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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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zum Verhängnis. Aber er war hier, um seinen Fehler wiedergutzumachen.
    Er bückte sich, um eine übersehene Kartoffel aus der feuchten Erde zu ziehen. Fast zärtlich strich er den Sand von ihrer Schale. Dann erhob er sich und wartete.
    Nach fast einer halben Stunde, die er regungslos verharrt hatte, brach die Wolkendecke auf, und der fahle Mond zeigte sich. Der Reisende streckte die Kartoffel in die Höhe und sprach einige unverständliche Worte.
    So schnell, wie das Firmament sich gezeigt hatte, so schnell war es auch wieder verschwunden.
    Der Reisende legte die Kartoffel behutsam zurück auf die Erde. Dann strich er ihr noch einmal zärtlich über die Schale, als sei sie ein geliebtes Haustier.
    Nach einem kurzen Augenblick begann die Erdfrucht wie von selbst hin und her zu wackeln. Aus ihrer Seite erwuchsen kleine dünne Sprossen, als wenn sie keimte. Doch schnell formten sichdie Auswüchse zu Beinen, und auf der Schale bildete sich ein zarter Flaum. Zu guter Letzt platzte die Kartoffel an einem Ende ein Stück auf, als wenn sie zu lange gekocht worden wäre, und gab einen gequälten Laut von sich.
    »Du wirst das in Ordnung bringen, was ich versäumt habe zu verhindern«, sagte der Reisende. »Du musst nur noch ein bisschen wachsen. Aber du weißt, wie man mit Kindern umgehen sollte, die in Scheunen Feuer legen.«

16. BONNE
    Um Bonne herum war es stockfinster, aber der Gestank, der in seine Nase kroch, machte jeden Gedanken an eine glückliche Fügung seines Schicksals zunichte. Er saß immer noch mit Uschma in ihrer Höhle fest. Seine Nase konnte es bestätigen. Die Fackel musste ausgegangen sein, genauso wie die Feuerstelle, die eigentlich verhindern sollte, dass die Kälte in die Höhle kroch. Aber mit dem Feuer und der Kälte verhielt es sich wie mit Trollen und Halblingen. Wenn man sich nur flach genug auf den Boden presste, dann sah einen der andere nicht. Der Vergleich hinkte natürlich etwas durch den Umstand, dass Bonne in dieser Höhle festsaß, aber die Kälte trotzdem hereingekrochen gekommen war.
    Bonne hielt den Atem an und lauschte. Es war totenstill. Hatte ihn Uschma unbewacht zurückgelassen? Das konnte nicht sein. Die Trollfrau war sehr misstrauisch, was ihren Gefangenen betraf, besonders nach dem Fluchtversuch von seinem Bruder und ihm. Sie ließ ihn keinen Moment aus den Augen. Aber vielleicht hatte sie etwas Wichtiges zu erledigen und nur darauf gewartet, dass er einschlief, um sich aus der Höhle zu schleichen. Er malte es sich in seinen Gedanken aus.
    Sie war davon ausgegangen, dass sie nur einen Moment brauchen würde und wieder zurückkäme, bevor er erwachte. Sie hatte nicht mit der Kälte und seinem leichten Schlaf gerechnet. Vor Bonnes Auge klärte sich die Situation wie ein Nebel, der sich bei aufkommendem Wind verzog. Das war seine Chance, und er musste sie nutzen. Noch einmal hielt er die Luft an und lauschte. Nichts!
    Bonne warf seine Decke zurück und richtete sich auf. Es roch nach kaltem Rauch und anderen Dingen, die er sich lieber nicht vorstellen wollte. Seine Hand schmerzte immer noch, wo derGoblinschamane ihn mit seinem dreckigen Dolch geschnitten hatte. Als die Goblins ihn gepackt hatten und festhielten, hatte Bonne geglaubt, sein letztes Stündchen hätte geschlagen. Er hatte getreten und geschlagen, hatte sich gewunden und geschrien, aber ohne Erfolg   – die Goblins waren stärker gewesen. Xumita Latorinsis hatte sich mit einem widerlichen Grinsen auf seine Brust gehockt, sein Handgelenk fest umklammert. Dann hatte er Bonne mit seinem Dolch quer über die Innenfläche seiner Hand geschnitten.
    »Damit dein Bruder seinen Schwur nicht vergisst«, hatte er getönt.
    Bonne glaubte nicht an diesen Fluch. Ein Ammenmärchen, um ihnen Angst zu machen. Er bezweifelte nicht, dass es große Magier gab, die verblüffende Dinge mit ihren Zaubern anstellen konnten. Meister Othman gehörte wahrscheinlich zu jenen, doch dieser erbärmlich aussehenden Goblin mit seinen Tierknochen, dem albernen Geweih auf seinem Kopf und dieser ständig um Theatralik bemühten Stimme, war bestimmt keine. Dennoch, der Schnitt hatte wehgetan und tat es immer noch, und Bonne hatte Cephei gedankt, als seine Peiniger ihn wieder losließen. Danach war die Schar grüner Aasfresser aus der Trollhöhle verschwunden. Sie wollten ein Lager unweit aufschlagen, aber es sollte unter freiem Himmel sein, damit Xumita neue Kraft für Zauber schöpfen konnte.
    Bonne glaubte, dass das nur eine Ausrede war, um dem

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