Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman
alte Mr. Mason war zu dem Zeitpunkt außer Haus. Sie stritten sich um sein Geld, wie ich trotz geschlossener Tür hören konnte. Zu guter Letzt trumpfte Meredith damit auf, dass Mr. Mason sie als seine Erbin eingesetzt habe. Heath war verständlicherweise außer sich vor Wut. Meredith verließ das Wohnzimmer und ging aufs Dach hinauf. Das tat sie oft, weil sie die Aussicht so wunderschön fand. Heath erklärte später, er sei erst hinaufgegangen, nachdem sie gesprungen sei. Angeblich hatte er sich bei ihr entschuldigen wollen. Aber keiner von den Dienstboten hat ihn in den Minuten vor Meredith’ Tod hier unten gesehen.«
Jack schwieg nachdenklich. Er goss einen Schluck Rum in seinen Tee und sagte dann: »Vielleicht sollten Sie das alles dem Constable erzählen, Winston.«
»Wozu? Heath ist tot, man kann ihn nicht mehr zur Rechenschaft ziehen.«
»Das nicht, aber für Meredith’ Familie wäre der Verlust vielleicht leichter zu verkraften, wenn sie wüsste, dass die junge Frau nicht freiwillig aus dem Leben geschieden ist.«
Winston, dem dieser Gedanke noch gar nicht in den Sinn gekommen war, nickte. »Da haben Sie gar nicht so Unrecht, Sir.«
Die Sonne stand noch nicht sehr hoch am Himmel, als es am Haupteingang klopfte. Winston öffnete. Edward Martin stand vor der Tür. Erstaunt musterte er den Butler mit seinem Kopfverband und der beschmutzten Kleidung. Philip Boxborough hatte ihn nur darüber informiert, dass Heath zu Tode gestürzt war, ohne jedoch auf Einzelheiten einzugehen.
»Wenn Sie mir bitte ins Wohnzimmer folgen würden, Sir. Darf ich Ihnen eine Tasse Tee bringen?«
»Sehr gern, Winston, danke.«
Mrs. Hendy, die den Wortwechsel mit angehört hatte, bot an, den Tee zu kochen. Winston ging unterdessen mit Edward Martin ins Wohnzimmer, Jack gesellte sich zu ihnen. Gemeinsam mit Winston erzählte er, welche Tragödie sich in der Nacht im Herrenhaus abgespielt hatte.
Edward war tief erschüttert. Minutenlang rang er nach Fassung. Schließlich fragte er: »Ist Miss Scottsdale noch im Haus?«
Jack nickte. »Ja, oben. Sie schläft.«
»Ich muss sie unbedingt sprechen.«
»Kann das nicht warten? Sie braucht Ruhe. Der Arzt hat gemeint, sie soll jede Aufregung vermeiden.«
»Nein, Jack, es kann nicht warten. Was ich ihr zu sagen habe, ist sehr wichtig.« Edward wünschte, er hätte es bereits früher getan. Dann wäre Heath vielleicht noch am Leben.
Abbey schreckte mit klopfendem Herzen und schweißgebadet aus dem Schlaf hoch. Sie hatte einen schrecklichen Albtraum gehabt: Sie hatte geträumt, dass Heath sie mit ihrem Baby im Arm vom Dach gestoßen hatte. Noch im Fallen war sie vor Angst aufgewacht.
Im ersten Moment wusste Abbey nicht, wo sie war, doch dann erinnerte sie sich wieder. Schlagartig fiel ihr auch das furchtbare Erlebnis vom Abend zuvor wieder ein. Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, stand sie auf, warf sich den Morgenmantel über, den Mrs. Hendy ihr dagelassen hatte, und ging nach unten.
»Dr. Boxborough sagte mir, der Arzt des alten Mason, Vernon Mead, hätte sich das Leben genommen«, wandte sich Jack an Edward. »Stimmt das?«
»Leider ja. Als ich die Nachricht erhielt, in der Dr. Mead seinen Selbstmord ankündigte, habe ich sofort den Constable verständigt. Aber als wir zu Dr. Meads Haus kamen, war es bereits zu spät.«
Abbey war auf dem Weg in die Küche gewesen, um sich etwas zu trinken zu holen. Als sie Edward Martins Worte hörte, stockten ihre Schritte. Langsam ging sie zum Wohnzimmer, wo sie in der Tür stehen blieb. Jack bemerkte sie als Erster.
»Abbey! Du sollst doch im Bett bleiben.«
Sie sah Edward betroffen an. »Habe ich das richtig verstanden? Dr. Mead hat Selbstmord verübt?«
»Ja, das ist richtig«, bestätigte der Anwalt. »Miss Scottsdale, nehme ich an?«
Abbey nickte zerstreut. Sie sah Jack an. »Ich war Samstagmorgen in seiner Praxis in Clare. Dr. Mead hatte die Vertretung für Dr. Ashbourne übernommen.« Sie blickte an sich herunter und legte unwillkürlich die Hand auf ihren Bauch.
Jack begriff. Sie hatte eine Erklärung verdient. An Edward gewandt sagte er: »Dr. Boxborough meinte, Dr. Mead fühle sich schuldig an Ebenezer Masons Tod.«
»Ja, so ist es.« Edward nickte. »Er hatte Ebenezer eine Arznei gegeben für … ein gewisses Problem.« Er räusperte sich. »Dr. Mead war zu dem Schluss gekommen, dass dieses Mittel organische Schäden verursacht haben musste.« Edward machte ein betretenes Gesicht, als er mit einem Blick auf
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