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Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition)

Titel: Der Düsterkrallenwald: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Russbült
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Arm. Dann steuerte sie schnurstracks auf die Tür zu und nahm sich im Vorbeigehen einen Apfel aus der Obstschale auf dem Tisch.
    »Wenn ich mal wieder in der Gegend bin, werde ich ihn bezahlen«, sagte sie und hielt den Apfel dabei hoch. »Ich möchte Euch nichts schuldig bleiben.«
    Dann ging sie zur Tür hinaus.
    Rubinia wollte noch etwas sagen, doch ihr Bruder hielt sie zurück. »Lass sie gehen, Schwester«, brummte er. »So eine bringt nur Ärger. Wir können froh sein, wenn wir nicht von den Zwergen beschuldigt werden, ihr zur Flucht verholfen zu haben.«
    Rubinia ließ sich zurück auf das Kissen sinken. »Ich hoffe, dass sie ihre Brüder findet und retten kann«, sagte sie.
    Gunder erhob sich, ging in die Küche und kam gleich darauf mit einer Tasse heißen Tees zurück.
    »Mit zwei Löffeln Zucker, wie du ihn magst«, sagte er und hielt ihr die Tasse hin.
    Rubinia schob ihr Kissen weiter in den Rücken. So langsam kehrte ihre Beweglichkeit wieder zurück. Sie lächelte und nahm den Tee dankend an.
    »Wo sind die Kinder?«, fragte sie.
    »Die Kleinen sind bei den Findlings, die anderen sind im Wald und suchen nach Pilzen für ein Ragout, das ich ihnen für heute Abend versprochen habe. Und Bonne und Milo sind   …« Gunder redete nicht weiter. Er starrte einfach auf seine Füße.
    »Sie sind in Sicherheit«, sagte Rubinia. »Sie sind erwachsen und wissen, was sie tun. Nun erzähl mir bitte, was genau in Eichenblattstadt vorgefallen ist. So eine Gräueltat kann unmöglich das Resultat eines dummen Jungenstreichs sein.«
    Gunders Gesicht wurde ernst.
    »Das behauptet auch niemand«, sagte er, »doch es wirft kein gutes Licht auf die beiden, dass sie sich einfach davongestohlen haben. Es wirft viele Fragen auf. Keiner weiß, was wirklich vorgefallen ist. So wie es aussieht, haben sich die Ratsmitglieder gegenseitig im Streit getötet. Alles wegen dieser dämlichen Eiche. Nachbarn zanken miteinander. Männer reden nicht mehr mit ihren Frauen und umgekehrt, nur weil sie anderer Meinung sind. Im Gasthof kommt es fast jeden Abend zu irgendwelchen Auseinandersetzungen wegen Nichtigkeiten. Die Dorfgemeinschaft bricht auseinander, Rubinia. Irgendetwas geht hier vor, und keiner versteht es, aber viele geben Bonne und Milo dafür die Schuld.«
    »Die beiden sind ganz sicher nicht verantwortlich für die Vorfälle«, sagte Rubinia. »Sie trifft keine Schuld. Irgendetwas ist hier im Gange, da gebe ich dir Recht, und ich bin gekommen, um herauszufinden, was es ist.«
    »Ich weiß«, stöhnte Gunder, »aber es wäre besser, sie wären hier und würden sich den Fragen stellen. Das könnte vielleicht die Gemüter etwas besänftigen. Bei Cephei, du sprichst schon wie Meister Othman«, fiel ihm auf.
    Von draußen hallte das Gezeter einer Frau herein, und zwei Kinder schrien und weinten.
    »Siehst du, was ich meine?«, schnaubte Gunder. »Die Nerven liegen blank, bei jedem im Dorf.«
    Gunder stand auf und schlich zu dem kleinen runden Fenster neben der Tür, das hinaus auf den Marktplatz zeigte.
    »Wenn es diese Oda ist, werde ich sie eigenhändig mit einem Knüppel aus dem Dorf treiben. So eine bringt nichts als Ärger, ich habe es ja gesagt«, brummte er.
    Einen Moment lang stand er noch am Fenster und blickte hinaus. Dann wandte er sich zu Rubinia um und sah seine Schwester entsetzt an. Ohne ein Wort zu sagen, hechtete er zur Tür, drehte den Schlüssel im Schloss herum und schob die beiden Verriegelungen vor.
    »Sie sind da«, flüsterte er.
    »Wer ist da?«, fragte Rubinia. »Milo und Bonne?«
    Gunder ließ die Frage unbeantwortet und schaute wieder aus dem Fenster. Rubinia sah sich veranlasst, aus dem Bett zu steigen. Humpelnd und mit steifen Gliedern schlich sie zu ihrem Bruder.
    »Die Zwerge«, keuchte sie. »Sie haben uns tatsächlich bis hierhin verfolgt. Jemand muss mit ihnen sprechen.«
    Gerade als sie das gesagt hatte, erkannte sie den Körper, der direkt zu Füßen der beiden Bärtigen lag. Es war eine Frau aus dem Dorf. Rubinia konnte nicht erkennen, um wen es sich handelte, aber es war eindeutig eine Halblingsfrau. Sie lag am Boden und krümmte sich vor Schmerzen.
    »Hast du gesehen, was passiert ist?«, fragte sie ihren Bruder, der nur den Kopf schüttelte.
    In diesem Moment sah sie auch die beiden Kinder, die sich hinter der Ponytränke versteckt hatten. Es waren Synne und ElfyFindlings. Dann musste die Frau Nona Findlings sein, die Frau von Bilbi und die Schwester von Joos, der bei der Ratssitzung ums Leben

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