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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wachte bis zum Morgengrauen an Abbeys Bett. Dann stand er leise auf, schlich aus dem Zimmer und ging hinunter. Er sehnte sich nach einer Tasse Tee. In der Tür zur Küche blieb er erstaunt stehen. Winston saß am Tisch, allein, einen Verband um den Kopf. Anscheinend war er die ganze Nacht auf gewesen. Er hatte sich noch nicht einmal umgezogen.
    Jack setzte sich zu ihm. Der Butler musste über siebzig sein, in diesem Alter verkraftete man schreckliche Ereignisse wie die der vergangenen Stunden nicht mehr so leicht. »Warum sind Sie nicht ins Bett gegangen, Winston? Sie hätten sich ausruhen sollen.«
    »Ich habe auf den Leichenbestatter gewartet, Sir. Er kam mit seinem Helfer vor ungefähr einer Stunde.«
    »So früh schon? Ich hätte ihn eigentlich erst später erwartet.« Jack hatte Heath’ Leichnam gemeinsam mit dem jungen Arzt ins Haus getragen und im Wohnzimmer auf ein Sofa gebettet, während Alfie nach Clare geritten war, um Sergeant Brown und den Bestatter zu benachrichtigen.
    »Alfie hat ihn gebeten, so schnell wie möglich herzukommen, Sir. Schon um Miss Scottsdales willen. Nach allem, was Mr. Mason ihr angetan hat, wollte ich nicht, dass er länger als unbedingt nötig hier im Haus bleibt.«
    »Das war sehr rücksichtsvoll von Ihnen, Winston. War Sergeant Brown auch schon da?«
    »Nein, Sir. Er wird im Lauf des Vormittags herkommen.«
    Jack legte dem Butler eine Hand auf die Schulter. »Wie geht es Ihnen, Winston?«, fragte er. Der alte Herr sah reichlich mitgenommen aus.
    »Mir brummt der Schädel.« Winston befühlte seinen Hinterkopf, wo er eine hühnereigroße Beule hatte.
    Jack streifte die Flasche Rum auf dem Tisch mit einem flüchtigen Blick. Möglicherweise war der Alkohol nicht ganz schuldlos an Winstons Kopfschmerzen. »Hat der Arzt Sie untersucht?«
    »Nein, ich habe ihm gesagt, das ist nicht nötig. Wie geht es Miss Scottsdale?«
    »Sie schläft. Das ist im Moment das Beste für sie.«
    Winston nickte. »Ja, das denke ich auch, Sir.«
    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass Heath tatsächlich versucht hat, sie umzubringen.« Der Gedanke ließ Jack keine Ruhe. Er beschäftigte ihn so sehr, dass er Clementine und Tom, die in Manoora festsaßen, vollkommen vergessen hatte. Obwohl er vermutet hatte, Heath könnte einige der wenig ehrenwerten Züge seines Vaters geerbt haben, hätte er doch niemals gedacht, dass er zu so einer Tat fähig war. Jäh durchfuhr ihn ein Gedanke. »Sie glauben doch nicht, ich hätte Heath hinuntergestoßen, oder, Winston?«
    »Nein, Sir, ich bin sicher, dass Sie so etwas nicht tun würden«, erwiderte der Butler, ohne zu zögern. Ein sorgenvoller Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. Er druckste ein wenig herum, dann sagte er leise: »Ich hatte immer den Verdacht, dass der junge Master oben auf dem Dach war, als seine Stiefmutter zu Tode stürzte.« Er hatte nie mit einer Menschenseele darüber gesprochen, aber dieses Wissen belastete ihn, und er musste sich jemandem anvertrauen. Jack spürte es, deshalb erwiderte er nichts, sondern hörte nur schweigend zu.
    »Meredith war eine willensstarke junge Dame«, fuhr der Butler fort. »Sie wusste genau, was sie wollte, und sie hatte nicht den geringsten Grund, sich das Leben zu nehmen.«
    »Sie hatte es bestimmt nicht leicht mit einem Mann wie Ebenezer«, bemerkte Jack. Er traute dem alten Mason durchaus zu, dass er seine junge Frau sowohl seelisch als auch körperlich gequält und ihr das Leben zur Hölle gemacht hatte.
    »Das ist richtig, aber Meredith wusste, wie sie ihn zu nehmen hatte, und ob Sie es glauben oder nicht, Mr. Mason behandelte sie gut.« Die Frage war nur, wie lange das gut gegangen wäre; vielleicht nur so lange, bis sie ihm den ersehnten Erben geboren hätte, dachte Winston. Dann sprach er weiter. »Sie wickelte ihn buchstäblich um den Finger, und sie genoss das Leben im Wohlstand, das er ihr bieten konnte.« Er machte wieder eine nachdenkliche Pause. »Nach dem, was ich heute Nacht erlebt habe, frage ich mich, ob der junge Master Meredith nicht vom Dach gestoßen hat. Hätte ich nicht mit meinen eigenen Augen gesehen, wie er sich aufgeführt hat, ich hätte es nie für möglich gehalten.« Als treu ergebener Diener widerstrebte es ihm sichtlich, sich so über seine Herrschaften zu äußern. Aber wenn er darüber nachdachte, fand er, die beiden Masons hatten seine Loyalität wirklich nicht verdient. »Kurz bevor Meredith ums Leben kam, hatte sie im Wohnzimmer einen fürchterlichen Streit mit Heath. Der

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