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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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oben. »Hier gehen wir mauka.«
    Im Kanter bewältigten die Pferde den steilen Anstieg zwischen hoch aufragenden Klippen. Dann trabten sie weiter in Richtung Berge und gelangten schließlich auf einem roten Sandweg in ein geschütztes grünes Tal mit den unbestellten Zuckerrohrfeldern einer verlassenen Plantage.
    Ein Stück weiter zeigte eine Doppelreihe stattlicher Palmen eine Auffahrt an, die sich gewunden in einem üppigen Garten verlor. Sie war ziemlich zugewachsen und offensichtlich schon sehr alt. Riesige Bäume ragten mit ihren breiten grünen Fächern zwischen Eisenholz- und Ohiabäumen auf, und die Äste eines beeindruckenden Paradiesvogelbusches beugten sich unter der Last der vielen feurig roten Blüten. Catherine hatte erwartet, dass Beatrice auf einer kleinen Farm oder in einer tropischen Oase wohnte, doch vor ihnen tauchte ein prächtiges zweistöckiges weißes Holzhaus mit eleganten Säulen, Fensterläden und zwei Seitenflügeln auf.
    »Das ist ja ein richtiger Landsitz!«, rief Catherine, als sie die Pferde zügelten.
    »War Haus von Plantagenverwalter. Davor war es Haus von königlicher Familie. Eine Verwandte von Lo’Ohouiki hat dort gewohnt, eine Prinzessin. Jetzt hat sie Haus von Familie zurück.«
    »Vielleicht hätten wir uns lieber anmelden sollen«, meinte Catherine verunsichert. Doch da trat schon ein Mann aus der Tür und bedeutete ihnen, die Pferde am Zaun neben dem Haus festzubinden.
    »Sie machen Besuch, ich bleibe bei den Pferden.« Mouse kramte nach seinen Zigaretten.
    Zuerst machte Catherine ein paar Fotos von dem schönen alten Gebäude und dem verwilderten Garten. Als sie dann zu der großen Veranda ging, wurde sie dort von einer eleganten Haole-Frau im Muumuu begrüßt.
    »Aloha. Sie wollen zu Mrs.Lo’Ohouiki?«
    »Ja. Ich heiße Catherine Connor und bin eine Freundin ihrer Tochter.«
    »Ah, ja, natürlich. Kommen Sie rein. Ich bin Verna Oldham. Wir sind mit unserer Besprechung fast fertig. Sie kommen gerade rechtzeitig zum Vormittagstee.«
    »Ach, du liebe Güte, ich hoffe, ich störe nicht.«
    »Nein, keineswegs.«
    Catherine folgte der Frau den holzgetäfelten Korridor entlang, wo alte Fotografien und Bilder an den Wänden hingen und eine große geschnitzte Flurgarderobe stand. Die altmodischen blau und cremefarben gestreiften Regency-Tapeten und die großen Krüge mit Farnkraut wirkten sehr geschmackvoll und schufen eine viktorianische Atmosphäre. Gern hätte sie Fotos gemacht. Ob Kiann’e hier aufgewachsen war? Eigentlich hatte sie immer gedacht, Kiann’e sei fröhlich und ungezwungen in einem Häuschen mitten in der Natur wie bei Tante Lani groß geworden. Dieses Heim hatte wenig mit solchen Phantasien zu tun.
    Beatrice und vier andere Damen saßen auf Korbstühlen und einem breiten Sofa im Wintergarten. Ein mit Schnitzereien verzierter Tisch aus glänzend poliertem Koaholz mit Spitzendecke darüber war für den Vormittagstee gedeckt. Alle Frauen trugen elegante Muumuus und Leis. Als Catherine eintrat, erhob sich Beatrice und begrüßte sie mit einer Umarmung.
    »Catherine, was für eine zauberhafte Überraschung! Meine Damen, das ist eine sehr gute Freundin von Kiann’e.«
    Die anderen Frauen sahen wie Amerikanerinnen aus, sprachen aber in leichtem Singsang. Zwei von ihnen trugen Blumen im Haar, und es schien, als lebten alle schon sehr lange auf Hawaii.
    »Ich hoffe, ich störe nicht. Abel John hat gemeint, ich soll einfach vorbeikommen …«
    »Natürlich. Sie sind jederzeit willkommen. Unsere Tür steht immer offen. Und gerade wollten wir Tee trinken.«
    »Ich hole ihn«, erbot sich Verna.
    Beatrice klopfte neben sich aufs Sofa, und Catherine nahm Platz.
    »Entschuldigen Sie, dass ich Jeans trage. Aber ich bin vom Palm Grove hierher geritten.«
    »Das klingt herrlich«, meinte eine der Damen.
    »Catherine, hier sehen Sie die Kauai-Sektion der Töchter von Hawaii«, erklärte Beatrice. »Die Organisation wurde 1903 gegründet, und alle Mitglieder müssen ihren Stammbaum bis mindestens 1880 zurückverfolgen können. Die sieben Gründerinnen wurden alle auf Hawaii geboren, als Töchter von Missionaren.«
    »Viele unserer Vorfahren waren Missionare, die in die hawaiianische Gesellschaft eingeheiratet haben«, ergänzte Verna, die inzwischen den Tee ausschenkte.
    »Und was ist das Ziel der Organisation?«, erkundigte sich Catherine höflich. Ganz offensichtlich handelte es sich um die Gesellschaftselite der Inseln.
    »Ursprünglich trafen sich die Töchter, weil sie der

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