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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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sicher nicht wieder weggehen, und wir wollen auch gar nicht zu deinem Meister«, blaffte Bonne ihn an. »Wir wollen zu unserer Tante, Rubinia Blaubeers. Also hör auf, hier so ein Theater zu machen.«
    Der Tunnelgnom hatte sich schnell wieder aufgerappelt und starrte erst Bonne, dann Milo wutentbrannt an. Gerade, als die beiden dachten, er hätte sich wieder beruhigt, rannte er plötzlich laut schreiend davon und verschwand im Durchbruch zur Wartehalle.
    »Eindringlinge!«, brüllte er. »Alle Wachen zum Eingang! Eindringlinge!«
    Bonne und Milo waren etwas überrascht von der heftigen Reaktion, die der Gnom bei der Bewältigung seiner Aufgaben zeigte. Außerdem war ihnen schleierhaft, nach welchen Wachen er rief. Der Krähenturm war keine Garnison. Außer dem Magier, einem guten Dutzend dieser kleinen Schreihälse und Tante Rubinia hatten sie hier noch nie jemand anderen gesehen.
    »Wachen?«, fragte Milo seinen Bruder erstaunt, der abermals mit einem Schulterzucken reagierte. »Es ist bestimmt besser, wenn wir gleich hinunter in die Küche zu Tante Rubinia gehen, bevor noch mehr Missverständnisse aufkommen.«
    Bonne nickte.
    »Vielleicht hat Meister Othman noch mehr von diesen Unterirdischen in sein Haus geholt, um es besser bewachen zu können.«
    »Vor wem?«, fragte Milo lachend.
    »Vor gefährlichen Apfelstrudeldieben.«
    »Mit denen wird Tante Rubinia spielend fertig«, sagte Milo. »Weißt du noch, wie sie uns früher immer mit dem Kochlöffel etwas auf die Finger gegeben hat, wenn wir aus der Rührschüssel naschen wollten? Was hat sie noch immer dabei gerufen?«
    »Tod allen Schleckermäulern!«, schallte es aus dem Wartesaal.
    Die Halblingsbrüder fuhren herum und starrten gebannt auf den Durchbruch zum nächsten Raum.
    Rubinia trat aus dem düsteren Raum hervor, im Schlepptau den aufgeregten Tunnelgnom. Die Halblingsfrau humpelte und hielt ein weißes Tuch fest gegen ihre linke Gesichtshälfte gepresst. Um sich gegen vermeintliche Eindringlinge zu verteidigen, hatte sie sich mit einer Schöpfkelle bewaffnet, mit der sie fröhlich winkte, als sie ihre Neffen erkannte.
    »Milo, Bonne, was für eine Freude, euch zu sehen. Ihr habt euch nicht gerade den besten Tag ausgesucht, um mir einen Besuch abzustatten. Aber was erzähle ich denn hier, kommt erst mal richtig herein und legt eure nassen Sachen ab. Euch muss schrecklich kalt sein, und Hunger habt ihr bestimmt auch. Kommt mit runter in die Küche.«
    Bonne und Milo verschlug es die Sprache, als sie ihre Tante so ramponiert und voller Blessuren sahen. Erst als sie näher heranhumpelte, lösten sich ihre Zungen.
    »Was ist denn mit dir passiert, Tante Rubinia?«, rief Milo entsetzt aus.
    »Seid ihr überfallen worden?«, fragte Bonne fast gleichzeitig.
    Rubinia beschwichtigte beide mit einer beruhigenden Handbewegung. »Macht euch keine Sorgen, das sind nur ein paar Kratzer, die schnell wieder verheilen. Nichts weiter als ein kleines Missverständnis mit einigen Reißern, die dachten, eine Köchin wäre eine abwechslungsreiche Mahlzeit. Wir haben ihnen aber gezeigt, wer hinter und wer in den Topf gehört.«
    »Machst du uns aus dem Fell eine schöne Mütze?«, fragte Bonne voreilig.
    »Mal sehen«, grinste Rubinia. »Aber ihr seid doch sicher nicht hier, weil euch noch Winterbekleidung fehlt. Kommt mit in die Küche, dort könnt ihr euch vor dem Ofen aufwärmen, einen Happen essen und erzählen, was euch herführt.«
    Das war ganz nach der Fasson der beiden Brüder, und es gab ihnen zusätzlich noch ein bisschen Zeit, darüber nachzudenken, wie sie ihrer Tante möglichst schonend von den Vorfällen in Eichenblattstadt erzählen wollten.
    Nach einer herzlichen, aber vorsichtigen Umarmung gingen sie zusammen mit dem immer noch aufgeregten Tunnelgnom durch den trist eingerichteten Wartesaal des Krähenturms und von dort aus eine steinerne Wendeltreppe hinunter in die Küche. Othman hatte die Bedienstetenunterkünfte, wie auch die Arbeits- und Vorratsräume ganz nach den Wünschen seiner Haushälterin eingerichtet. Er hatte keine Kosten und Mühen gescheut, alles so herzurichten, wie Rubinia es als richtig und praktisch empfand. So wurde aus einer einfachen, auf das Minimum beschränkten Kochstelle eine Art Großküche, in der man ein Fest für ganz Eichenblattstadt hätte ausrichten können. Zu Rubinias Leidwesen hatte es ein Fest in solcher Größenordnung allerdings noch nie gegeben. Genau genommen, waren Bonne und Milo die größte Gesellschaft, die der

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