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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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ihm eine Kastanie hinterherzuschicken. Obwohl er fast zwanzig Schrittvom Taverneneingang entfernt stand, war das Verhältnis zwischen Treffern und Fehlschüssen nahezu ausgeglichen.
    Ein schöner Zeitvertreib, befand Senetha für sich, doch der Sinn ihres Hierseins war ein anderer.
    Rubens Deer, genannt Odden, hatte sein Geschäft ganz in der Nähe. Geschäft war vielleicht etwas zu viel gesagt. Der hünenhafte Mann mit der Narbe im Gesicht, die ihm ein Dauergrinsen verschaffte, saß in einem kleinen stickigen Raum, der so gut wie kein Tageslicht einfallen ließ. Großkotzig thronte er hinter seinem vollgestellten Schreibtisch und ließ sich Gegenstände präsentieren, deren Herkunft meist strittig war. Je nachdem, ob ihm gefiel, was er sah, schickte er die Leute zum Teufel oder in eine Lokalität seiner Wahl, wo dann besagter Gegenstand den Besitzer wechselte. Eine Sicherheitsmaßnahme, mit der er sich vor schlecht geschmierten oder übereifrigen Stadtwachen schützte. Rubens Deer war ein stadtbekannter Raufbold und Totschläger. Wenn er sich gerade keiner dieser beiden Tätigkeiten widmete, nannte er sich Odden und trat als einer der wenigen Hehler auf, denen man Gegenstände anbieten konnte, die nicht zu den üblichen Silberbestecken und Schmuckstücken gehörten.
    Sein Geschäft zu betreten bedeutete, sich auf ein Spiel einzulassen, dessen Regeln die meisten Menschen nicht verstanden und dem sie somit auch nicht gewachsen waren. Außerdem war die kleine vergitterte Holztür, hinter der sich Rubens’ Reich verbarg, neben dem Hintern von Senetha sicherlich die meist beäugte Stelle in Zargenfels. Halunken, Halsabschneider, Stadtwachen, Söldner und auch Leute, denen eine Kostbarkeit gestohlen worden war, gehörten zu den Menschen, die immer ein Auge auf diese schäbige Holztür warfen, in der Hoffnung, etwas Aufschluss darüber zu erlangen, was dahinter geschah.
    Hinzu kam, dass in Zargenfels seit einigen Wochen Unruhen herrschten. Von Zeit zu Zeit befanden die Priester der Stadt, dass heidnische Glaubensrichtungen zu einer Gefahr wurden. Um welche heidnischen Götter es sich handelte, oder von welchen Bürgern diese Gefahr ausging, und womit sie Regors Autorität untergruben, blieb den meisten Einwohnern unverständlich, was daran liegen mochte, dass die Priester es selbst nicht zu wissen schienen. Auf jeden Fall schickten sie die Regorianer aus, eine Bande von leicht streitbaren Glaubenskriegern, die versuchten, schnelle Erfolge zu erzielen, indem sie jeden festnahmen, der Regors Namen erwähnte und dabei nicht vom Glauben geschwängert die Augen verdrehte. Die meisten der Festgenommenen wurden zum Verhör in die Tempel gebracht, und je nachdem, wie die Antworten ausfielen, eingekerkert, mit Strafgeldern belegt oder wieder laufen gelassen   – Letzteres kam aber so gut wie nie vor.
    Senetha und Dorn hatten sich dazu entschlossen, das Risiko, so kurz vor dem Ziel festgenommen zu werden, zu minimieren, indem sie sichergingen, dass Rubens allein war und möglichst wenig Menschen von ihrem Kommen und Gehen etwas mitbekamen.
    Zehn Minuten, drei Rempler und zwei erfolgreiche Kastanienwürfe später war der richtige Zeitpunkt gekommen. Die abendliche Prozession zu Regors Ehren zog gerade die Straße entlang. Die in schwarz gekleideten Priester mit ihren schwenkenden Weihrauchgefäßen lenkten die meisten Blicke der wenig Religiösen auf sich, während die Glaubensstarken innehielten und den Blick in Demut senkten. Begleitet wurde die Prozession von einem Dutzend Regorianern, die jeden in ihrer Umgebung argwöhnisch beäugten. Während der letzten Tage war es immer wieder zu gewaltsamen Übergriffen zwischen Priestern und aufgebrachten Bürgern gekommen. Daraufhin hatte Kardinal Angoth entschieden, dass keine Prozession mehr ohne Geleitschutz durch die Straßen von Zargenfels ziehen sollte.
    Dorn gab Senetha ein Zeichen, dass die Luft rein war und sie nicht argwöhnischer beäugt wurden als jeder andere auch, und dass sich Odden allein in seinem Geschäft befand.
    Die junge Magierin eilte aus ihrem Versteck, und Dorn wechselte zu ihr auf die andere Straßenseite. Eiligen Schrittes hielten sieauf die kleine Holztür zu, hinter der sie hofften, endlich einmal ein lohnendes Geschäft an Land ziehen zu können.
    In Dorns Schatten huschte Senetha in das kleine Ladengeschäft. Der Krieger blickte noch ein weiteres Mal die Straße entlang, bevor er seiner Begleiterin folgte.
    »Furcht ist die Voraussetzung für Vorsicht«,

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