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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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erkletterten. Sie wären zweifelsohne würdige Gegner für seinen Bruder und ihn bei jeder Mutprobe gewesen.
    Im Nu hatten die vier das vergitterte Fenster im zweiten Stock erreicht. Wie eine Schar Fledermäuse klammerten sie sich um das dunkle Loch herum an die Wand, jederzeit bereit, ins Innere zu schlüpfen. Dann passierte es. Einer der Orks griff nach dem Gitter, um es mit der Waffe herauszubrechen, da schoss ein greller Flammenodem aus dem Fenster und explodierte in einem monströsen Feuerball. Die Orks am Boden hielten sich zum Schutz die Arme über die Köpfe, und Bonne kauerte sich auf der Erde zusammen. Dennoch spürte er die gewaltige Hitze auf dem Gesicht und den Handrücken. Einen Atemzug später stürzten die vier verkohlten Orks vor ihnen auf den Boden. Aus ihren Körpern war so gut wie jede Flüssigkeit gewichen, einfach verdampft. Sie bestanden nur noch aus Knochen und Asche. Der Aufprall am Fuß des Turmes ließ sie zerbrechen wie Tonvasen.
    Das war zu viel für die Krieger der Grünbluter. In Panik rannte einer nach dem anderen davon. Kunzuk packte Bonne an der Jacke und zog ihn mit sich zurück zum Lager. Noch immer war kein Lebenszeichen im Turm auszumachen. Wenn Meister Othman oder Rubinia da waren, mussten sie etwas von dem nächtlichen Überfall mitbekommen haben. Vielleicht hatten sie den Turm verlassen, und Othman hatte ihn mit Fallen gesichert, kam es Bonne in den Sinn. Er hoffte um ihrer aller Willen, dass es so war.
    General Schrak empfing sie mit einer finsteren Miene. Seine Nüstern blähten sich vor Aufregung. Er packte Kunzuk an der Kehle und hob ihn hoch.
    »Du solltest nur diesen alten Turm mit deinen Kriegern erstürmen!«, brüllte er. »Aber stattdessen hast du es vorgezogen, einige als brennende Fackeln über die Lichtung laufen und andere wie Kometen vom Himmel fallen zu lassen. Was hast du dir dabei gedacht? Nun ist der Zauberer gewarnt, und auch die Ahnen werden wissen, wo wir zu finden sind.«
    »Er ist an allem Schuld«, stotterte Kunzuk und zeigte auf Bonne.
    Schrak funkelte den Halbling böse an.
    »Was spielst du für ein Spiel mit uns, Dürrzwerg?«, fauchte er Bonne an. »Du hast uns in eine Falle gelockt.«
    »Das habe ich nicht«, erwiderte Bonne tapfer. »Ich habe Euch gesagt, dass Meister Othman ein mächtiger Magier ist. Selbst Xumita hat Euch gewarnt, den Turm anzugreifen. Eure Krieger habt Ihr ganz allein in den Tod geschickt.«
    Schrak schlug seine Keule wütend zu Boden.
    »Ich will diesen Othman haben, und zwar tot. Sag mir, was ich dafür tun muss.«
    Bonne konnte nicht anders. Er musste es einfach sagen. Es war der krönende Abschluss. Er hoffte, dass Othman ihm irgendwann verzeihen würde.
    »Ihr könnt Othman nicht töten. Der Einzige, der Othman gefährlich werden könnte, ist   …«   – er machte eine bedeutungsschwangere Pause   – »… Othman selbst.«

35. MILO
    Es war, als wenn Milo Eichenblattstadt nie verlassen hätte. Er lag in seinem Bett. Es war Sonntag. Er konnte ausschlafen und hörte die leisen Geräusche aus der Küche, wie seine jüngeren Schwestern den Tisch deckten und sich ihre Geheimnisse zutuschelten.
    Aber es war weder Sonntag, noch lag er in seinem Bett, und die Stimme, die er hörte, war die von Senetha. Die Magierin sprach mit Dorn, und er gab brummend seine Zustimmung.
    Milo warf die dünne Decke zurück, setzte sich auf und rieb sich verschlafen die Augen.
    »Warum habt ihr mich nicht geweckt?«, rief er empört, als er Dorn und Senetha vor einem der Weißrindenbäume hocken sah, wie sie versuchten, die Inschriften zu entziffern.
    »Wir wussten nicht, dass du es so eilig hast«, sagte Dorn und warf ihm ein Stück Brot zu. »Wie es aussieht, wirst du noch genügend Zeit haben, die Bäume anzustarren. Es sei denn, du hast vor, den Hain wieder zu verlassen, um herauszufinden, wie gut die Elfen wirklich mit ihren Bögen umgehen können.«
    Milo schaute auf die dünne Reihe aus Holzpflöcken, die den Hain begrenzte. Die Pfähle ragten lediglich einen halben Fuß aus dem Erdreich. Heute kam ihm ihr Gefängnis noch lächerlicher vor als am Vortag. Sie waren nicht wirklich eingesperrt. Es war eher eine imaginäre Grenze, die sagte: Halt! Bis hier hin und keinen Schritt weiter.
    Keiner der Elfen war zu sehen. Milo blinzelte hoch in die Bäume.
    »Sei beruhigt, sie sind da, und sie warten nur darauf, dass du einen Fuß in ihren Wald setzt«, sagte Dorn, der den abschätzenden Blick von Milo bemerkt hatte. »Selbst von dort oben

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