Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
Vom Netzwerk:
ihrem Versteck.
    »Hast du verstanden, wovon Dorimbur und Tomdrin gesprochen haben?«, fragte Nelf
    »Nicht genau«, gestand Tislo, »aber sie haben von Hirtenholz geredet. Das Zeug ist unglaublich selten und teuer. Sie verwenden es in den Schmieden am Hofe und in den Burgen von irgendwelchen reichen Lords. Es brennt heißer als jedes andere Holz und qualmt nicht. Aber eins weiß ich: Wenn wir es nicht innerhalb der nächsten sechs Stunden herausgefunden haben, sitzen wir in der Klemme.«
    »Dann sollten wir keine Zeit verlieren.«
    Sie liefen los in südlicher Richtung. Nelf war sich sicher, dass, wenn die Karte maßstabgetreu war, sie den sternförmigen Raum in gut vier Stunden erreichen konnten. Von dort aus würde sich alles Weitere zeigen.
    Der Grundriss der Mine war korrekt, nur hatte Nelf seine Kondition und die seines Bruders überschätzt. Sie brauchten über fünf Stunden, um die große Halle zu erreichen, und als sie den ersten Fuß hineinsetzten, fehlte ihnen der Atem, um sie zu bestaunen. Sie maß fast zweihundert Schritt im Durchmesser und war tatsächlich, wie auf der Karte eingezeichnet, sternförmig. Einst rund, hatte man jeden abzweigenden Tunnel trichterförmig freigegraben. Die Gänge führten in alle Richtungen. Einer glich dem anderen. In der Mitte der Halle hatten die Zwerge ein riesiges Kohlebecken errichtet, über dem an unzähligen Ketten ein großer Bottich hing, in dem es brodelte.
    »Das muss der Kessel sein, von dem die Zwerge geredet haben«, keuchte Nelf. »Vielleicht können wir es irgendwie aufhalten.«
    »Was aufhalten?«, fragte Tislo kaum verständlich.
    »Den Mechanismus, von dem Dorimbur gesprochen hat. Der Kessel scheint ihn auszulösen.«
    Tislo betrachtete den übergroßen Bottich wenig begeistert.
    »Den würden wir noch nicht einmal heben können, wenn er nicht über einem Becken glühender Kohlen hängen würde.«
    »Hättest du zugehört, wüsstest du, dass es nicht darum geht, ihn hochzuheben, sondern darum, ihn unten zu halten. Wenn das Wasser darin verkocht ist, wird er langsam nach oben steigen und den Mechanismus auslösen. Wir müssen also nur dafür sorgen, dass er schwer genug bleibt.«
    »Es ist deine Idee   – du kannst dich reinsetzen.«
    »Ich habe eine bessere Idee. Komm mit«, sagte Nelf.
    Das Kohlenbecken brannte so heiß, dass die Brüder einige Schritt Abstand halten mussten. Der Kessel darüber hing zehn Fuß über dem Feuer.
    »Sammle alle Kohlestücke ein und wirf sie in den Kessel«, erklärte Nelf seinem Bruder.
    Sie sammelten die Stücke Kohle, die verstreut um das Becken lagen, auf und versuchten, sie in den Kessel zu werfen. Leider gestaltete sich das Unternehmen schwieriger, als geahnt.
    »Nicht in die Glut. In den Kessel sollst du werfen«, fauchte Nelf seinen Bruder nach dem zweiten Fehlversuch an.
    »Du hast gut reden«, beschwerte sich Tislo. »Dieses Zeug ist zu leicht zum Werfen. Außerdem bin ich stundenlang gerannt, stehe vor einem glühenden Kohlebecken, und auf meinen Ohren ist ein Druck, als wenn ich auf dem Grund des Meeres liegen würde.«
    »Hör auf zu jammern. Wir waren schon oft weit unten in den Minen. Du solltest dich an den Druck gewöhnt haben.«
    »Habe ich auch, aber wir sind nicht weit unten in einer Mine. Wir sind vielleicht weit drin, aber nicht weit unten. Ich sage dir, dreißig Schritt über uns lässt sich der Sauerampfer die Sonne auf die Blätter scheinen.«
    Langsam knarrend, bewegte sich der Kessel ein Stück nach oben.
    »Wir schaffen es nicht!«, schrie Nelf. »Komm, wir müssen weg von hier. Hoffen wir, dass du Recht hast. Wir ändern den Plan.«
    »Hoffentlich sind deine Ersatzpläne besser als die ursprünglichen.«
    Nelf rannte los und hielt auf die Tunnel im Nordwesten zu. Er hörte die klatschenden Schritte seines Bruders hinter sich.
    »Du willst doch wohl nicht dort hineinlaufen, oder?«, warnte Tislo.
    »Einer im Nordwesten ist sicher!«, rief Nelf. »Die Zwerge haben es selbst gesagt.«
    »Sie haben nur angedeutet, dass etwas damit nicht stimmt«, korrigierte Tislo seinen Bruder.
    »Das ist dasselbe.«
    Nelf lief die Eingänge der verschiedenen Tunnel ab, bis er endlich bei einem Halt machte.
    »Hier ist es. Kaum Fußspuren«, verriet er. »Hier müssen wir rein.«
    Er rannte los, sein Bruder folgte. Der Tunnel endete nach hundert Schritt in einer kleinen Kammer, die halb unter Wasser stand. Mitten im Nass stand ein Tier mit langem zottigem Fell und einem dünnen Hals, der bis ins Wasser hing. Ein

Weitere Kostenlose Bücher