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Der Duft der grünen Papaya

Der Duft der grünen Papaya

Titel: Der Duft der grünen Papaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Benedict
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klingt wirklich toll, und Roberta Hayes habe ich immer schon gemocht, aber leider habe ich noch viel zu erledigen, Telefonate und so. Eine Firma leitet sich nicht von allein.«
    Sie akzeptierte die Absage. »Na schön, dann verbummele ich eben den restlichen Tag, auch wenn ich nicht weiß, womit. Ich bin mal wieder völlig blank.«
    »Was ist mit dem Vorschuss, den ich dir gestern gegeben habe?«
    Sie streckte die von Sandalen eingefassten Füße unter dem Tisch hervor. »Das«, sagte sie.
    »Wo ich herkomme, reichen zweihundert Dollar für vierzehn Tage.«
    »Und wo ich hinwill, gerade mal eine Stunde.«
    Mit leichtem Kopfschütteln drückte er ihr einen grünen Dollarschein in die Hand. Sie betrachtete die Banknote in einer Weise, als sehe sie darin ein Paar Ohrringe schimmern oder vielleicht das Pflegeset, auf das sie schon seit Wochen scharf war.
    »Schönen Tag noch«, sagte er, und warf Evelyn einen kurzen Blick zu, bevor er die Lounge verließ.
    In diesem Moment betrat die Rezeptionistin den Raum und kam mit eleganten Schritten auf Evelyns Tisch zu.
    »Ich habe ein Zimmer für Sie gefunden, das einzige freie
auf ganz Upolu, wie es scheint. Es ist auf der Südseite der Insel, im Bongo Beach Club. Die vermieten Zimmer normalerweise nur per Pauschalbuchung, aber ich habe Ihre Situation erklärt, und nun machen sie eine Ausnahme.«
    Bongo Beach Club, wiederholte Evelyn im Geiste. Das hörte sich nach einem Hotel an, in dem von früh bis spät Animationsprogramme abliefen und laute Hulamusik am Pool gespielt wurde – nicht gerade das, was sie sich erhofft hatte. Aber was war das überhaupt? Was brauchte sie eigentlich? Es gab nur eine ehrliche Antwort darauf: Sie wusste es nicht. Sie hatte sich noch keine Gedanken darüber gemacht. Sie war aus einem Zuhause geflohen, das ihr keine Sicherheit mehr gab, sondern sie nach und nach zerstörte, einem Zuhause, wo sie nicht umschlossen und beschützt war, sondern wo sich alle davongestohlen und sie allein zurückgelassen hatten, einem Zuhause, das voll war von stummen Vorwürfen, verstohlenen Blicken und Menschen, die sich in ihrer Gegenwart unwohl fühlten, von einem Zuhause, das sie in einen bleiern schweren Alltag zwingen wollte, den sie nicht mehr ertragen konnte oder wollte. Vielleicht konnte man sagen, dass sie das Gegenteil dessen brauchte, was sie in Frankfurt zurückgelassen hatte: Stärke, Geborgenheit, Mut. Doch das war schon zu viel verlangt. Sie war eine Ertrinkende gewesen, die sich im letzten Moment auf eine Insel hatte retten können und die froh war, etwas zu haben: eine Zukunft.
    Aber ob der Bongo Beach Club das Richtige für den Anfang dieser Zukunft war?
    »Wenn Sie sich dafür entscheiden«, fuhr die Rezeptionistin fort, die auf eine Antwort wartete, »kommen Sie zu mir nach vorn, dann rufe ich Ihnen ein Taxi.«
    Lächelnd ging sie davon.
    Über die Ablenkung durch Ray Kettner und dessen anschließendes Gespräch mit der jungen Frau hatte Evelyn
völlig ihren Zustand vergessen. Ihre Hände zitterten nicht mehr.
    Sie nahm zehn Tala, die samoanische Währung, die sie beim Zwischenstopp in Australien getauscht hatte, aus ihrer Handtasche und legte sie auf das Silbertablett. Tief durchatmend und sich in das Schicksal fügend, dass sie nicht in diesem schönen Hotel bleiben konnte, sondern in einen lauten Strandclub ziehen musste, stand sie auf.
    Die junge Frau, mit der Ray Kettner gesprochen hatte, trat in diesem Moment an sie heran. »Entschuldigung«, begann sie. »Ich habe eben zufällig gehört, dass Sie ein Zimmer suchen. Ich könnte Ihnen eines vermitteln.«
    »Tatsächlich?«
    »Es ist allerdings in einem Privathaus auf der Nachbarinsel Savaii. Sehr ruhig, wenig Komfort, dafür mit Blick auf die Palauli Bay. Wir leben zu dritt im Papaya-Palast, drei Frauen, und Sie wären der einzige Gast.«
    »Papaya-Palast? Ein schöner Name.«
    »Also, was ist nun mit dem Zimmer?«
    Evelyn fand, dass alles besser als der Bongo Beach Club wäre. »Ich nehme es.«
    Die junge Frau lächelte zufrieden und streckte Evelyn die Hand hin. »Super. Ich bin Ane.«
    »Evelyn.«
    »Super. Ach übrigens, bevor ich es vergesse, ich müsste Ihnen eine Vermittlungsgebühr berechnen. Sagen wir zwanzig … äh … fünfundzwanzig Dollar.«
    »Ich habe nur Euro oder Tala«, erwiderte Evelyn.
    »Euro klingt gut«, sagte Ane und zog Evelyn die Geldscheine aus der Hand. »Dann holen wir noch Ihr Gepäck und können gehen.« Ihr Blick fiel auf Evelyns fleckiges Kostüm und den

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