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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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heidnische Symbole zu verkaufen.«
    Das war es also! Odden hatte sie bei den Regorianern angeschwärzt. Warum er so etwas tat, konnte sie nur vermuten. Wahrscheinlich hatten ihm die Priester eine Belohnung für jede Denunzierung versprochen, die den Preis für das Schmuckstück um ein Vielfaches überstieg. Mit etwas Glück würden die Regorianer ihm auch noch den Anhänger überlassen, wenn sich herausstellte, dass er keinen heidnischen Ursprung hatte. So bekäme er das Medaillon zusätzlich zu einem Batzen Gold   – ein gutes Geschäft für jemanden, der kein Ehrgefühl besaß.
    »Das ist lächerlich«, zischte Senetha. »Habt Ihr irgendwelche Beweise für Eure Behauptung?«
    »Süße, sehen wir aus wie Stadtwachen?«, lachte der Regorianer. »Wenn wir Beweise bräuchten, würden sich die Gelehrten in der Stadt immer noch darüber streiten, ob es wirklichen einen Gott gibt. Wir sind hier, ihr seid hier, mehr Beweise brauchen wir nicht.«
    Mittlerweile war mehr als die Hälfte der Gäste aus der Taverne verschwunden, die andere schien nur auf den richtigen Moment zu warten, Reißaus zu nehmen. Aus dem Augenwinkel sah Senetha, wie Dorn sich erhob und seine Hände die Rückenlehne des Stuhls umklammerten.
    »Ihr solltet lieber verschwinden und Euch um die kümmern, dieversuchen, unschuldige Bürger anzuprangern. Das sind nämlich die, die Regors Gesetze mit Füßen treten.«
    Der einzige Grund, warum die vier Kerle ihre Breitschwerter noch nicht blankgezogen hatten, war vermutlich der, dass sie glaubten, lediglich einem verängstigten jungen Mann und einer wehrlosen Frau gegenüberzustehen.
    Der Rädelsführer packte Jonas im Nacken und drückte seinen Kopf so weit nach unten, dass dieser fast mit der Stirn auf den Tisch schlug.
    »Magst du das Gesicht deines Freundes?«, grunzte er in Richtung Senetha. »Wir könnten einige Korrekturen vornehmen.«
    In diesem Moment krachte ein Stuhl auf den Rücken des Regorianers. Die Wucht des Aufpralls zwang den Mann in die Knie. Von dem Stuhl blieb nicht mehr übrig als ein Haufen Trümmer und die beiden losen Rückenlehnenstreben in den Händen von Dorn. Der Söldner verlor keine Zeit und haute auf die nächsten beiden Widersacher ein. Dem Ersten verpasste er einen wuchtigen Schlag auf den Oberarm, woraufhin der Kerl das Gleichgewicht verlor, stürzte und Jonas mit vom Stuhl riss. Den Zweiten traf das Holz direkt im Gesicht und verwandelte seine Nase in einen blutigen Klumpen. Der Regorianer kippte nach hinten wie ein gefällter Baum und rührte sich nicht mehr.
    Dorn fuhr herum, um den letzten Mann zu Boden zu schicken, doch dieser wich dem Schlag mit einem gewandten Sprung nach hinten aus. In einer einzigen flüssigen Bewegung zog er seinen Umhang zur Seite, löste den Lederriemen vom Griff seines Breitschwertes, zog die Waffe aus der Scheide und ließ sie im Halbkreis in Höhe von Dorns Hals durch die Luft zischen. Um eine Handbreit verfehlte sie Spitze des Schwertes ihr Ziel.
    Der Regorianer machte einen Ausfallschritt nach vorn und ließ die Klinge auf selber Höhe zurückschwingen. Dorn riss im letzten Moment die beiden Hölzer hoch und parierte den Angriff. Die schwere Klinge ließ die Stuhlstreben zerbersten, doch sie retteten Dorn vor einer tödlichen Wunde.
    Zwei der bereits angeschlagenen Regorianer kamen wieder auf die Beine und griffen nach ihren Schwertern. Dorn wusste, dass er einen Kampf drei gegen eins nicht überstehen konnte. Die Ausbildung der Glaubenskrieger stand seiner in nichts nach, und ihre zumindest ebenbürtige Erfahrung machte sie für ihn so gut wie unbezwingbar. Um eine Chance zu haben, musste es ihm gelingen, das ungleiche Kräfteverhältnis auszuhebeln, indem er wenigstens zwei von ihnen am Boden hielt oder er sich eine Position suchte, bei der nicht alle gleichzeitig auf ihn eindreschen konnten.
    Dorn trat gegen einen der Tische und hoffte, die Angreifer damit zurückzudrängen. Das Möbelstück war aber eindeutig zu leicht. Es stürzte um und rutschte mit der Tischplatte nach unten über den gepflasterten Platz, den Männern entgegen. Mit einer Hand packte einer der Regorianer den Tisch am Bein und schleuderte ihn zur Seite, wo er gegen die Mauer des Innenhofes krachte.
    Immer noch flüchteten Leute, die in Deckung gegangen waren und nur auf den richtigen Moment gewartet hatten, gefahrlos an den Streithähnen vorbeizukommen. Eine hagere Frau mit strähnig braunen Haaren, die sich hinter einem der Tische versteckt hatte, nutzte die Chance und

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