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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Gestank zu entfliehen, denn ob rotes oder grünes Blut, Nasen besaßen sie beide.
    Bonne hatte so lange gejammert, dass er verbluten oder die Wunde sich entzünden würde, bis Uschma ihm eine lindernde Paste auf die Hand geschmiert hatte. Das ganze Gezeter hatte er natürlich nur angestimmt in der Hoffnung, dass die Trollfrau neue Kräuter brauchte und ihren Gefangenen einen Moment unbeaufsichtigt ließe. Der Plan war nicht aufgegangen. Uschma besaß genügend von dem Zeug, um ihn komplett damit einzukleistern, und Kräuter hatte der bräunliche Schleim nie gesehen. Die Trollfrau hatte ihm erklärt, dass es ein Brei aus Schnecken, Würmern und noch etwas war, das Bonne nicht mehr verstanden hatte, weil er sich die Finger ihn die Ohren gesteckt und laut zu summen begonnen hatte.
    Bonne zog die Beine an und hockte sich hin. Vorsichtig betastete er den Boden um sich herum. Sich einen Knochensplitter einzutreten könnte seine Flucht vereiteln. Wer wusste schon, ob er nicht gezwungen wäre, zu rennen. Langsam streckte er die Beine durch. Die spärliche Ausrüstung, die ihm geblieben war, müsste er zurücklassen. In der Dunkelheit würde er sie ohnehin nicht finden. Jede Minute zählte, Uschma konnte jederzeit zurückkommen.
    Schritt für Schritt tastete sich Bonne durch die Höhle. Erst mit dem großen Zeh den Boden absuchen. Feststellen, dass dort irgendwelche Splitter, Steine oder Knochen herumliegen. Eine andere Stelle suchen, wieder mit dem großen Zeh die Erde durchkämmen, den Platz für gut befinden, die Verse aufsetzen und dann langsam mit dem Fuß auftreten. Es dauerte alles ewig. Aber mit jedem Schritt fühlte sich Bonne ein kleines bisschen besser und ein kleines bisschen mehr wie ein echter Beutelschneider. Er musste fast den Tunnel erreicht haben. Von dort an würde es einfach gehen. Der Gang war mit feuchter Erde bedeckt.
    »Pass auf, sonst trittst du gleich in die Reste meiner Mahlzeit«, grollte die tiefe Stimme von Uschma durch die Höhle.
    Bonne erstarrte, doch er wusste, dass die Luft anzuhalten und sich nicht zu bewegen nicht reichen würde, um diese Situation noch zum Guten zu wenden.
    »Was hat mich verraten?«, fragte er, nachdem er sich sicher war, dass Uschma ihn nicht für seinen erneuten Fluchtversuch töten würde.
    »Wenn ich dir einen gespickten Hasenrücken im Halbschlaf vor die Nase halte, wachst du dann auf?«
    Die Erklärung war plausibel, aber nicht sonderlich erbauend, befand Bonne.
    Uschma schlug zwei Flintsteine gegeneinander und entzündete etwas Reisig. Bonne war erstaunt, wie schnell das bei ihr ging. Er brauchte immer eine halbe Ewigkeit, wenn ihm das Feuer in der Küche ausgegangen war.
    »Du kannst dich ruhig wieder setzen«, sagte die Trollfrau. »Heute gehen wir noch nicht raus.«
    Bonne trottete zurück zu seiner Lagerstätte und setzte sich. »Ach, da ist er ja«, rief er und hob einen von seiner Jacke abgerissenen Hirschhornknopf hoch. »Den habe ich gesucht.« Die Ausrede war nicht sonderlich überzeugend, dass wusste er selbst, aber besser als keine.
    Uschma zog mit ihren langen Armen den bronzenen Schild, in den Bonne beinah hineingetreten wäre, zu sich heran. Darauf lagen allerhand Reste ihrer letzten Mahlzeit. Sie zog sich etwas heraus, das aussah wie ein Mittelfingerknochen, und stocherte damit zwischen ihren gammlig braunen Zähnen herum. Als sie Bonnes erschrockenen Blick sah, zog sie den Knochen aus ihrem Mund, lutschte ihn ab und betrachtete ihn irritiert. »Keine Angst«, sagte sie. »Elfenfinger.« Dann führte sie ihre Mundpflege fort.
    »Du hast gesagt, wir gehen heute nicht raus«, sagte Bonne, als die Trollfrau fertig war. »Heißt das, wir gehen noch irgendwo anders hin? Wir bleiben nicht hier?«
    »Wir ziehen in den Krieg?«
    Bonnes Augen wurden groß. »In welchen Krieg?«
    »Krieg gegen die Ahnen?«, brummte sie. »Wir warten noch auf Schrak. Er wird uns anführen.«
    Bonne wunderte sich, wie viele schlechte Nachrichten ein Tag bringen konnte, an dem man nur herumsaß.

17. DORN
    Dorn starrte aus dem Kellerfenster des dunklen Gewölbes. Seine Stirn lag in Falten, die Augen hatte er zu zwei dünnen schmalen Strichen verzogen, und seine Mundwinkel verrieten Argwohn.
    Er hatte den Schlachtfeldern und Kriegen abgeschworen, weil er es leid gewesen war, für Dinge einzustehen, die vom Machthunger anderer getrieben waren, und sein Leben dafür aufs Spiel zu setzen. Alles, was er dafür bekommen hatte, waren ein paar Münzen, Narben am Körper und die

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