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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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darauf mit einem anderen Mann schlafen? Was war mit ihr los?
    Zu gern hätte sie mit jemandem darüber gesprochen, der ihr versicherte, dass sie keine oberflächliche untreue Ehefrau war. Mit Mollie vielleicht? Aber obwohl sie bislang kaum Geheimnisse voreinander hatten, das brachte Catherine nicht über sich. Sie wollte ihrer besten Freundin nicht gestehen, dass selbst die scheinbar romantischste Ehe aller Zeiten bereits erste Risse zeigte. Was auch, wie sie sich eingestand, eine Frage des Stolzes war. In den Augen ihrer Freunde zu Hause hatte sie mit Bradley das große Los gezogen. Mollie würde sagen, dass sie eine Närrin war und schleunigst vergessen sollte, was sich mit PJ abgespielt hatte. Jeder mache mal einen Fehler, aber nun solle sie mit Bradley weiterleben wie bisher.
    Und für PJ war es wahrscheinlich nur ein One-Night-Stand gewesen, großartig für eine Nacht, aber am nächsten Tag zog man eben weiter, ohne Bedauern oder irgendwelche Verpflichtungen.
    Ich muss mein Leben weiterführen, ermahnte sie sich. Vergiss PJ . Sie wiederholte es wie ein Mantra: »Vergiss PJ. Vergiss PJ  …«
    Am besten würde ihr das gelingen, indem sie fotografierte, entschied Catherine und ging in ihr Zimmer, um die Kamera zu holen. Dann folgte sie den Klängen der Musik zum großen Teich, wo sich die Hochzeitsgäste versammelt hatten. Braut und Bräutigam saßen auf großen Korbstühlen unter dem Baldachin und genossen die Hula-Show.
    Tänzerinnen knieten am Ufer des Teichs, sangen und streuten Blumen aufs Wasser. Die Solotänzerin, in einem Rock aus Ti-Blättern und mit Leis um Hals, Arm- und Fußgelenke, wiegte sich auf einem Bambusfloß in der Mitte des Teiches zu den Klängen eines klassischen Hula. Nun paddelte Mouse herbei und fiel in den Chor ein. Durch den Sucher ihrer Kamera sah Catherine, wie Eleanor im Hintergrund unauffällig den Aufbau eines Büfetts unter Palmen überwachte.
    Es war eine Hochzeit, die das Brautpaar nie vergessen würde. Traurig überlegte Catherine, ob sie auch in fernerer Zukunft zumindest ihre runden Hochzeitstage hier verbringen würden.
    Nach der Feier führte Mouse, der jetzt ein weißes Hemd, weite Hosen mit einer roten Schärpe und einen Lei trug, die Hochzeitsgesellschaft zu ihren Autos. Sobald der letzte betagte Cadillac weggefahren war, lockerte er den Kragen, löste die Schärpe und gesellte sich zu Catherine.
    »Komisch, den Tag in Zwangsjacke zu beginnen«, stöhnte er. »Schön, dass Sie wieder da sind. Lust auf einen Ausritt?«
    Catherine machte einen Schnappschuss von dem wettergegerbten Mann. Glatt rasiert, mit angeklatschtem Haar und makellosem Hemd sah er so ganz anders aus als der Mouse, den sie kannte. »Eine tolle Idee! Gerne, Mouse. Haben Sie einen Vorschlag, wohin? Müssen Sie irgendwo etwas erledigen?«
    »Ich habe bis Sonnenuntergang frei. Sie sagen einfach, was Sie möchten.«
    »Kennen Sie Beatrice Lo’Ohouiki? Wissen Sie, wo sie wohnt?«
    »Sie ist mächtige Frau. Eine große Anführerin unseres Volkes. Sie kennen sie?«
    »Ja. Ich bin mit ihrer Tochter Kiann’e befreundet und kenne auch ihre Schwester Lani auf Oahu.«
    Inzwischen näherte sich ihr Urlaub dem Ende, und da sie Kiann’es Mutter noch nicht besucht hatte, wollte sie das heute nachholen. Abel John hatte ihr versichert, dass die Familie da war, und wie in den meisten hawaiianischen Familien seien Gäste jederzeit willkommen. Catherine könne also zu jeder beliebigen Tageszeit aufkreuzen.
    »Ich würde sie heute gern besuchen«, sagte sie zu Mouse.
    »Wir können zu ihrem Haus reiten. Brauchen Sie Stiefel? Wir haben welche für Gäste.«
    »Großartig. Im Augenblick möchte ich nichts lieber als das«, strahlte Catherine. Hauptsache, es lenkte sie von dem ab, was zwischen ihr und PJ geschehen war. Wenn sie an die ungebändigte Lust dachte, die beim Sex mit PJ aus ihr herausgebrochen war, erschrak sie. Sie erkannte sich selbst nicht wieder.
    Als sie dann mit Mouse losritt, überfielen sie Erinnerungen an Heatherbrae, und sie merkte, wie sehr sie Parker vermisste. Sie ritten auf demselben Weg aus Palm Grove hinaus wie beim letzten Mal, doch diesmal ging es nicht in Richtung Berge, sondern hinunter zur Küstenstraße.
    Catherine dachte an ihre erste Begegnung mit Beatrice vor der Demonstration zurück. Im Gegensatz zu ihrer herzlichen, gemütvollen Schwester Lani wirkte Beatrice majestätisch und respekteinflößend, aber auch sie hatte eine warmherzige, gewinnende Seite.
    An einem Abhang wies Mouse nach

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