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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Hochachtung«, spottete Tislo, »welch überragende Kombinationsgabe.«
    Nelf ließ die Stichelei seines Bruders unkommentiert. Er war der Ältere und hatte somit das Sagen. Schlimm genug, dass sein Bruder ihn zu einer Flucht überredet hatte.
    Er zeichnete mit dem Finger den Verlauf der verschiedenen Gänge nach und maß ihre Länge. Dann tippte er auf einen größeren Stollen, von dem sternförmig eine Vielzahl kleinerer Tunnel abzweigte.
    »Ich gehe davon aus, dass der Haupteingang immer noch gut bewacht wird. Wenn es einen weiteren Ausgang gibt, dann muss er irgendwo hier sein«, verkündete er.
    »Das passt ja gut«, sagte Tislo. »In die Richtung müssen wir eh.«
    »Wieso?«, fragte Nelf erstaunt.
    Tislo deutete in nördlicher Richtung. »Ich habe zwar keine Angst vor Laternen, aber diese dort bewegen sich eindeutig zu schnell in unsere Richtung.«
    Nelf und Tislo sprangen aus dem direkten Lichtkegel der Laterne und drängten sich dicht an die Wand, um nicht gesehen zu werden.
    Es waren zwei helle Lichtkegel, die hin und her schaukelten und auf- und abwärts hüpften.
    »Ponys! Wahrscheinlich Dorimbur oder Tomdrin«, vermutete Nelf.
    »Vielleicht fallen die Untoten über Wen-auch-immer her und fressen ihn auf«, gab Tislo zu bedenken.
    »Es wird wohl eher umgekehrt sein«, schnaubte Nelf verdrießlich. »Wir sollten machen, dass wir von hier wegkommen. Sie werden nach uns suchen.«
    Nelf und Tislo wandten sich gen Süden, um tiefer in den Stollen vorzudringen, da tauchte vor ihnen ebenfalls ein Lichtschein auf.
    »Das nennt man das Glück der Halblinge«, zischte Tislo. »Was machen wir nun?«
    Nelf hielt die Karte hoch und studierte sie.
    »Da vorn geht links irgendwo ein kurzer Blindstollen ab. Dort werden wir uns verstecken, bis sie weg sind.«
    Der Abzweig war schnell gefunden. Am Stollenende hatten die Zwerge einfach aufgehört, weiterzugraben, weil ihnen ein Wassereinbruch von oben drohte. Mit einem Gewirr aus Holzstämmen hatten sie Wände und Decke gestützt. Die beiden Halblinge kletterten zwischen die Balken und versteckten sich fünfzig Fuß vom Hauptstollen entfernt hinter einem Haufen Abraum. Dann warteten sie ab.
    Gute zwanzig Minuten dauerte es, bevor Licht den Anfang des Blindtunnels erhellte und die Zwergenpatrouille ankündigte. Auch von der anderen Seite näherte sich jemand. Die beiden Parteien kamen direkt vor dem Stollen, in dem sich Nelf und Tislo versteckten, zum Stehen.
    Im Licht der Laternen erkannten sie Dorimbur und Tomdrin, die auf Ponys saßen. Ihnen gegenüber stand ein Trupp Zwerge. Dem Geklapper und Getrampel nach zu urteilen, mussten es um die zwanzig Bärtige sein.
    »Seid ihr die Letzten?«, fragte Dorimbur ohne eine Begrüßung.
    »Ja, das sind alle«, antwortete sein Gegenüber. »Wir hatten uns darauf eingestellt, erst in drei Tagen die Essen anzufeuern. Was ist denn passiert? Uns wäre beinahe das Hirtenholz ausgegangen, eine Esse im Süden hatte einen Wassereinbruch, und die im Nordwesten, na ja, das wisst Ihr ja selbst.«
    Dorimbur schnaubte verächtlich. »Zwei Essen weniger, darauf kommt es nicht an. Die großen Regenfälle haben noch nicht eingesetzt. Der Torf ist trocken genug, und wenn die Kohle erst einmal brennt   …«
    »Es gab einige Probleme hier unten«, fiel Tomdrin ihm ins Wort. »Es scheint so etwas wie eine Seuche zu sein. Und da der Sturm langsam einsetzt, haben wir uns entschlossen, heute schon loszuschlagen.«
    »Eine Seuche?«, fragte der unbekannte Zwerg.
    »Nichts, worüber Ihr Euch Sorgen machen müsst«, sagte Dorimbur schroff. »Wir haben alles unter Kontrollen. Geht einfach zurück in die Schlucht, die Aufzugskörbe warten bereist dort, um euch nach oben zu den anderen zu bringen.«
    »Was ist mit dem Mechanismus?«, verlangte Tomdrin zu wissen.
    »Alles, wie Ihr es befohlen habt. Der Kessel ist mit hundertdreißig Gallonen Wasser gefüllt. In sechs Stunden sollte alles verdampft sein. Sind denn die Windsegel am Eingang der Schlucht fertiggestellt?«
    »Das lasst mal unsere Sorge sein«, erwiderte Dorimbur, immer noch unversöhnlich. »Der Sturm kommt aus Westen. Er wandert genau auf die Schlucht zu. Wenn er nicht dreht, werden die Segel den Wind einfangen und ihn in die Mine pressen.«
    »Gut, dann auf zu den anderen.«
    Dorimbur, Tomdrin und die Zwerge aus dem Stollen machten sich gemeinsam auf den Weg zurück in die Schlucht. Nelf und Tislo warteten noch, bis die Hufschläge der Ponys nicht mehr zu hören waren. Dann schlichen sie aus

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