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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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aber irgendetwas ließ die junge Halblingsfrau selbst daran glauben, was sie erzählte. Rubinia fürchtete, es hatte keinen Sinn, weiterzubohren, und entschied sich, Oda zu folgen. Es würde sich zeigen, wer Recht hatte, und vielleicht auch, was Oda verbarg.
    Rubinia raffte sich auf. Ihre Füße schmerzten, und überall bis zu den Knien hatte sie Schürfwunden und Prellungen von der Kletterei zwischen den spitzen Felsen.
    »Wir laufen so lange, bis der Stein von Meister Othman erlischt«, schlug Rubinia vor.
    »Du wirst sehen«, sagte Oda, »bevor er ausgeht, werden wir die Sonne zu Gesicht bekommen.«
    »Auf dass Cephei dich hört«, sagte Rubinia.
    »Oder eines ihrer Kinder«, fügte Oda hinzu.
    »Seit wann hat die Göttin Kinder?«, lachte Rubinia. »Ich hoffe, dass sie sich keinen Eichenblattstädter zum Mann genommen hat, sonst wird sie sich ihre Schöpfung bestimmt noch einmal überdenken wollen.«
    »Dafür ist es bereits zu spät«, sagte Oda traurig.
    Rubinia ging auf diese Anspielung nicht ein. Es war alles schon schlimm genug. Sich noch mit der Einzigen anzulegen, die ihr geblieben war, machte wenig Sinn. Trotzdem, Oda wurde ihr immer unheimlicher. Blieb nur zu hoffen, dass sie doch wider Erwarten bald einen Ausgang fanden.
    Die junge Priesterin wirkte wie besessen. Kaum hatte Rubinia zugestimmt, ihr weiterhin zu folgen, hetzte sie ohne ein Wort los. Sie war rastlos und wurde immer schneller   – wie ein Insekt, das vom Licht angezogen wurde. Rubinia hätte alles dafür gegeben, dass dieses Licht wirklich existierte.
    Nach gut einer Stunde war Oda so weit voraus, dass Rubinia sie nicht mehr sehen konnte. Sie hörte nur noch das Poltern der losen Gesteinsbrocken, welche die Halblingsfrau auf ihrem Weg beiseiteräumte. Plötzlich erlosch das leuchtende Artefakt in Rubinias Hand, und Dunkelheit umschloss sie.
    »Er ist ausgegangen!«, rief sie mit erstickter Stimme.
    Sie bekam keine Antwort.
    Rubinia rief ein weiteres Mal, und dann noch einmal, aber Oda antwortete nicht. Sie war verschwunden, genau wie der letzte Funken Licht in dem magischen Stein. Rubinia spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Ihre Beine waren taub und kraftlos, und nun versagten sie ihr völlig den Dienst. Sie fiel auf die Knie, und das spitze Geröll, auf das sie aufschlug, zerriss die Hose und hinterließ weitere Schnitte und Schürfwunden. Rubinia vergrub ihr Gesicht tief in die Hände. Sie weinte und schluchzte und ärgerte sich zugleich über Oda, die sie in der Not alleingelassen hatte. Es dauerte einige Minuten, bevor sie sich wieder im Griff hatte, um sich ihrem Schicksal zu stellen. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und rieb sich die zerschundenen Knie. Gerade als ihr erneut die Hoffnungslosigkeit der Lage bewusst wurde und ein weiterer Weinkrampf drohte, bemerkte sie einen winzigen leuchtenden Fleck. Zuerst dachte sie, er käme vom Reiben ihrer Augen, doch dann fiel ihr auf, dass er sich nicht mitbewegte, wenn sie den Kopf drehte. Der helle Punkt war zu weiß, um von einer Fackel oder einem anderen Feuer zu stammen. So ein Licht konnte nur von der Sonne kommen.
    Rubinia stemmte sich zwischen den Felsen hoch und stolperte vorwärts. Bei jedem Schritt stieß sie gegen scharfkantige Felsen. Spitze Steine schnitten ihr in die Füße, aber all das spürte sie kaum, weil sie genau wie Oda jetzt von etwas angezogen wurde   – einem langsam größer werdenden Lichtschein. Und er wuchs schneller, als sie zu hoffen gewagt hatte.
    Rubinia schämte sich für ihre Schwäche. Beinahe hätte sie keine dreihundert Fuß vor ihrer Rettung aufgegeben. Sie wäre verhungert oder verdurstet, obwohl die Freiheit zum Greifen nahe war. Ihr ganzes Leben lang hatte sie gekämpft, und beinahe wäre sie an ihrer eigenen Hoffnungslosigkeit gescheitert. Vor ihr klaffte ein Spalt ins Freie, so groß wie das Portal zum Tempel der Cephei in Eichenblattstadt. Rubinia zuckte vor Schreck zusammen, als sieOda direkt vor sich im Schatten hocken sah. Die junge Priesterin lauerte zwischen den Felsen wie eine Nachtkatze, die darauf wartete, dass die Dämmerung hereinbrach und sie auf die Jagd gehen konnte.
    »Oda, was machst du hier? Wir sind frei. Wir haben es geschafft.«
    Rubinia wäre der jungen Halblingsfrau am liebsten um den Hals gefallen, doch etwas an Odas Verhalten hielt sie zurück.
    »Kannst du jemanden sehen?«, fragte Oda geistesabwesend. »Er muss hier sein.«
    »Von wem redest du?«, fragte Rubinia. »Wer soll hier sein? Niemand

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