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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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wollte, dem blieb nichts anderes übrig, als zu reisen. Doch diese Reise würde einen nicht nur von einem Ort zu einem anderen bringen, sondern auch in der Zeit zurück in das Zeitalter der Verblendung.
    Für die wenigen Reisenden, die es nach Eichenblattstadt verschlug, schien der Ort nicht mehr als ein ganz normales Dorf zu sein, das kaum mehr als dreihundert Seelen zählte. Wer hierher fand, war sicherlich nur auf der Durchreise, was daran lag, dass es in dem kleinen Ort kaum etwas zu sehen, zu kaufen oder zu stehlen gab, und wenn doch, dann musste man sich dafür bücken. Eichenblattstadt war nämlich ein Halblingsdorf und die vorzufindende Architektur der Größe der Bewohner angepasst. Dieses Dorf war eine der vier Gründungssiedlungen in Graumark und eine Art letzte Bastion. Frei von monarchischen Einflüssen, lag das Land als Bollwerk zwischen Lonnas und den Barbarenlanden. Ein längst vergessener Krieg und ein Pakt zwischen den Völkern hatten es zu einer Art Schlichterfels werden lassen. Jedes Volk hatte vor rund dreihundert Jahren seine offiziellen Vertreter in das Gebiet geschickt, um es zu besiedeln und sicherzustellen, dass niemals jemand Anspruch auf Graumark erhob. In den Geschichtsbüchern war nachzulesen, dass dieser Landstrich viele Hundert Jahre eine Brutstätte für Übergriffe auf Nachbarländer gewesen war. Derlei Kampfhandlungen selbst waren nicht ungewöhnlich, aber lagen in diesem Fall keine normalen Grenzrivalitäten vor. Thyrus derErste, damaliger König von Graumark, versuchte immer wieder, sich Teile der Barbarenlande einzuverleiben, da sie reich an Edelsteinen und Erzen waren. Doch anstatt dass die hünenhaften Krieger sich ihr Land zurückeroberten und Thyrus Einhalt geboten, schlugen sie an wahllos anderen Stellen zu und tobten ihre Wut an unbeteiligten Königreichen aus. So führten diese Grenzrivalitäten zu ständigen Auseinandersetzungen mit befreundeten Herrschern. Trotz mehrfacher Audienzen und intensiver Gespräche mit dem König, zeigte sich Thyrus uneinsichtig. Man rang sich sogar dazu durch, ihm wirtschaftliche Hilfe anzubieten, wenn er auf seine Eroberungszüge verzichtete, doch der König lehnte ab. Irgendwann zerbrach das Bündnis zwischen Graumark und den umliegenden Königreichen, und es kam zum Krieg. Graumark wurde fast vollständig vernichtet, König Thyrus fiel in der letzten Schlacht am Nordlandpass, und die überlebenden Bewohner wurden vertrieben oder versklavt. Nach unendlichem Hin und Her, wer das Sagen haben oder ob das Land unter eine Schutzherrschaft gestellt werden sollte, einigte man sich darauf, es gemeinschaftlich zu regieren. Jedes der vier Völker entsandte eine Abordnung, die sich in Graumark niederlassen und den Grundstock einer neuen Gesellschaft bilden sollte.
    Die Elfen waren die Ersten, die der Aufforderung nachkamen. Fast tausend Männer, Frauen und Kinder zogen in einer Art Prozession quer durch vier Königreiche, um in Graumark ein neues Leben zu beginnen. Wie immer im Leben: Wer zuerst kam, mahlte zuerst. Doch entgegen der allgemeinen Vermutung, dass die Elfen sich in dem großen Waldgebiet im Norden des Landes niederlassen würden, bezogen sie das Hochmoor im Süden. Als Grund gaben sie an, nicht in die Nähe der Berge zu wollen, weil sie vermuteten, dass die Zwerge dort einziehen würden.
    So und nicht anders geschah es. Die Zwerge schlossen alle wenig ertragreichen Minen in den umliegenden Königreichen und besiedelten mit Sack und Pack den Graurücken. Ihre Anzahl ließ sich nur schätzen, doch nach den ersten Gerüchten, dass sie aufeine Silberader gestoßen seien, wuchs die Zahl, und man vermutete, dass es wenigstens dreitausend waren, die sich in Graumark niederließen.
    Wenig später folgten auch die Menschen und halfen König Samet damit aus einer brenzligen Lage. Sein Zweitgeborener gierte wenn schon nicht nach dem Thron, dann wenigstens nach einem eigenen Reich. Um das eigene Land nicht teilen oder einen Krieg beginnen zu müssen, kam dem König Graumark gerade recht. Was die Anzahl derer betraf, die seinen Sohn begleiteten, ließ König Samet keinen Zweifel daran, welcher Herkunft sein Sohn war. Mit einem Heer von zweitausend Mann und einem ebenso starken Gefolge begannen sie, sich an der östlichen Grenze im Flachland niederzulassen.
    Zu guter Letzt erreichten auch die Halblinge ihr neues Zuhause. Zuerst schien es so, als ob keine der Halblingssiedlungen in den umliegenden Reichen bereit wäre, überhaupt jemanden zu schicken.

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