Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)
Partnerschaft.«
Dorn hatte bereits wieder die Tür geöffnet, und die beiden waren im Begriff, zu gehen. Da drehte sich Senetha im Türrahmen noch einmal um.
»Es ist keine Partnerschaft, sondern ein einfaches Geschäft. Wenn Ihr jemanden sucht, dem Ihr vertrauen könnt, schaut in den Spiegel, und Euch wird die Aussichtslosigkeit dieses Vorhabens klar.«
Senetha ließ Odden nicht die Gelegenheit, eine passende Antwort zu finden. Im nächsten Moment standen sie und Dorn schon wieder auf der Straße.
»Das war aber einfach«, knurrte Dorn. »Hoffentlich lässt er unsnicht so lange warten. Wir haben kaum noch Geld, um im Gutsherrn etwas zu trinken.«
»Zechprellerei ist nichts, womit sich die Stadtwachen auseinandersetzen«, beruhigte ihn Senetha. »Und mit einem fettleibigen Wirt wirst du doch wohl noch fertig werden.«
Dorn schien das pragmatische Denken seiner Begleiterin zu gefallen. Für ihn, einen ungehobelten Klotz, der vom Aussehen und Benehmen her auch gut in die Barbarenlande gepasst hätte, war die junge Magierin so etwas wie der Einstieg in die zivilisierte Welt. Ohne sie wäre er sicherlich noch nicht einmal durch das Stadttor gelangt, ohne Ärger zu bekommen.
Aber auch Senetha profitierte von Dorns Anwesenheit. Als junge talentlose Magierin in einer Stadt wie Zargenfels war sie ohne Schutz so etwas wie Freiwild für die meisten Raufbolde. Dorn stellte sicher, dass die zwielichtigen Gestalten, mit denen sie sich gezwungenermaßen umgeben musste, sie ernst nahmen und ihr zuhörten, anstatt ihr lediglich in den Ausschnitt zu glotzen. Außerdem fand sie Dorns Art, sich mit einfachen Erklärungen schnell zufriedenzugeben, anstatt alles ständig zu hinterfragen und überall nur das Negative zu sehen, sehr erfrischend.
»Dort drüben, neben dem Brunnen an der Mauer«, sagte Senetha und zeigte auf einen freien Tisch im Hinterhof des Zum Gutsherrn .
Dorn brummte wie gewohnt nur zustimmend. Für einen Krieger und Söldner wie ihn war jeder Platz innerhalb der Stadtmauern gleich schlecht. Wochen hatte es gedauert, bis er sich an die Enge und die vielen Menschen in Zargenfels gewöhnt hatte. Nach einem Leben des Krieges als freier Söldner oder als Fußsoldat im Heer irgendeines Königs war es nicht leicht, mit anderen zurechtzukommen. Auf dem Schlachtfeld gab es nur zwei Arten von Menschen: Die einen, die mit dir abends im Biwak gesessen hatten, waren deine Kameraden, die anderen, die mit Äxten, Hämmern und Schwertern versuchten, dich umzubringen, deine Feinde. In Zargenfels konnte man abends mit allen möglichenLeuten zusammensitzen, doch das hieß nicht, dass sie nicht versuchen mochten, dir am nächsten Tag einen Dolch zwischen die Rippen zu stoßen.
Senetha und Dorn hatten gerade Platz genommen, da eilte auch schon der Wirt heran und stellte ihnen zwei einfache Holzbecher hin, die er zuvor an einem anderen Tisch eingesammelt hatte.
»Was soll es sein?«, fragte er, um ein langes Prozedere mit Begrüßung und Höflichkeitsfloskeln zu vermeiden.
»Bier«, antwortete Dorn, dem solche Art von Kommunikation mehr als zusagte.
Senetha hatte ihren Magierstab abgestellt und gegen den Stuhl gelehnt. Das gute Stück war zu unhandlich, um es beim Sitzen über den Rücken gebunden zu tragen. Sie hasste dieses vier Fuß lange Wurzelholz, aber es war das Letzte, was sie noch an ihren Vater erinnerte, und das Einzige, was sie zu dem machte, was sie sein wollte – eine Magierin. Der Tod ihres Vaters war zu plötzlich gekommen, als dass er ihr noch hätte sagen können, welche Macht der Stab besaß. Senetha wusste nur, dass er einen mächtigen Zauber in sich barg, den anzuwenden man sich besser scheute. Sie hätte ihn einfach irgendwo in der Einsamkeit ausprobieren können, doch das war einer Magierin nicht würdig, fand sie. So versuchte sie immerfort, ihre Ausbildung allein fortzusetzen, um das Geheimnis irgendwann zu lüften. Es war so ungerecht. Ein Stück gewachsenes Holz besaß mehr Magie, als sie vielleicht jemals erlernen würde.
Senetha beugte sich leicht vor, um einen Blick in ihren Becher zu werfen. Gut einen Finger breit schales Gesöff stand noch darin vom letzten Gast. Senetha nahm den Becher in die Hand und schnupperte dezent am Rand.
»Ihr könnt diesen hier mit Weißwein wieder auffüllen. Dann müsst ihr den Rest nicht wegkippen. Wäre ja auch schade drum«, sagte sie mit leicht ironischem Unterton und hoffte dabei, den Wirt in Verlegenheit zu bringen.
»Gute Wahl«, schnaubte dieser
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