Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
Vom Netzwerk:
der letzte stampfte mit einem widerlichen, breiten Grinsen, das seine fauligen Zahnstümpfe entblößte, durch den Bach direkt auf Nelf zu.
    »Wir drei sind von Xumita Latorinsis auf eine Mission geschickt worden«, bog Milo die Wahrheit in letzter Verzweiflung. »Wir sollen ein Lamm der Mutter finden, um das Blut des Zweitgeborenen aus der Erde zu schneiden.«
    »Was sollen wir mit einem Lamm, wenn wir zwei Ponys haben können?«, grunzte der Ork. »Was Xumita mit euch abgemacht hat, ist uns ganz egal. Wir erhalten unsere Befehle direkt von Schrak. Und der hat uns angewiesen, Köder für die Ahnen zu suchen. Und ihr beide scheint dafür genau richtig zu sein.«
    Der Ork packte Nelf unsanft am Arm und zog ihn mit sich.
    »Wartet!«, rief der Troll, der oben auf der Böschung hockte und sich das Spektakel in aller Seelenruhe ansah.
    »Habt ihr dieses Lamm denn gefunden?«, fragte er Milo.
    Es gab Momente, da sollte man es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, wusste Milo. Die Wahrheit konnte schmerzlich sein, und in diesem Fall sogar töten.
    »Ja, einer von uns dreien ist das Lamm, nach dem Xumita sucht«, sagte er. »Wer es ist, werde ich nur dem Schamanen selbst verraten.«
    »Du bist verschlagen, genau wie alle deines Volkes«, brummte der Troll. »Wenn du mich belügst, werde ich dafür sorgen, dass man dich bei lebendigem Leibe häutet und dann im Wald für die Ahnen aussetzt. Sie werden in Heerscharen kommen und über dich herfallen, wenn sie dein Blut wittern.«
    »Ich sage aber die Wahrheit«, erwiderte Milo, obwohl ihm die Knie schlotterten. Hauptsache, sie gewannen erst einmal Zeit. Er sandte ein Stoßgebet zu Cephei.
    Der Troll machte einen Satz, der ihn von der Böschung direkt den Käfig trug. Der Umgestürzte Wagen erbebte unter dem Gewicht des mächtigen Grünbluters. Er griff mit seinen Krallen zwischen die Stäbe, und als wenn sie nichts weiter wären als Weidenruten, bog er sie auseinander.
    »Sperrt sie mit dem Menschen in den Käfig«, befahl der Troll den Orks. »Wir nehmen sie alle mit.«
    Der Ork schubste Milo und Nelf zum Wagen, wo der Troll sie hochhob und sie zu Dorn in den Gefängniswagen schleuderte. Genauso leicht, wie er die Stäbe aufgebogen hatte, bog er sie auch wieder zurück. Dann sprang er vom Käfig herunter und kippte den Wagen so, dass er wieder auf den Rädern stand, die dank der robusten Zwergenarbeit alle den Sturz überlebt hatten.
    »War es schwer, das Pony zu töten, Usuk?«, fragte der Troll einen der Orks. Dieser hörte nur halb hin, weil er gerade dabei zusah, wie sein Kumpan dem Untoten den Schädel vom Hals trennte.
    »Ein Schlag, dann war das Vieh hin«, grunzte er.
    »Du bist ein großer Krieger, Usuk«, sagte der Troll. »Jetzt bin ich gespannt, ob du als Zugtier genauso gut bist.«

42. RUBINIA
    »Ich kann nicht mehr«, stöhnte Rubinia und ließ sich zwischen zwei aufragende Felsen sinken. »Wer weiß, wo uns dieser Spalt noch hinführt. Wahrscheinlich endet er einfach irgendwo tief unten in der Erde.«
    Rubinia betrachtete den schwach leuchtenden Stein in ihrer Hand. »Er hat nicht mehr viel Kraft. Es wäre schön gewesen, wenn ich Meister Othman noch hätte erzählen können, wie gut er funktioniert. Er war so stolz, als er ihn mit überreichte, und ich habe das Geschenk abgetan, als wenn es nichts sei.«
    »Du wirst es ihm noch sagen können«, rief Oda, die seit Beginn ihrer unterirdischen Odyssee immer einige Schritt vorauslief. »Es ist nicht mehr weit, ich kann es spüren, Rubinia.«
    »Das sagst du schon seit Stunden«, stöhnte Rubinia. »Es ist lieb von dir, mich aufheitern zu wollen und zu versuchen, mir neuen Mut zu machen, aber seien wir doch mal ehrlich: Du weißt genauso wenig wie ich, wo wir sind.«
    »Nein!«, schrie Oda sie an. »Du irrst dich. Ich weiß genau, dass dort vorn irgendwo der Ausgang ist. Er hat er mir gesagt.«
    Rubinia zuckte vor Schreck zusammen. So aufgebracht hatte sie die junge Halblingsfrau noch nie erlebt. Sie schien sonst zwar auch wagemutig und ungestüm zu sein, doch seitdem sie in diesem Spalt eingesperrt waren, wurde sie von Stunden zu Stunde merkwürdiger.
    »Wer hat dir das gesagt? Von wem sprichst du?«
    »Mein Bruder!«, erwiderte Oda irritiert. »Nelf. Er hat mir erklärt, auf was man zu achten hat, wenn man unter der Erde ist. Wir waren immerhin lange in den Minen der Zwerge eingesperrt. Da lernt man so Einiges über seine Umgebung. Jetzt reiß dich zusammen und komm schon.«
    Rubinia wusste, dass Oda sie anlog,

Weitere Kostenlose Bücher