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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Zerfall unserer traditionellen Kultur betrübte. Sie wollten die Erinnerung an den Geist des alten Hawaii wach halten und Namen und korrekte Aussprache der hawaiianischen Sprache vor dem Vergessen bewahren«, antwortete Beatrice. »Inzwischen arbeiten wir daran, historische und kulturelle Stätten zu schützen. Eine Aufgabe, die kein Ende nimmt.«
    »Wie wunderbar. Und so wichtig. Ist das hier ein historisches Gebäude?«, fragte Catherine.
    »Ja, das ist es. Einst gehörte es einem meiner Vorfahren, einer königlichen Prinzessin. Nach ihrem Tod verfiel das Haus, bis ein Plantagenverwalter und seine Frau beschlossen, es wieder herzurichten und darin zu wohnen. Sie bauten auf dem dazugehörigen Land ausschließlich Zuckerrohr an, was die höchsten Exporterlöse versprach, nachdem das ganze Sandelholz geschlagen war. Aber sie hatten viel Pech und kamen mit der Plantage nie aus den roten Zahlen. Also kaufte meine Familie das Haus zurück. Mein Mann und ich haben unsere Kinder hier großgezogen. Einige Nachfahren der Chinesen, Japaner und Filipinos, die damals auf der Plantage gearbeitet haben, leben noch heute hier in der Gegend.«
    »Wie interessant. Dann ist dieses Haus also Teil der Geschichte des Zuckerrohrs auf Hawaii. Welche anderen Stätten wurden denn gerettet?«, fragte Catherine und sah die entsprechende Fotostory schon vor sich. Ob Mouse sie wohl zu den Überresten der alten Zuckermühle führen würde?
    »Haben Sie schon den Sommerpalast von Königin Emma auf Oahu gesehen?«, fragte eine der Frauen. »Das war eins der ersten großen Projekte, das unsere Großmütter in Angriff genommen haben. Es dauerte Jahre, bis sie das alte Inventar wieder beisammenhatten.«
    »Ich werde ihn mir gleich ansehen, wenn ich zurück bin«, versprach Catherine. »Worum kümmern Sie sich sonst noch?«
    »Nun, wir machen heilige Stätten ausfindig, erforschen ihre Geschichte und restaurieren sie. Außerdem gibt es noch Gärten oder Beispiele für traditionellen Ackerbau und vieles andere, was unseren Lebensstil und unsere Kultur ausmacht und bedroht ist«, sagte Verna. »Gerade haben wir erreicht, dass der Hulihe’e-Palast auf Big Island in das Staatliche Verzeichnis historischer Stätten aufgenommen wird«, ergänzte sie stolz. »Und da es eine Menge Geld kostet, diese Projekte durchzuführen, sind wir viel mit Spendensammeln und der Suche nach Förderern beschäftigt.«
    »Dabei geht es ja nicht nur um Dinge zum Anfassen«, wandte sich Beatrice wieder an Catherine. »Kultur und Geschichte werden auch von Menschen tradiert, in ihren Bräuchen, der Sprache, der Religion. Sie wissen ja, wie wichtig es mir ist, dass das traditionelle Hawaii innerhalb der Vereinigten Staaten eine eigene Einheit bildet. Wir wollen nicht, dass unsere Kultur von den Festlandamerikanern aufgesogen wird.«
    »Wobei die Töchter aber eine unpolitische Gruppe sind«, setzte Verna hastig hinzu.
    »Was Sie da tun, klingt ganz wundervoll. Ich wüsste gern noch mehr darüber. Nach meiner Rückkehr werde ich Kiann’e um Rat fragen, was ich anschauen soll. Aber dürfte ich jetzt ein Foto von Ihnen machen? Und von dem Haus – bitte, Beatrice.«
    »Nur zu, meine Liebe. Doch zuerst trinken wir Tee. Sahne? Zucker? Und ein Stück von diesem köstlichen Kuchen?«
    »Ob Ihr Freund vielleicht auch etwas möchte?«, fragte Verna. »Ich geh mal raus und frag ihn.«
    Catherine genoss die morgendliche Runde und die Gespräche mit den engagierten Damen, aber sie wollte Mouse auch nicht zu lange warten lassen. Und so dankte sie Beatrice bald, verabschiedete sich von allen und ging hinaus, um Mouse mitzuteilen, dass sie zurückreiten konnten.
    »Geben Sie Kiann’e einen Kuss von mir. Und Lani auch. Ich hoffe, Sie kommen noch einmal nach Kauai, bevor Sie Hawaii verlassen«, sagte Beatrice, die Catherine zur Tür brachte.
    »Oh, ich gehe nirgendwohin! Jedenfalls nicht so bald«, erwiderte Catherine. »Und natürlich werde ich immer mit Kiann’e in Verbindung bleiben. Ihr verdanke ich es, dass ich mich hier so heimisch fühle.«
    »Wir haben sie gut auf ihre Aufgabe vorbereitet, wissen Sie. Was die Zukunft von Hawaii betrifft, wird sie eine bedeutende Rolle spielen. Schätzen Sie ihre Freundschaft nicht gering«, sagte Beatrice.
    »Oh, nein, gewiss nicht«, erwiderte Catherine, ziemlich verblüfft über diese Bemerkung. Denn ganz offensichtlich meinte Beatrice damit nicht die Zukunft ihrer begabten Tochter als Tänzerin. Es war heiß und still. Catherine fühlte, wie die

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