Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
vergeblich nach einem Halt.
Sie schloss mit ihrem Leben ab.
Jack jagte wie ein Wahnsinniger auf Martindale Hall zu. Das Tor an der Auffahrt war geschlossen. Er zügelte sein Pferd, ließ den Buggy stehen und rannte zum Haus. Abbeys Schreie hörte er schon von weitem. Als er das Haus fast erreicht hatte, fiel sein Blick nach oben, und er sah Heath, der mit Abbey kämpfte. Panisch hetzte er zur Vordertür, aber sie war verschlossen. Er lief ums Haus herum und fand auf der Rückseite eine offene Tür. Im Haus stieß er auf ein völlig verstörtes Dienstmädchen.
»Wie komme ich aufs Dach?«, schrie er. Sie starrte ihn nur an und sagte kein Wort. Jack packte sie an den Schultern und schüttelte sie.
»Führen Sie mich hin, schnell!«
Das Dienstmädchen löste sich aus ihrer Erstarrung und wies ihm den Weg. Jack jagte die Treppen hinauf und stieß die Tür zum Dach auf. Er hörte Heath schreien, konnte ihn aber nirgends entdecken. In diesem Moment sah er Abbey. Sie warf die Arme in die Luft und suchte nach etwas, an dem sie sich festhalten konnte. Jack zögerte nicht eine Sekunde. Er hechtete auf die gegenüberliegende Seite, packte Abbeys Fuß und ihren Rock und zerrte sie zurück aufs Dach.
Keuchend lagen sie einen Moment reglos da, unfähig auch nur ein Wort zu sagen. Jack kam als Erster zu sich. Langsam rappelte er sich auf die Knie und zog Abbey fest an sich. Sie zitterte am ganzen Körper und begann heftig zu schluchzen.
»Keine Angst, du bist in Sicherheit«, flüsterte er beruhigend und wiegte sie in seinen Armen. »Ist ja gut, jetzt kann dir nichts mehr passieren.«
In diesem Moment kam Winston stöhnend zu sich. Langsam richtete er sich auf und betastete seinen Hinterkopf. Er spürte Blut an seinen Fingern kleben. Dann fiel sein Blick auf die Lücke in der Balustrade, wo das Mauerwerk herausgebrochen war. Ihm stockte das Herz vor Entsetzen. »Wo ist Master Heath?«, stammelte er.
Jack schüttelte nur den Kopf. Da wusste Winston, was geschehen war. Ein Glück, dass die junge Frau nicht auch zu Tode gekommen ist, dachte er.
Plötzlich schrie Abbey auf. Sie krümmte sich und fasste sich an den Bauch.
»Abbey! Was hast du denn?«, fragte Jack.
»Das … Baby«, ächzte sie und wimmerte vor Angst und Schmerz.
Jack war wie vom Donner gerührt. Clementine hatte also zumindest in diesem Punkt die Wahrheit gesagt.
Winston stand mühsam auf. »Ich werde Alfie sagen, er soll sofort den Doktor holen!«
Drei Stunden später hatte Philip Boxborough, der junge Arzt aus Burra, Abbey untersucht. Jack hatte sie in eines der Schlafzimmer im ersten Stock von Martindale Hall getragen.
»Wussten Sie, dass Sie schwanger sind?«
»Ja, seit gestern Morgen.«
»Es tut mir sehr leid, aber Sie haben das Kind verloren«, sagte der Arzt bedauernd. Er hatte auch Abbeys zahlreiche Verletzungen untersucht.
Obwohl sie insgeheim schon mit dieser Diagnose gerechnet hatte, stimmte die Nachricht sie dennoch unendlich traurig.
»Es tut mir sehr leid, Miss Scottsdale«, fuhr der Arzt fort, als er ihre betroffene Miene sah. »Aber nach allem, was Sie durchgemacht haben, ist das kein Wunder.« Winston und Jack hatten ihm in knappen Worten geschildert, was geschehen war, und er hatte Heath’ leblosen Körper untersucht und seinen Tod bestätigt. »Sie müssen ein paar Tage strenge Bettruhe halten. Versprechen Sie mir das?«
»Ja, Doktor«, murmelte Abbey traurig.
Er musterte sie einen Augenblick. Sie war bemerkenswert gefasst, aber er fürchtete, dass sie noch unter Schock stand und es eine Weile dauern würde, bis ihr alles richtig zu Bewusstsein kam. »Lassen Sie es mich sofort wissen, falls es Ihnen in den nächsten Tagen schlechter gehen sollte.«
Abbey nickte.
Es klopfte. Mrs. Hendy und Louise, das Dienstmädchen, brachten den Tee, den sie auf Anordnung des Arztes für Abbey zubereitet hatten. Sie wussten von Winston, was geschehen war, auch was sich in jener Nacht, als Abbey Ebenezer Masons Opfer geworden war, zugetragen hatte. Die beiden Frauen waren zutiefst bestürzt und hatten Abbey in den vergangenen zwei Stunden rührend umsorgt.
Der Arzt verließ das Zimmer und trat auf Jack zu, der im Flur nervös auf und ab gegangen war.
»Wie geht es ihr, Doktor?«
»Es tut mir sehr leid, aber sie hat das Kind verloren«, antwortete Philip Boxborough in der Annahme, Jack sei der Vater.
»Wie nimmt sie es auf?«, fragte Jack besorgt.
»Sehr gefasst, aber ich fürchte, ihr Zustand kann sich verschlechtern. Im Moment
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