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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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erklärte Rubens Deer, als seine Kundschaft eintrat.
    Der kleine Raum ließ den Hehler irgendwie noch größer wirken, als er es in Wirklichkeit war. Zurückgelehnt saß er auf seinem Stuhl. Ein Knie hatte er gegen die Tischkante gedrückt und wippte leicht. Odden wirkte so gar nicht überrascht, die beiden vor seinem Schreibtisch zu sehen. Sein noch breiter werdendes Grinsen entblößte zwei goldene Eckzähne.
    »Seht ihr den Mann hinter mir?«, fragte Senetha keck.
    Odden beugte sich zur Seite, obwohl Dorn mit Sicherheit nicht zu übersehen war. Er nickte zögerlich.
    »Das ist mein Begleiter Dorn«, verriet Senetha. »Was denkt Ihr, sollte ich mich fürchten in Begleitung so eines Mannes?«
    Der Hehler lehnte sich wieder zurück.
    »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Wahrscheinlich reicht es schon, wenn Ihr ihn fürchtet. Söldner sind unberechenbar und launisch. Wenn sie einer Begleitung überdrüssig geworden sind, entledigen sie sich ihrer auch schnell einmal. Ihr solltet also darauf achtgeben, wenn er nicht mehr nur Augen für Euch hat, Teuerste.«
    »Wir sind nicht hergekommen, um uns Eure guten Ratschläge zu hohlen. Verschont uns also am besten damit.«
    »Wie ihr wollt, aber Ihr hattet gefragt», sagte Odden barsch. »Dann zeigt mir doch, warum ihr hier seid, oder verschwindet wieder.«
    Senetha griff in die Tasche ihres Umhangs und zog an einer angelaufenen Kette das Medaillon hervor, das sie zwei Tage zuvor aus der Gruft entwendet hatte. Dann legte sie das Schmuckstück auf den Tisch des Hehlers.
    »Und bitte erspart uns Euren grübelnden Gesichtsausdruck unddas gut einstudierte Gejammere darüber, dass es nichts wert sei, dass sich ohnehin kein Käufer dafür finden wird und dass ihr nur draufzahlt, wenn Ihr uns ein paar Münzen dafür gebt. Es ist reines Gold und sollte sein Gewicht in Münzen unter allen Umständen aufwiegen.«
    Odden griff nach einem Dolch, der auf einem Stapel Papieren lag. Im selben Moment hörte Senetha, wie sich Dorns Hand um den Griff seines Kurzschwertes schloss. Auch der Hehler schien dieses vertraute Geräusch zu kennen.
    »Ganz ruhig«, sagte er. »Ich will keinen Ärger, und zwei tote Beutelschneider in meinem Geschäft würden genau das bedeuten.«
    Er nahm den Dolch und schob die Spitze sanft unter die Kette. Dann zog er das Medaillon daran hoch und beobachtet, wie es vor seinen Augen hin und her baumelte. Eine Zeitlang betrachtete er es von allen Seiten, dann ließ er es achtlos zurück auf den Tisch fallen.
    Es war egal, was der Hehler sagte, Senetha sah in seinen Augen, dass er es haben wollte, und dass ihm danach verlangte, zu wissen, wo es herkam. Solch eine Frage wäre aber niemals über seine Lippen gekommen, da es seine Berufsehre verbot.
    »Hübsch«, erklärte Odden. »Was wollt ihr dafür haben?«
    »Hundert Goldstücke«, forderte Senetha.
    »Fünfzig.«
    »Hundert«, wiederholte die Magierin.
    »Fünfundsiebzig«, gab Odden nach.
    »Hundert.«
    »Neunzig«, bot Odden.
    »Hundert«, bestand Senetha auf ihrem Preis.
    »Ihr seid hübsch und wahrscheinlich auch klug«, verriet Odden, »aber die Gepflogenheiten des Feilschens scheinen Euch fremd zu sein. Die Idee dabei ist, dass man sich langsam annähert. Ich gebe ein Stück nach, und Ihr gebt ein Stück nach. Am Ende hat man dann einen Kompromiss gefunden, der für beide Seiten ein gutes Geschäft ist.«
    Odden sah Senetha erwartungsvoll an. Anscheinend wartete er darauf, dass sie ihre letzte Forderung noch einmal überdachte.
    »Hundert«, wiederholte Senetha starrköpfig.
    »Na gut, hundert«, lenkte Odden ein. »Und einen Kuss von Euch zum Abschied.«
    Senetha verzog das Gesicht, und abermals hört sie das knarrende Geräusch des in Leder gewickelten Griffes des Kurzschwertes hinter sich.
    »Wir nehmen die hundert, aber für Küsse und Abschiede ist mein Begleiter zuständig.«
    Odden lachte auf seine widerlich arrogante Art.
    »Wisst ihr, wo die Schenke Der Gutsherr ist. Wartet dort auf meinen Boten.«
    Er zog einen Stapel Papiere zu sich heran und warf sie über das Medaillon auf dem Tisch.
    »Nicht so schnell«, sagte Senetha und griff nach dem Schmuckstück. Im nächsten Moment war es bereits wieder in ihrer Tasche verschwunden. »Wenn der Bote mit dem Geld kommt, werden wir ihm das Medaillon geben. So lange werdet Ihr wohl noch warten müssen, bis sich Eure gierigen Finger darum schließen können.«
    »Ihr seid zu misstrauisch«, stöhnte Odden. »Das ist keine gute Voraussetzung für eine

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