Der Duft der Mondblume
zufällig wiederbegegnet. Wir waren dann sehr glücklich. Ich vermisse ihn sehr.« Sie trug den Salat auf. »Dem Herzen zu folgen ist nicht immer der richtige Weg. Aber ich bedauere nichts.« Sie lächelte Catherine an. »Vielleicht merken Sie sich das. Aber bitte«, sie hielt ihr den Brotkorb hin, »greifen Sie doch zu.«
»Waren Sie jemals … in Versuchung? Untreu zu sein?«, fragte Catherine zögernd.
»Es dauerte eine Weile, bis ich Ed das Jawort gab, aber sobald ich mich entschieden hatte, blieb ich dabei. Durch dick und dünn. Und ich bin froh, dass es so war.« Sie blickte Catherine fest in die Augen. »Jetzt kann ich auf meine Ehe zurückblicken und stolz sein.«
Catherine senkte den Blick und fühlte, wie sich ihr Magen verknotete. Wenn sie dem Gespräch doch nur nicht diese Richtung gegeben hätte!
Doch als Eleanor die Serviette auseinanderfaltete und die Gabel zur Hand nahm, fuhr sie recht nüchtern fort: »Natürlich ist nicht jede Ehe so harmonisch wie die von Ed und mir. Traurig, dass sie nur so kurz währte.«
Als Abel John am nächsten Morgen Catherines Gepäck in den Kofferraum hievte, umarmte sie Eleanor zum Abschied.
»Es war eine so wunderbare Woche! Dafür kann ich Ihnen gar nicht genug danken, Eleanor.«
»Ich muss mich noch einmal dafür entschuldigen, dass ich kaum Zeit mit Ihnen verbracht habe. Aber Sie scheinen sich ja selbst gut beschäftigt zu haben. Sie sprachen von tollen Fotos?«
»Das hoffe ich. Ich schicke Ihnen ein paar Abzüge der Aufnahmen, die ich vom Palm Grove gemacht habe. Sind Sie bald wieder einmal in Honolulu?«
»Wahrscheinlich. Zu Besprechungen mit meinem Geschäftspartner wegen der Um- und Neubauten.« Sie rümpfte die Nase. »Ich melde mich. Wir könnten uns bei Lani treffen. Und bitte grüßen Sie Kiann’e von mir.«
Das Flugzeug legte sich schräg, um den Passagieren einen Blick auf die herrliche Küste von Na Pali zu ermöglichen. »Ooh« und »Aah« riefen die Touristen angesichts der schroffen Klippen, die steil aus dem Meer ragten. Als das Flugzeug dann höher stieg, verdeckten immer wieder Wolken das smaragdfarbene Inseljuwel im großen blauen Meer. Doch ab und zu konnte Catherine einen kurzen Blick auf einen Strand werfen, an dem sich Wellen mit weißen Gischtkronen brachen. War es dort gewesen, wo sie und PJ sich gefunden hatten? War er dort unten und ritt mühelos eine lange Welle ab? Oder war er bereits über die Berge auf die andere Inselseite gefahren, auf der Suche nach dem nächsten Strand, der nächsten perfekten Welle?
Die Luft in der Wohnung war abgestanden, es roch muffig. Catherine ließ Post und Gepäck fallen und öffnete die Türen zum Lanai und die Fenster nach vorne hinaus, um durchzulüften. Sie würde Lebensmittel einkaufen müssen. Aber zuerst sah sie die Post durch: ein dicker Brief von ihrer Mutter, die ihr immer Ausschnitte aus der Lokalzeitung mitschickte, und zwei Briefe von Bradley.
Genüsslich machte sie sich eine Tasse ihres Lieblingstees, den sie auf Kauai vermisst hatte. Wenn ich das nächste Mal hinfahre, nehme ich eine Packung von Mums Tee mit, überlegte sie. Doch dann riss sie sich zusammen. Was hieß da »das nächste Mal«? Sie verscheuchte einen unwillkommenen Gedanken an PJ und öffnete Bradleys Briefe.
In dem ersten schilderte er ihr in seiner üblichen amüsanten Art die tägliche Routine an Bord. Er erwähnte, wie nett seine Mitoffiziere waren, und fragte, ob sie von seinen Eltern gehört hätte. Und ob sie bitte seiner Mutter ein Geschenk von ihnen beiden schicken könnte, weil ihr Geburtstag vor der Tür stand? Und wie sie ohne ihn zurechtkäme? Er schloss damit, dass er sie sehr vermisse.
Ich kann mir ein Leben ohne Dich nicht mehr vorstellen. Du hast mich sehr, sehr glücklich gemacht. Ich liebe Dich. Bradley.
Tränen schossen ihr in die Augen. Himmel, wie hasste sie sich! Sie hatte ihm nie weh tun wollen. Wie hatte sie sich von PJ so hinreißen lassen können?
Bradleys zweiter Brief war kürzer und enthielt die vage Andeutung, dass sich seine Order geändert habe und er möglicherweise nach Neuseeland und Australien kommen würde.
Was bedeutete das? Hieß das etwa, dass er noch länger fort sein würde? Sie rief Julia Bensen an und erkundigte sich, was sie über die Manöver und Übungen wusste und was ihre Männer eigentlich genau taten. Denn Julias Mann Jim war auf demselben Schiff wie Bradley.
»Sie dürfen uns zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht viel sagen. Sie wissen ja, wie das ist,
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