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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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hast.«
    Rubinia stieg der Geruch von Salbeipaste in die Nase. Ihr Oberschenkel brannte wie Feuer, und jede Bewegung ihrer Gliedmaßen schmerzte, als hätte sie die letzten Tage Felsbrocken gestemmt.
    So langsam kam die Erinnerung zurück: der nächtliche Zwergentrupp, die Flucht vor den Bärtigen, Oda, die junge Halblingsfrau, und ihr langer Marsch nach Eichenblattstadt. Ohne die Hilfe von Oda hätte sie es nie geschafft. Das Letzte, an das sie sich erinnerte, waren die Häuser von Eichenblattstadt und das Gesicht ihres Bruders.
    »Ein Brennnesseltee wäre jetzt nicht schlecht«, stammelt sie kaum hörbar von ihrem Bett.
    »Rubinia, du bist wach«, sagte eine Männerstimme erleichtert, und jemand eilte zu ihrem Bett und setzte sich zu ihr.
    »Ah, mein Bein«, stöhnte sie, als jemand dagegendrückte.
    »Oh, tut mir leid.«
    Ihre Stirn wurde mit einem kühlen Lappen abgetupft. Langsam öffnete sie die Augen. Jemand beugte sich über sie und richtete das Kissen unter ihrem Kopf.
    »Bist du das, Gunder Blaubeers?«
    »Ja, Schwesterchen. Du bist in Sicherheit. Du hast nur ein paar Kratzer und blaue Flecken. Nichts, was eine echte Blaubeers umhauen könnte.«
    Rubinia versuchte, sich im Bett aufzurichten. Ihr Bruder half ihr dabei. So langsam verzog sich auch der Schleier vor ihren Augen.
    »Die Zwerge«, stöhnte sie. »Haben sie uns bis ins Dorf verfolgt?«
    »Nein«, sagte Oda, die hinter Gunder stand. »Sie werden sich nicht trauen, ins Dorf zu kommen. Sie planen irgendwelche dunklen Machenschaften, wollen es aber geheim halten.«
    Rubinia schwang ein Bein aus dem Bett.
    »Bleib liegen, Schwester«, sagte ihr Bruder. »Du brauchst noch etwas Ruhe, um ganz zu genesen.«
    »Aber die Zwerge«, sagte sie. »Wir müssen jemandem Bescheid sagen, was sie planen. Ich muss zurück zu Meister Othman.«
    »Du weißt nicht, was sie planen«, erklärte Gunder. »Wir Halblinge sollten uns nicht in Dinge einmischen, die uns nichts angehen. Sollen sie ihre Streitigkeiten mit wem auch immer austragen. Sag mir lieber, was genau passiert ist.«
    »Das habe ich Euch doch schon alles erzählt«, keifte Oda. »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Meine Brüder sind immer noch in der Gewalt dieser Zwerge.«
    »Zwerge, die ihr bestehlen wolltet, wenn ich dich richtig verstanden habe«, sagte Gunder. »Also scheinen sie allen Grund zu haben, Euch gefangen zu nehmen. Und nun seid still. Ich will aus dem Mund meiner Schwester hören, was genau passiert ist. Dann entscheide ich, was wir tun.«
    Rubinia begann mit ihrer Erzählung von dem Zeitpunkt an, wo Milo und Bonne in den Krähenturm gekommen waren. Sie erzählte, dass die beiden weitergereist waren, und dass Othman sie gebeten hatte, in Eichenblattstadt nach dem Rechten zu sehen und ein paar versöhnliche Worte für die Halblingsbrüder einzulegen. Dann fuhr sie fort mit der Begegnung der Zwerge und Odas Flucht. Rubinias Geschichte stimmte mit der von Oda überein.
    »Gut, ich glaube Euch«, sagte Gunder zu Oda. »Dennoch können wir Euren Brüdern nicht helfen. Die Gesetzsprechung der Zwerge ist hart, aber wir zweifeln sie nicht an.«
    »Dann werde ich eben allein weiterziehen«, verkündete Oda störrisch.
    »Ich kann Euch etwas Proviant und eine Decke mitgeben«, sagte Gunder kühl, »doch auf mehr Hilfe dürft Ihr nicht hoffen. Wir wollen keinen Ärger.«
    Rubinia hätte sich gern eingemischt, doch es war Gunders Haus und sein Wille. Außerdem war sie als Fürsprecherin von Milo und Bonne gekommen, da wäre es dumm, sich gleich mit ihrem Bruder zu erzürnen. Und wenn sie etwas über die Vorfälle in Eichenblattstadt erfahren wollte, war sie gezwungen, hierzubleiben und sich dem Willen des Hausherrn zu unterwerfen. Gunder war niemand, der sich gern bevormunden ließ. Dazu gehörte auch, seine Entscheidungen nicht anzuzweifeln.
    Rubinia zuckte verdrossen mit den Schultern und lächelte Oda ratlos an. Oda stampfte zornig mit dem Fuß auf den Boden.
    »Genau aus diesem Grund habe ich den Tempel in Notgalur verlassen«, zischte sie. »Niemand ist bereit, auch nur einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Jede neue Idee wird durch Scheuklappen und Trägheit im Keim erstickt. Ich werde es auch ohne Eure Hilfe schaffen, meine Brüder zu befreien. Bleibt nur weiter in diesem jämmerlichen Dorf hocken und baut Gemüse in Euren Vorgärten an. Ich verschwinde von hier.«
    Oda nahm ihre Sachen, die sie zum Trocknen über einen Stuhl in der Nähe des Kamins gehängt hatte, und warf sie sich über den

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