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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Geräusch schlurfender Schritte kam näher. Dorn wusste genau, zu wem sie gehörten. Diese Schritte schienen ihn schon in seinen Träumen zu verfolgen. All die Menschen, die er getötet hatte und die ihm in seinen Träumen erschienen, schlurften auch immer. Diesen hier hatte er aber noch nicht umgebracht. Obwohl es ihm erschien, als wenn Narik sich alle Mühe gäbe, bald einer von ihnen zu sein.
    »Narik kommt«, flüsterte Senetha. »Weise ihn nicht wieder zurück. Er braucht dich, genau wie wir ihn.«
    Senetha trat von Dorn zurück und stellte sich neben ihn.
    »Wir haben nicht mehr viel Zeit«, sagte Narik, als er das niedrige Gewölbe betrat. »Ich muss wissen, ob wir mit Eurer Hilfe rechnen können. Ohne Euch werden wir es vielleicht nicht schaffen.«
    Der blinde Mann wurde wie gewohnt von einem seiner Getreuen begleitet. Alles, was Narik nicht mittels seiner funktionierenden Sinne erfassen konnte, flüsterte ihm sein Begleiter ins Ohr.
    »Die meisten werden ohnehin für Eure Sache krepieren, egal ob wir helfen oder nicht«, sagte Dorn.
    »Das wissen sie, doch mit Euch ist die Hoffnung auf Erfolg in greifbare Nähe gerückt.«
    Dorn sah Senetha an, und die junge Magierin nickte ihm zu.
    »Gut, wir werden Eurer Sache beistehen. Doch eins sollte klar sein, ich habe das Sagen. Eure Männer werden das tun, was ich von ihnen verlange.«
    »Wie Ihr sagt, die Männer hören auf Euren Befehl«, bestätigte Narik. »Dann lasst uns keine Zeit verlieren. Die Regorianer werden in zirka zwei Stunden in dieses Viertel kommen. Bereiten wir ihnen einen gebührenden Empfang.«
    Dorn war unzufrieden mit der Auswahl an Männern, die ihm zur Verfügung stand, und zeigte es auch. Die meisten taugten bestenfalls für ein Ablenkungsmanöver. Der Rest hätte noch nicht einmal eine Kneipenschlägerei überlebt. Wenn er richtig gezählt hatte, waren es fünfundsiebzig, von denen gerade einmal fünfzehn in einem Alter waren, dass man sie überhaupt auf ein Schlachtfeld gelassen hätte. Die anderen waren entweder noch Burschen oder schon fast Greise.
    Was die Bewaffnung betraf, sah es auch nicht besser aus. Dorn hatte versucht, die vielversprechendsten Männer auch mit den besten Waffen auszurüsten, doch er war kläglich gescheitert. Ein blond gelocktes Jüngelchen von gerade einmal sechzehn Jahrenmit Armen so dünn wie die Sprossen einer Leiter war nicht gewollt, sein Breitschwert gegen eine Sichel einzutauschen, weil das Schwert ein Geschenk seines Vaters war. Dorn fragte sich, ob der Vater sich seinen Sohn mal genau angesehen hatte. Er an seiner Stelle hätte ihm Pfeil und Bogen geschenkt in der Hoffnung, dass er niemals in die Nähe von jemandem kam, der es verstand, ein Schwert zu führen. Ein anderer wollte seinen drei Fuß langen Knüppel nicht weggeben, weil er befürchtete, mit einem Kurzschwert unterlegen zu sein. Und der Letzte bestand darauf, mit den Fäusten genau so viel ausrichten zu können wie mit jeder anderen Waffe auch. Dorn ließ ihn in dem Glauben. Sein Irrtum würde sich herausstellen, wenn ihm ein Regorianer mit vier Fuß Stahl in der Hand entgegentrat. Doch dann wäre es zu spät, Einsicht zu zeigen.
    Fünfundsiebzig Paar Augen blicken Dorn auf dem Hinterhof der Schankstube Zum Kelch an, als sei er ihr Retter. Und er versuchte, ihnen mit seinem Blick nicht allen Mut zu nehmen. Der Wirt hatte zugestimmt, den Hinterhalt von hier aus zu starten, mit der Bedingung, dass er und sein Sohn mitkämpfen durften. Narik hatte natürlich mit Begeisterung zugestimmt. Dorn konnte sich nur wundern, wie bereitwillig die Menschen alles aufs Spiel setzten für etwas, von dem jemand anderes behauptete, es sei Gerechtigkeit.
    Der Hinterhof war von hohen Mauern umsäumt und leer geräumt worden. Nur eine schmale Gasse führte entlang der Hausseite vorn auf die Straße. Wenn man sie während des Kampfes hierhin zurückdrängte, wären sie verloren. Zusätzlich war die Straße, die sie für ihren Hinterhalt ausgesucht hatten, auch noch eine Sackgasse, was sie im Falle eines notwendigen Rückzugs zwingen würde, quer durch die Häuser und Gärten zu flüchten. Dorn hätte diesen Platz nicht einmal ausgesucht, wenn sie hundert zu eins überlegen gewesen wären und festgestanden hätte, dass sie den Kampf gewannen. Man hockte sich einfach nicht in die Falle, auch nicht, wenn man ein Löwe war. Aber den Männern gab esein Gefühl der Sicherheit, wenn sie dort kämpfen konnten, wo sie sich auskannten. Dorn fügte sich diesem Gefühl, wenn

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