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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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steinernen Altar zu. Sein Haar war lang und silberweiß. Er trug eine lederne Rüstung mit silbernen Ornamenten und darunter eine grüne Tunika aus feinem Stoff.
    Senetha packte ihren Stab mit beiden Händen und hielt ihn senkrecht vor sich.
    »Nein, nicht«, flüsterte Dorn ihr zu und legte die Hand auf ihren Unterarm. »Wenn sie uns töten wollten, hätten sie es schon lange tun können. Warten wir erst mal ab, was sie zu sagen haben.«
    Als der Elf den Altar erreichte, ließen sich alle anderen des Volkes auf ein Knie hinunter und senkten untertänig das Haupt.
    Milo hatte keine Probleme damit, vor jemand anderem zu knien. Wenn sich derjenige dadurch besser fühlte, tat er ihm gern diesen kleinen Gefallen. Und falls daran ihr Willkommen hing, mit einer möglichen Unterkunft, einem bequemen Bett und etwas warmem Essen, sollte es ihm umso rechter sein.
    Dorn und Senetha waren nicht so freigiebig mit ihrer Ehrerbietung. Sie blieben hocherhobenen Hauptes dort stehen, wo sie waren.
    »Ihr solltet besser knien, wenn der hohe Lord Iselaf Cheén zu Euch spricht«, riet einer der Elfen in ihrer Nähe, ohne den Blick zu heben.
    »Ich knie nicht vor jemandem, von dem ich nicht weiß, ob er mir wohlgesonnen ist oder nicht. Mein Schwertarm kann man für ein paar Münzen bekommen, meine Achtung muss man sich anders verdienen.«
    Iselaf Cheén nahm den kleinen Gegenstand vom Altar und zeigte ihn hoch. Milo wagte einen kurzen Blick darauf und erkannte, dass es tatsächlich ein Zweig war, an dem ein vertrocknetes Blatt sowie eine kleine Frucht hingen. Er traute sich aber nicht, es länger zu betrachten, da er befürchtete, sein mangelnder Respekt würde ihm wieder einen Hieb mit dem Speer einbringen.
    Der Elfenlord drehte sich andächtig einmal im Kreis herum, hielt den Zweig hoch über dem Kopf und vergewisserte sich, dass die Männer und Frauen seines Volkes darauf warteten, seine Stimme zu vernehmen. Dorns und Senethas Aufsässigkeit nahm er hin, ohne eine Miene zu verziehen. Andererseits war es ohnehin kaum möglich, einen noch versteinerteren und eisiger wirkenden Eindruck zu hinterlassen als jetzt schon.
    Iselaf Cheén legte den Zweig zurück auf den Altar, wandte sich wieder seinem Gefolge zu und begann mit seiner Ansprache. Seine Stimme war heiser und kaum lauter als ein Flüstern. Ein Vogelzwitschern oder das Hämmern eines Spechtes hätte ihn übertönt, aber der Wald und seine Bewohner schwiegen, so als wenn jedes Lebewesen gebannt darauf wartete, zu erfahren, was der Elfenlord zu sagen hatte.
    Es dauerte etwas, bis Milo begriff, dass Iselaf Cheén die Elfensprache benutzte. Es klang so wunderschön und melodiös, dass ihm ein Schauer über den Rücken lief. Leider verstand er kein einziges Wort, doch ein untrügerisches Gefühl sagte ihm, dass der Elfenlord über zwei Menschen und einen Halbling sprach.
    Dass Dorn ebenfalls kein Elfisch verstand, lag auf der Hand; kaum jemand der anderen Rassen beherrschte die Sprache der Waldbewohner. Sie war kompliziert, und vieles bekam mit einer anderen Betonung auch eine andere Bedeutung. Doch im Gegensatz zu Milo besaß der Söldner auch keinen Sinn für den Klang und die Melodie. Anstatt ergriffen zu sein, zog er seinen Ekel in der Kehle hoch und spuckte aus.
    »Dort, wo ich herkomme«, brüllte Dorn und übertönte dabei die Ansprache von Iselaf Cheén, »sagt man es einem Mann direkt ins Gesicht, wenn man ihn beschuldigt, etwas Falsches getan zu haben. Außerdem sprich man zu ihm in einer Sprache, die er versteht.«
    Für einen Augenblick herrschte Totenstille auf der Lichtung.Dann sprang einer der Elfenwächter herbei und schlug Dorn seinen Speerschaft in die Kniekehlen.
    »Der hohe Lord spricht nicht in der Sprache der Niederen«, zischte er.
    Als Dorn nicht wie erwartet einknickte und auf die Knie fiel, sondern unbeeindruckt stehen blieb, holte der Elf zu einem weiteren Schlag aus.
    »Nein«, sagte Iselaf Cheén.
    Das Wort war wie eine Klinge, die die Luft zerschnitt.
    Der Elf erstarrte in der Bewegung, senkte das Haupt und trat einen Schritt zurück.
    »Ich habe weder Achtung noch Respekt vor den Menschen«, sagte der Elfenlord. »Eure Sprache ist mir genauso zuwider wie eure unverschämte Art. Das heißt aber nicht, dass ich sie nicht beherrsche. Wenn du dich besser fühlst, wenn du verstehst, was ich sage, will ich dir diesen Gefallen tun, Menschensöldner. Aber du wirst nichts hören, was du nicht schon weißt. Ihr werdet beschuldigt, mit den Zwergen unter einer Decke

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