übermächtigen Zauberer dargestellt hatte, hatte eigentlich nur so etwas wie ein Scherz sein sollen. Dass die Grünbluter ganz und gar humorlos waren, hatte er nicht wissen können. Aber Bonne konnte nicht weg. Er lag in der ersten Reihe hinter einem umgestürzten Baum, und Schrak hielt sein Bein fest auf den Boden gedrückt   – wie eine Katze, die mit einem Vogel ihr blutiges Spiel trieb.
    »Wer ist Tante Rubinia? Eine mächtige Hexe?«
    »Nein, nein«, sagte Bonne hastig, um nicht noch mehr Missverständnisse aufkommen zu lassen. »Sie ist keine Magierin oder Hexe. Sie ist nur die Hauswirtschafterin im Krähenturm. Das Einzige, was sie zaubert, sind die besten Blaubeermuffins der Welt.«
    Schrak zog sich etwas weiter zurück ins Dickicht der ersten Büsche und zog Bonne hinter sich her wie eine Puppe. Dann winkte er seine Handlanger herbei, die nur darauf gewartet zu haben schienen. Wenige Herzschläge später umrundete sie ein halbes Dutzend Orks, das auf Befehle wartete, um sich die Gunst ihres Generals verdienen zu können.
    »Wir warten bis zur Dämmerung«, sagte Schrak. »Der Halbling wird euch zum Turm führen. Nazdak und Kunzuk werden versuchen, die Tür mit ihren Männern aufzubrechen. Die anderen klettern an der Außenseite des Turmes hinauf und steigen durch die Fenster ein.«
    »Warum brennen wir den Turm nicht einfach nieder, General Schrak?«, fragte Kunzuk und blickte erwartungsvoll und stolz ihn die

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